Mit der Einsamkeit angefreundet... ist das krank?

@*****_68
[„…Würdest Du Dich selbst in Deiner Situation ernstlich unwohl fühlen, dann wäre womöglich Handlungsbedarf angesagt ... so ist aber alles ok…“]

Ernstlich unwohl fühle ich mich wirklich nicht damit. Ich mag die Gelassenheit Deiner Aussage. Da spiegele ich mich gerne drin. Merci!

[„…Wenn Du allerdings ein Problem mit Nähe hast, Dich nicht mitteilen kannst oder willst, dann steckt vielleicht auch die Angst vor Verletzung dahinter…]

Das macht mich nachdenklich, Ruby. Problem mit Nähe? Körperlich jedenfalls nicht. Eins ist klar, ich habe keinerlei Probleme, mich mitzuteilen. Ggf. mit allen „Sinnen“. . Ich bin sehr meinungsfreudig und stehe auf offene Kommunikation. Ich bin ein analytisch-tiefgründiger UND gleichzeitig ein sehr empathischer Mann. Das wird in der heutigen Spaßgesellschaft von vielen (Frauen) wohl als zu anstrengend empfunden. Das bedeutet für mich aber nicht, dass ich „downgrade“. Nähe/Angst vor Verletzung? Da ist was dran. Aber auch irgendwie banal. Wer wird schon gerne verletzt, ne? Angst ist etwas zu stark formuliert, denke ich. Vielleicht habe ich eher ein Problem mit dem richtigen emotionalen Maß aufgrund mangelnder Einübung. Würde also lieber sagen „begründete Vorsicht“ bei gleichzeitiger Sehnsucht nach Nähe… die aber leider (???) abnimmt, je älter ich werde. So in etwa.

Vielen Dank für Deine Anmerkungen, Hanauer. Klaro, wenn ich mich umgucke, scheint es keine Beziehungen zu geben, die nicht größtenteils aus Stress bestehen. Warum danach sehnen?

Stimmt, braucht kein Mensch, oder vielleicht doch? Ich glaube, es ist uns einfach die Fähigkeit abhanden gekommen, adäquat miteinander umzugehen, sprich für einen anderen wirklich „da“ zu sein und sich selbst zurückzunehmen, wenn man sich für eine „Beziehung“ entschieden hat.

Mir scheint, Mann und Frau bekommen es heutzutage nicht mehr auf die Reihe, weil die Ego-Ansprüche maßlos geworden sind. Passend zur „kranken“ Zeit, in der wir leben. Nehme ich mich selbst nicht von aus.

Meine „krasse“ Konsequenz: Mir genügt ein weiblicher „Kumpel“, mit dem ich hin und wieder Sex haben kann und der mir ansonsten nicht auf die „Nüsse geht“. Dennoch versuche ich, offen für „große Gefühle“ zu bleiben. Und das wird deutlich schwieriger, je mehr ich mich an das Alleinsein gewöhne und gleichzeitig mit wachem Blick meine Umwelt betrachte.

Danke für Dein Lob, Max, ich bin dafür anfällig!

Ich glaube auch, dass es ein Zeitphänomen ist, sich ja keine Blöße vor den Mitmenschen zu geben. Damit könnte man sich ja angreifbar machen und die „Konkurrenz“ (auf welchen „Geschäftsfeldern“ des Lebens auch immer) begünstigt werden.

Und so wie sich der Kapitalismus zum Raubtierkapitalismus weiterentwickelt hat, scheint sich der Mensch in die überwunden geglaubten Zeiten des „homo homini lupus“ zurückzuentwickeln. Aber das führt jetzt hier zu weit, denke ich.

Eins vielleicht noch: Dass mit dem Mauernaufbauen hat ja auch mit Selbstschutz zu tun. Ich finde das einfach menschlich und ok so. Früher: Rückzug in die Burg. Heute: Rückzug ins Innere. Ich glaube, das ist der einzig verbliebene Rückzugsraum des Menschen, der von ihm noch nicht ökonomisch verwurstet und verwüstet wurde.

Übrigens: Coole Nummer mit dem Nachtspaziergang um 3.00 Uhr. Ich lade meine Akkus seit 1 ½ Jahren beim Jogging auf und halte es da wie die alten Römer: mens sana in corpore sano. Das tut mir wirklich guuut. Körperlich, weil ich mich spüre und geistig, weil ich „abschalten“ kann.

