„Shit happened“ – oder: Polliniträgerinnen fordern ihren Pre
Es war einer dieser Tage, an denen alles sitzt – die Frisur, das Kleid, die Schuhe. Der Himmel umschmeichelte mit warmen Spätsommerstrahlen jedem Zentimeter Haut, den ihr beigefarbenes leichtes Hemdblusenkleid unverhüllt gelassen hatte. Die sündhaftschönen Pumps gaben ihrem Gang eine sinnliche Note und untermalten jede ihrer Hüftbewegungen mit einer feinen Linie. Ihre Stimmung passte ins Bild – leicht und beschwingt, wie perlender Prosecco, der im Gegenlicht funkelt. So bummelte sie durch die Stadt, schaute hier und dort nach schönen Dingen, genoss ihren Espresso im Lieblingscafé bei angeregtem Smalltalk mit Freunden und begab sich geküsst von der Welt irgendwann in Richtung Heimweg. Am Kassenautomat des Parkhauses sprach sie ein Mann von hinten an. „Entschuldigen Sie …!?“ Sie drehte sich um, neigte ein wenig ihren Blick zu ihm hinunter und sah ihn fragend an. „Ich bin Ihnen dreimal in der Stadt begegnet und war jedes Mal fasziniert, bin ich Ihnen auch aufgefallen?“ „Nein, ich bedauere“. Sie nahm seinen enttäuschten Blick wahr und lächelte ihn an. Mit einem „Ich würde Sie gerne kennenlernen“ schnürte er sein Päckchen Mut und gab dabei mit leicht norditalienischem Akzent seine Herkunft preis. „Warum nicht? - ich nehme mir gerne die Zeit“ antwortete sie ihm charmant und merkte, wie sie die Begegnung mit dem Unbekannten reizte. Der Mann war geschätzte 20 Jahre jünger und sie eine Frau, die es liebte, mit ihrer Sinnlichkeit zu spielen. Sie suchten sich einen Platz am Fluss im nächsten Café, bestellten sich etwas zu trinken und begannen ihre Unterhaltung. „Bruno, mein Name ist Bruno und ich bin Neurologe am Klinikum“, stellte er sich vor. „Nichts leichter als das“, sagte sie zu sich selbst und schmunzelte in sich hinein. Er hing an ihren Lippen und schaute sie verblüfft an, als sie in seinem Fachterminus die Fragen stellte, die er niemals bei ihr vermutet hatte und die er eigentlich auch nicht hören wollte. Ihr war schon klar, dass er lieber andere Antworten auf seinen Wunsch bekommen hätte, der ihm allzu deutlich ins Gesicht gemeiselt stand: „Ich will Dich ficken, jetzt sofort und hier!“ – so deutlich, dass es schon amüsant wirkte. „So einfach nicht, mein Freund“, dachte sie bei sich und lies ihn weiter gewähren. „Sie sind mir aufgefallen, Sie und Ihrer atemberaubender Gang auf diesen wunderbaren Schuhen“, versuchte er das Gespräch in seine Richtung zu lenken. „Wie schön“, antwortete sie ihm gelassen herausfordernd. Die Bällchen flogen geraume Zeit hin und her, doch dann begann er etwas zu tun, was er niemals hätte tun dürfen. Er öffnete seine Umhängetasche und begann hektisch, darin herum zu suchen, hob seinen Blick und schaute sie bedauernd an: „Es tut mir leid und es ist mir schrecklich peinlich, aber ich bin Ihnen die ganze Zeit hinterher gelaufen und fand dabei leider nicht die Gelegenheit, für das nötige Kleingeld zu sorgen, um Sie jetzt einladen zu können“. „Kein Problem“, antwortete sie souverän und verlangte nach der Rechnung über zwei Mineralwasser. „Darf ich Sie wiedersehen?“ versuchte er die Situation für sich zu retten … Er durfte nicht und sie - ebendiese Lady und sie in mir raten euch Männern in der großen weiten Welt der himmlischen Begierden: Tragt immer mindestens ausreichend Münzen für zwei Gläser Mineralwasser bei euch – griffbereit.
Wie es Bruno heute geht, weiß der Himmel … wie es ihm nie wieder gehen wird, das weiß ich