Die Ehe ist ein Versprechen, das besagt, dass man zueinander steht auch in schwierigen Situationen
Das ist mit Sicherheit wahr. Stimme ich vollkommen zu. Nur: Wenn sie sagt, verspricht, schwört, jammert, sie hört auf zu trinken, wenn er nur zurück kommt... leider die falsche Antwort.
Verloren
Sie wird nicht aufhören, denn das Problem scheint ja vorerst gelöst und da sind wir schon wieder am Anfang. Es wird schon irgendwie gehen, ging ja auch bisher.
Nee,nee, so wird das nichts. Sie muß mit dem trinken aufhören, unabhängig davon, ob er zurück kommt od nicht. Weil, wenn er weg ist, dann ist sie ja in einer schwachen Situation, glaubt, dann ist eh alles Wurscht, das Leben zu Ende und glaubt dadurch eine Lizenz zum saufen zu haben. Ok, er kommt zurück, und was passiert in der nächsten schwachen Situation? Z.B. ein Brief vom Finanzamt, Tod eines Verwandten vielleicht auch nur ein simpler Gang zu Behörden oder ne trübe Gemütsverfassung an nem verregneten Novembertag. Da darf man dann wieder trinken?
Klar klingt das jetzt komisch, aber das ist die Logik von Süchtigen. Die ist auch net immer so ganz einfach zu begreifen. Man erinnere sich z.B. eines Christoph Daum, der einer Haarprobe zugestimmt hat, obwohl er doch genau wissen mußte, daß das in die Hose geht. War auch net logisch.
Nein, sie muß Ihre Sucht in erster Linie selbst bezwingen. Denn was ist, wenn der Kraft gegebende Partner mal nicht da ist oder stirbt? Dann kommen wieder die "schwachen" Momente.
Ok, das mit der Ehe ist natürlich ein sehr schweres Problem und es geht ja auch nicht darum, jemanden einfach fallen zu lassen. Aber er hat sich innerlich ja bereits von ihr getrennt. Und ehrlich gesagt, ich glaube kaum, daß es besser für sie ist, wenn er bleibt. Noch 20, 30, 40 Jahre mit nem aktiven Alki zusammen leben? Die Hölle auf Erden.
Zugegeben, ich kenne einen anderen Fall, der aber nichts mit Sucht zu tun hat. Eine alte Freundin von mir wollte sich von Ihrem Mann scheiden lassen, weil er sie geschlagen hat. (Auch noch so´n Tabu-Thema neben Alkohol). Im letzten Moment hat sie das Ruder wieder rum gerissen, weil sie sich sagte, daß sie schon ihr ganzes Leben immer nur davon gelaufen ist und jetzt ist sie schließlich verheiratet. Nunja, das Ausschlaggebende war, daß er selbst eingesehen hat, daß er nen ziemlichen Sprung in der Schüssel hat und somit aufrichtig und ehrlich eine Therapie angehen konnte. Bis heute erfolgreich, aber geheilt? Schwer zu sagen.
Aber dieser Fall hat nichts mit Sucht zu tun. Ich erwähne ihn nur, weil es natürlich auch Ausnahmen gibt, wenn auch äußerst selten. Häufiger sind dann so Geschichten, wo sich die Patientin dann in Ihren Therapeuten verliebt, weil der ja so verständnisvoll ist und vor allem zuhört.
Sorry, ich schweife vom Thema ab.
Noch etwas Grundsätzliches:
In Fällen von Alkoholismus und Gewalt in der Ehe ist es oft der Fall, daß solche Muster "vererbt" werden. Das hat wieder was mit Psychologie zu tun. Der Mensch lernt, indem er nachahmt. Kann man schon bei Kleinkindern beobachten. Als Vorbild dient hier immer das Umfeld im Kindes- und Jugendalter, in den meisten Fällen also die Familie. Wer dort nicht gelernt hat, Problemen und schwierigen Situationen zu begegnen, wird sich auch als Erwachsener sehr schwer damit tun. Heißt: wenn der Vater z.B. bei Zoff immer nur zu Flasche oder Schläge gegriffen hat, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, daß das Kind das später auch tut. Weil es genau das von seinen Eltern gelernt hat. Heimkindern fällt es oft deswegen sehr schwer sich später in ein soziales Umfeld zu integrieren, weil in Ihrer Kindheit niemand da war, der eine ausreichend Enge Beziehung zu dem Kind aufbauen konnte, um als Vorbild zu dienen.
Sowas kann auch passieren, wenn die Eltern keine Probleme mit Alkohol hatten, dem Kind aber aus anderen Gründen kein Vorbild sein oder den richtigen Weg durchs Leben zeigen konnten. Nur nutzt es da nix, dauernd über die Versäumnisse seiner Alten zu jammern und hoch die Flasche.
Fazit: Alkoholiker müssen ihr Leben von Grund auf neu aufbauen und viele Brücken hinter sich abbrechen. Die Flasche einfach nur mal im Schrank zu lassen, damit ist es leider nicht getan. Sie müssen die einfachsten Dinge neu lernen, was teilweise ähnlich schwer ist, wie bei Schlaganfall-Patienten. Ich bringe dieses Beispiel nur, um den Schwierigkeitsgrad zu verdeutlichen, weil das den meisten Leuten nicht bewußt ist. Die meisten denken, "soll´se halt mal zum Arzt oder in ne Klinik gehen"
Da kann ich auch gleich zum Onkel Doktor gehen, der soll mir mal n Pflaster aufkleben, damit ich mit dem Rauchen aufhöre. Ist auch so n Schmuh.
Die Leute, die ich kenne wo mit dem Rauchen aufgehört haben, haben das ohne Pflaster und Doktor geschafft.
JGOBond