Für mich ist das Wellness ohne Schicki-Micki-Attitüde. Das hat mit meiner durchaus vorhandenen Eitelkeit zu tun und mit meiner Freude am Erhalt des „schönen“ Körpers. Dieses Geschenk möchte ich nicht vergammeln lassen wie viele andere meiner Altersgenossen.

Ob ich andere Menschen brauche, hm, schwierig. Beim Sex auf alle Fälle! Und wenn mein Selbstfindungstrip so weiter geht, wie bisher, könnte ich im Alter Probleme bekommen. Dann, wenn ich auf andere angewiesen bin. Ganz klar eine Horrorvorstellung, wenn ich daran denke. Nur die „Liebe“ könnte mich da retten. Stimmt, tief in mir bin ich Romantiker.

Wäre hilfreich, wenn du die angeblichen Widersprüche konkret benennst und nicht einfach nur so behauptest...lerne gerne hinzu!

Danke für Deine Rückmeldung. Wie lange ich alleine bin? Seitdem ich als Baby in die Welt geworfen wurde. Philosophisch argumentiert. Das was Dich vermutlich interessiert: Ich hatte bislang drei „Lieben“…jeweils leider unglücklich ausgehende, die auch nicht lange gingen. Maximal ein paar Monate, längstens ein ¾ Jahr. Sexuell vergnügt habe ich mich aber öfter. Und immer sehr gerne. Ich hoffe, das bleibt auch so. Die große Liebe brauche ich dafür nicht.
Ich KANN das trennen. Andere nehmen es nur in den Mund. Oder schlimmer: Sie spielen bewusst mit dem Gefühl des anderen.

Ich denke, ich bin bereits auf dem Weg zum „schrulligen Eigenbrötler“. Noch merkt man mir meine Schrullen nicht an. Hoffe ich. Ich bin allerdings schon soweit, dass ich meine Schrullen einem anderen Menschen in einer Beziehung nicht zumuten möchte. Das ist leider eine Grundhaltung geworden. Die stelle ich nur hin und wieder in Frage. Dann, wenn ich mich verliebe und meine Seele meinen Verstand dominiert. Bin ich nicht verliebt, also in der Regel, dann empfinde ich meine gepflegte Einsamkeit nicht als Einzelhaft oder Strafe. Ich habe mich komfortabel darin eingerichtet. Ok, das Zückerchen für die Seele fehlt manchmal. Aber wenn ich dann in meinem persönlichen Umfeld regelmäßig von Trennungen, Knatsch, Stress, Betrug, Lügen, Gereiztheit, Unausgeglichenheit, Unzufriedenheit höre, fällt es mir leicht, NIX daran zu ändern.

Dass der Mensch ein Herdentier ist, ist klar. Soziologisch gesehen. Individualpsychologisch fühle ich mich dieser Herde aber nicht zugehörig. Eine unschöne Facette meines Charakters zeigt sich z.B. darin, dass ich den universellen Mainstream verachte. Und das ist jetzt nicht leichthin dahergesagt. Verachtung des Mainstreams ist besser als Verzweiflung an der Menschheit, denke ich. Das eine weist von mir weg. Das andere würde mich umklammern und kaputtmachen. Das lasse ich nicht zu.

Ohne Zweifel: Ich bin anstrengend. Für die meisten. Für die wenigen hoffe ich, mitunter bereichernd zu sein. Möglicherweise wird die Anstrengung ja belohnt.

Das mit der Klingel ist nett formuliert. Bin aber darüber hinaus. Ich warte schon lange nicht mehr. Suche auch nicht. Das mit dem Anschlussnichtverlieren nehme ich trotzdem ernst. Vielleicht ist meine Einlassung hier im Forum, ein Versuch, den Anschluss nicht zu verpassen….Danke für Deinen Gedankengang, war mir sooo nicht bewusst.

Wir verstehen uns!

Dankeschön. Ich möchte Deinen Superlativ für mich einschränken. Möglicherweise, unter Umständen, evtl. und vielleicht könnte eine gelingende Zweisamkeit das „gekonnte“ Alleinsein toppen.

