Erwartung & Ernüchterung
In letzter Zeit wird mir immer mehr bewusst, dass es im Leben einfach keine Beständigkeit gibt. Dass nichts mehr länger so bleibt, wie es gerade ist, und dass man sich auf nichts und niemanden mehr verlassen kann. Menschen kommen und gehen im Leben, das habe ich mittlerweile gelernt.
Manchmal ist jemand ganz plötzlich da und kurz darauf ebenso schnell wieder verschwunden, bevor man sich wirklich klar wird, wen man vor sich hat.
Manche bleiben länger, manche kürzer, aber letztlich sucht jeder wieder seinen eigenen Weg.
Es scheint, als lohne es sich einfach nicht mehr, sich mit jemandem näher zu befassen. Bevor man richtig damit angefangen hat, ist die Sache schon wieder erledigt. Weil jemand umzieht, sich irgendwo verliebt, die Zeit es nicht hergibt oder warum auch immer.
Ich komme mehr und mehr zu dem Bewusstsein, dass es doch wesentlich einfacher ist, sich einfach nur zu treffen, ohne sich weiter zu interessieren, mit wem eigentlich, Sex zu haben, einmal und nie wieder, und wenn es noch so schön war, und sich dann neu zu orientieren.
Ich finde das eigentlich furchtbar und erschrecke mich fast vor mir selbst.
Aber sind die Zeiten nicht wirklich so geworden? Kann man tatsächlich noch mehr erwarten, den Anspruch stellen, dass jemand das wertvolle Gut Zeit für einen opfert? Ist nicht alles, selbst zwischenmenschliche Beziehungen, nur noch auf den schnellen Konsum aus?
Ich frage mich, ob man nicht hintergründig und ganz unbewusst eigentlich immer was anderes sucht, wenn es einem offiziell nur um mal eben Sex geht. Dann würde man sich selbst belügen, aber irgendwie kann man gar nicht anders, weil diese Erwartungen einfach aufkommen, ohne, dass man etwas dagegen tun kann. Dass man sich zwar vornimmt, nur Sex haben zu wollen, aber nicht dagegen ankommt, dass der Mensch eigentlich zu was anderem gemacht ist, was man (noch) nicht will, zu dem man (noch) nicht bereit ist, wofür es (noch) keinen Platz im Leben gibt. Da komme ich ins Schleudern mit meinen Gefühlen.
Ich frage mich inzwischen auch, ob mir diese Seite, die Schnelllebigkeit, wirklich noch gut tut oder ob mich dieses Hin und Her, diese ständigen Veränderungen, doch nicht eher kaputtmachen. Es reizt mich total, ich genieße es und in dem Moment, in dem es passiert, ist es auch wirklich spannend. Aber letztlich ist es am Ende doch eher ziemlich ernüchternd und ich habe einfach keine Lust mehr, mich näher auf Menschen einzulassen, die eh nur Durchgangsstationen sind oder sein wollen oder von mir dazu gemacht werden. Einfach Sex und tschüss erscheint mir mittlerweile (leider) wesentlich schonender. Obwohl ich mich manchmal auch irgendwie gerne quäle. Viele Treffen hier sind kurz, heftig und am Ende werfen sie einen um, obwohl es doch einfach nur um Sex ging. Und trotzdem muss ich es immer wieder haben. Es ist so eine Gratwanderung zwischen Gefühl und Gefühllosigkeit.
Nichts im Leben ist mehr beständig. Das betrifft auch ganz andere Bereiche. Man muss einfach immer sehen, wo man bleibt, weil der Boden, auf dem man gerade sicher zu stehen scheint, irgendwann im Nirgendwo verschwindet. Woran liegt das? Haben sich die Zeiten so geändert? Die Menschen, die in ihr Leben? Und warum kann der Mensch mit dieser Situation so gar nicht umgehen? Warum suchen wir Dinge, die wir eigentlich gar nicht wollen oder brauchen und die einem vor allem nicht gut tun? Oder suchen die Dinge uns?