**********henkt:
Also wie irgendwo schonmal erwähnt, lass ich mir nicht einreden, dass meine Liebe nicht so gut wäre wie andere, nur weil ich selbst Probleme mit mir habe.
Meine Liebe ist nicht weniger aufrichtig, nur weil ich an mir zweifle und nur weil ich ein Problem habe, zu vertrauen, ist meine Liebe nicht weniger wahr.
Ich denke hier muss man zwischen zwei (für mich) essentiellen Sachen unterscheiden: Liebe und Beziehung.
Liebe, das heißt den Gegenüber mit all seinen Facetten zu sehen und (anzu-)erkennen, ist die eine Sache. Ich habe an anderer Stelle ja schon mal meine Differenzierung von Verliebtsein ("weil") und Liebe ("obwohl") gepostet.
Eine Beziehung mit einem Menschen zu führen, stellt mitunter vor große Herausforderungen. Da kommen Rahmenbedingungen, Anforderungen von Außen (Gesellschaft, Beruf), vergangene Beziehungserfahrungen (partnerschaftlich wie entwicklungsgeschichtlich) ins Spiel und behaupte ich, dass jeder Mensch, so gut er sich auch kennt, emotionale Trigger hat, bei denen er von jetzt auf gleich querschießt. (Oder sagen wir: Obwohl ich von mir behaupten kann mich ziemlich gut zu kennen, gibt es einige Sachen, mit denen man mir jegliche kognitive Kontrolle zerschießt und ich nur noch im basalen "Fight, Flight, Freeze"-Modus agiere. Oder zumindest Gefahr laufe es zu tun, bleiben selbst bei Bearbeitung derartiger Auslöser wohl immer Reste und Vulnerabilitäten verborgen.)
Beziehungen stellen für mich Wachstumsmöglichkeiten dar. Nicht, dass ich sie bewusst und explizit unter diesem Schwerpunkt aussuche (Und manchmal ist es auch schön einfach nur zu sein.), aber habe ich aus jeder Beziehung etwas Neues gelernt. Sei es aufgrund von positiven Erfahrungen oder Schmerz.
Die Kunst ist es in meinen Augen einen Partner zu finden, mit dem einen etwas Höheres verbindet. Wie das Höhere im Einzelfall aussieht, variiert wohl von Person zu Person und verändert sich mitunter wohl auch im Laufe eines Lebens. Entscheidend sind für mich eine tiefe, menschliche Verbundenheit, Offenheit, (Selbst-)Ehrlichkeit und Vertrauen sowie (menschliche) Loyalität. (Guter Sex geht damit quasi automatisch einher
)
Gleichzeitig ist die Entwicklung von Selbstliebe oft, ich möchte sagen fast ausschließlich in Interaktion mit anderen möglich. Natürlich diese einem nicht die Verantwortung ab sich mit sich selbst zu beschäftigen (Außer natürlich sie dienen der Betäubung und Ablenkung.), aber geben sie einem mitunter entscheidende Richtungs- und Erkenntnisimpulse, als wenn man sich einsiedlerhaft in seinem Elfenbeinturm um sich selbst dreht. (Was auch nicht schlecht ist, aber eben nur eine Seite der Medaille.)
Sich selbst (wirklich) kennenzulernen ist vielleicht nicht bei jedem, aber wohl oft mit Schmerz verbunden. (Es wird dann lustig, wenn der eigene Körper einem selbst den Riegel vorschiebt
) Und nicht zuletzt stellt sich die Frage, ob nach der ersten Maske, die man sich selbst abnimmt oder liebevoll abgenommen bekommt nicht nur eine weitere Maske zum Vorschein kommt, die wir aber nicht als solche sehen und empfinden, weil sie uns besser gefällt und steht. (Wobei das wohl zu philosophisch wird
) Gratwanderung.