Düstere Legenden

Ich meine das sehr wohl Wehmut da drin mitschwingt.

Wie z. B. der Wehmutsgedanke : Es hätte doch alles gut funktionieren können. Warum ist Dieses und Jenes so gelaufen ? Hätte das sein müßen ?

Verstehst Du was ich meine, Dieter ?

Denn deine Worte zeigen doch deutlich auf,
was es mit Menschen machen kann, wenn alles schief läuft.
Ob im Job, in Beziehung, in Freundschaft...oder Familie.

Eine riesen Welle des Enttäuschtseins und Kälteeinbruchs.


Barbara

Ich kann nachvollziehen, dass sich der Text für Dich so liest, Barbara.

Aber: würde ich wirklich einen Text schreiben, der den Umständen
und Schicksalsschlägen die Schuld daran gibt, dass ein Mensch sich
entschließt, die Welt in Schutt und Asche zu legen ? Ich glaube nicht.

Stell Dir mal vor, ich würde Hitlers Mama die Schuld daran geben,
dass ihr Junge später getan hat, was er getan hat ?


Dieter

Nun, wieso solltest Du nicht auch mal so ein Gedicht schreiben ?

Wenn auf mich Bomben geworfen werden, (und da meine ich jetzt keine Kriegsbomben) wieder und wieder...dann kann sich doch der Wunsch nach fetter Rache auftun, ohne das man gleich die ganze Welt in Schutt und Asche legt.

Nicht immer nehme ich jedes Gedicht wörtlich.

Deine Worte sind heftig gewählt. Jedoch kann sich doch dahinter auch ein ganz persönlicher Krieg befinden...mit nicht so heftigen Folgen.

Oder aber schau noch mal nach Norwegen.
Nemesis : Was aus Menschen werden kann auf der Insel Utøya z. B.


Barbara

Dein Hinweis auf Norwegen ist klasse, Barbara.
Viele der Amokläufe, von denen wir in den Nachrichten erfahren,
haben ihre Wurzel letztendlich in persönlichen Kränkungen, die
der spätere Täter nicht verarbeitet hat.
So, wie Hitler manche Erfahrungen aus seiner Kindheit und Jugend
offenbar nie verarbeitet hatte...

Aber: wenn ich mich darauf einlasse, ein Gedicht zu schreiben,
das aus der Sicht eines Täters erzählt, dann bedeutet das
immer auch, mich den eigenen dunklen Seiten zu nähern.
Und da das Kraft kostet, kann auch ich es nicht immer.



Dieter

Die dunklen Seiten in einem selbst existieren nun mal auch.
Sicherlich kann man darüber nicht dauernd als Täter schreiben.
Doch hier ist Dir das einwandfrei gelungen.

Und so übt und spielt die innere Gottheit des gerechten Zorns und der Rache doch auch im kleinen Umkreis seiner Mit-Menschen ihre Rolle der Vernichtung.


Barbara

... und es gekonnt in Worte gefasst
dürft bei jedem Lesen Bilder des Schreckens und des Unterganges hervorrufen

Wenn das so wäre, wäre es gute Unterhaltung
und ich würde mich freuen.

unterhaltsam ist es allemal.....

Wenn man später über die Zeiten spricht
Als das große Sterben begann
Hält man über Dich und auch mich Gericht
Über jeden einzelnen Mann

Wir ließen zu
Dass unser Träumen endet
Wir taten nichts
Damit das Blatt sich wendet

Niemand sah die Zeichen an der Wand
Folgte seinem eigenen Verstand
Leistete entschieden Widerstand
Kämpfte für verbrieftes Recht
Mit Herz und harter Hand


Wenn man später über die Zeiten spricht
Als unser schönes Leben zerfiel
Wird man sagen, dass wir entsagt der Pflicht
Nichts mehr wussten von Anfang und Ziel

Wir übten uns
In endlosen Debatten
Wir glaubten nicht
An einen Sieg der Schatten

Niemand sah die Zeichen an der Wand
Folgte seinem eigenen Verstand
Leistete entschieden Widerstand
Kämpfte für verbrieftes Recht
Mit Herz und harter Hand


Morgen geht der König zum Schafott
Niemand wird uns schützen
Vor Zerstörung, Schmerz und Spott


© Dieter Müller, 30.05.2012

Danke für diesen Text und das wieder aufleben lassen des Threads....

Eigentlich ist er als Fingerübung heute nachmittag entstanden,
während ich mir über jobbezogene Fragen den Kopf zerbrochen
habe. Mit denen bin ich dann aber auch ein bisschen weiter
gekommen.

Nette Übung.

Fingerübung ? Liest sich aber eher nach gut durchdachtem Stoff,
der doch eine Weile gebraucht haben könnte, bis der Text so steht, wie er steht.

Richtig gut gemacht...

Grüße

Barbara

Das eine (Fingerübung) schließt das andere (durchdachter Stoff) nicht aus.
Tatsache ist: das Schreiben ging mir leicht von der Hand.



Dieter

Tief in meiner Brust
Schläft eine unbenannte Lust
Tief in meinem Herz
Brennt unvergänglicher Schmerz

Mich plagen schwere Träume
Mein Fluch sind dunkle Räume

Was mein Fühlen fühlt
Hat oft mein Denken aufgewühlt
Was es sich ersehnt
Hat nicht nur Grenzen zerdehnt

Mein Blick sieht rote Klingen
Mein Blick sieht schwarze Schwingen

„Führt sie zu den Höhlen
Fesselt sie an den Fels
Mit Ringen aus Eisen“

„Welche darf ich wählen?
Welche Maid will mit mir
Zum Drachentor reisen?“

Trunken vom Gesang
Der Frau, die ihre Furcht bezwang
Gehe ich den Gang
Der schon so viele verschlang

Mein Wahn ist ihr Verderben
Mein Leben braucht ihr Sterben

Niemand sieht den Kuss
Den sie dem Dämon geben muss
Niemand zieht den Schluss
Ihr Stöhnen schenkt mir Genuss

Den Preis für mein Erstrahlen
Muss sie mit Blut bezahlen

„Führt sie zu den Höhlen
Fesselt sie an den Fels
Mit Ringen aus Eisen“

„Welche darf ich wählen?
Welche Maid will mit mir
Zum Drachentor reisen?“


© Dieter Müller, 20.06.2012

aber ich denke Drachen gibts genug...da kommen bestimmt welche mit...

LG A

Zum Glück müssen solche "Legenden" ja nicht
geschlechtsrollenpolitisch korrekt sein.

kalt streichelt der abendwind
über die weiche haut
während die dunkelheit sich
noch mehr verfinstert

kalt streicht der abendwind
durch deine seele
während der schmerz dir
den verstand zu rauben droht

kalt streichelt der abendwind
über die hoffnung
während das vergessen dir
den atem raubt....................