Ich möchte über meinen Arbeitsplatz nicht reden. Nur soviel: Bin Angestellter im öffentlichen Dienst. 32 Mitarbeiter. 90 % mainstream-Gestrickte und Rückgratlose, einige Vollpfosten … also ich denke, so wie überall. 10 % Persönlichkeiten, denen ich manchmal bestimmte Facetten meiner Persönlichkeit „zumute“. Smalltalke. Die können das dann auch größtenteils wechseln. „Privates“ auf der Arbeit nur mit zwei Personen…zwei Frauen… … dann aber tabulos. Ich mag keine Denkverbote oder übertriebene Rücksichtnahmen, wenn man sich kennt und mag. Bei diesen beiden fühle ich mich gut, so zu sein, wie ich bin…nun gut, so lange, bis ich enttäuscht werde. Aber das ist der Preis für Vertrauen.

Ich kann froh sein, dass ich 2004 dort gelandet bin. Quasi unkündbar, wenn ich mich nicht total dumm anstelle. Wenn ich hingegen an Deinen Job mit Kundenkontakt denke, wäre ich sicherlich vollkommen überfordert. Ich kann mich einfach nicht verstellen. Wenn mir Anmaßung gepaart mit Dummheit und Arroganz begegnen und ich wäre gezwungen, das auszuhalten, weil es der Job (und der Kunde) erfordert. Dann gute Nacht, Marie…drei Tage vielleicht…gefeuert…aber so was von klar!

Tja was wäre, wenn ich gefunden würde. Von einer Frau, die mich begeistert. Intellektuell wie sexuell? Mit einem Herzen auf dem rechten Fleck. Ganz ehrlich? Ich wäre überrascht. Erschreckt und erfreut zugleich. Vorsichtig. Gespannt und neugierig. Und meine Verunsicherung würde ich versuchen, mit Eloquenz und Charme zu überspielen bis ich Vertrauen gewonnen hätte, um mich einzulassen. So in etwa.

Ich sehne mich nach leidenschaftlichem Erleben von Geist und Eros. Ich sehne mich danach, verstanden zu werden und mich angenommen zu fühlen. Ich sehne mich danach, mich voll und ganz zu verschenken, ohne mich zu verlieren. Keine Ahnung, ob das Liebessehnsucht ist.
Jedenfalls bin ich aktuell Herr meiner verantwortbaren Entscheidungen. Insofern gestatte ich mir Nähe oder eben nicht. Punktuell und ausgesucht für besondere Momente der erotischen Zweisamkeit. Möchte ich nicht missen. Knallt hingegen die Liebe in mein Leben, passiert etwas anderes…ich bin verwirrt, muss mich sortieren und dann hoffe ich, wieder zu vertrauen, wenn’s gut läuft… und mit der Zeit lege ich mein Herz vertrauensvoll in die Hand des anderen. Und alle emotionalen Dämme brechen. Diesen Dammbruch auszuhalten und sogar gut zu finden, bedarf es einer starken Frau. Seelisch wie geistig. Ist mir bislang noch nicht begegnet. Heute leide ich nicht mehr daran, früher schon.

Glücklich macht mein So-Sein nicht. Zufrieden trifft es eher. Steckt übrigens „Frieden“ drin…Man könnte sagen, ich habe Frieden mit mir gemacht. Und dieser Frieden ermöglicht es mir, auch wieder offen für „mehr“ zu sein.

[„…Irgendwann kommt mit Sicherheit der Punkt das du jem. an deiner Seite haben willst oder du merkst das dir deine Freunde fehlen.]

Ich hoffe, dass Du Recht hast, Xantus, merci!

Danke für Deine Ferndiagnose. Kann ich mich mit anfreunden. Wenigstens was den egoistischen Antrieb angeht. Sehe ich auch nicht unbedingt kritisch, ist einfach menschlich.
Allerdings war ich noch nie so gestrickt, dass ich eine Frau gebraucht habe, um einen eigenen Mangel an was auch immer zu kompensieren. Ist viel trivialer: In jungen Jahren war es einfach das ausschließliche Begehren des weiblichen Körpers. Dann kam das Interesse an der weiblichen Persönlichkeit hinzu. Und sehr gerne mit „externer Bestätigung“ wie Du sagst.

Heute geht’s mir mehr um das Finden eines Alter Ego. Eine Frau, die frei ist, mit freundlichem Wesen und selbstbestimmt, nicht emotional abhängig. Unterhalb dessen, lohnt es sich für mich nicht mehr, ein Wagnis einzugehen und aus meiner selbst gewählten Einsamkeit auszubrechen. Bin in meiner Anspruchshaltung also ziemlich maßlos geworden, aber nicht hoffnungslos und immer noch „offen“ für das Unmögliche.
Merci Grecko!