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Psychotherapie und Partnerschaft

*******usse Frau
96 Beiträge
Themenersteller 
Psychotherapie und Partnerschaft
Menschen, die eine Psychotherapie machen, ob diese nun als Selbsterkenntniss-prozesse im Rahmen einer Ausbildung im sozialen oder therapeutischen Bereich geschieht oder als Behandlung aufgrund einer Krankheit geschieht…oder zur Verbesserung des Lebensgefühls entwickeln erfahrungsgemäß meist einen komplexeren Blick auf ihre eigene Dynamiken und Beziehungen, sowie Methoden im Umgang mit Konflikten, als das vielen anderen Menschen im Alltag möglich ist.

Welche Dynamiken können sich ergeben,
wenn Therapieerfahrene Menschen eine Partnerschaft eingehen, mit welchen, die keine solche Erfahrung haben?

Habt ihr das erlebt...gibt es da bestimmte Muster?

Wieviel von der Therapie tragt ihr in die Beziehung?

Wie ist das wenn ein Partner seine Probleme mit einem professionellen Dritten bespricht?

Und die Ergebnisse wieder in die Beziehung trägt?
Oder sie verschliesst?


Wieviel Offenheit gibt es da?

Entstehen unterschiedliche Rollenverteilungen im Umgang mit Beziehungskonflikten?

Entwickelt der therapieerfahrene Partner häufiger Lösungsstrategien?

Oder eher nicht...


Wenn beide Partner Psychotherapie sich unterzogen haben,
welche Dynamiken tauchen dann auf…?

Die Konstellation
von Beziehungen wo ein Partner professionell als Therapeutin arbeitet, wär ja wahrlich einen andere Thread wert...
*********nd_69 Frau
7.362 Beiträge
Wie ist das wenn ein Partner seine Probleme mit einem professionellen Dritten bespricht?

Und die Ergebnisse wieder in die Beziehung trägt?
Oder sie verschliesst?

"Mein Therapeut hat gesagt dass...." zeigt, dass die Therapie ihren Zweck nicht erreicht hat. Es geht darum, zu sich selbst zu finden, nicht Ratschläge von Gurus zu befolgen. Die Therapie ist ein geschützter Raum, in dem der "Patient" die Möglichkeit bekommt, sich über sich selbst und seine Verhaltensweisen klar zu werden. Es geht nicht drum, Beziehungsprobleme nach außen zu tragen, sondern seine eigenen Verhaltensmuster und die zugrundeliegenden Erfahrungen zu reflektieren, also ins Bewusstsein zu bringen ("sich selbst auf die Schliche kommen"). So dass man das nächste Mal in einer ähnlichen Situation eine neue Handlungsalternative zur Verfügung hat.

Entstehen unterschiedliche Rollenverteilungen im Umgang mit Beziehungskonflikten?

Fände ich fürchterlich. Das klingt nach einer Über-/Unterordnung, wie rum und aus welchen Gründen auch immer. Entweder ist der Therapierte so toll, denn er muss "es" ja wissen, oder er ist so hilflos, dass er eine Therapie braucht, so dass der Untherapierte in der Hierarchie oben steht. Beides hat mit einer Beziehung nichts zu tun.

Entwickelt der therapieerfahrene Partner häufiger Lösungsstrategien?

Oder eher nicht...

Auch hier wieder: Das läuft auf ein "besser-schlechter" oder "mehr - weniger" hinaus. Egal welche Lebenswege bis jetzt genommen wurden: Gleichberechtigung, Gleichwertigkeit, Augenhöhe - das sind die Zauberworte. Nicht "ich bin therapiert, du nicht".

Wenn beide Partner Psychotherapie sich unterzogen haben,
welche Dynamiken tauchen dann auf…?

Hoffentlich nur positive: Zwei Menschen auf Augenhöhe begegnen sich, die in der Lage sind, sich und ihr Verhalten zu reflektieren, achtsam miteinander umzugehen und ihr Leben in gegenseitiger Achtung miteinander zu verbringen.


Ich halte wirklich nichts von Therapien, die in Wettkämpfe ausarten, oder die den Therapierten vom Therapeuten abhängig machen. Oder die bestehende Konflikte eher verfestigen als aufbrechen. Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass zum Konflikte lösen - insbesondere bei lange schwelenden Konflikten - immer alle Beteiligten gehören. Der gute Wille von einem wird leicht als neuer Konfliktherd gesehen, wenn er einen solchen schwelenden Konflikt jetzt endlich offen anspricht.

Ich halte auch nichts davon, wenn Menschen ihren Weg als den einzig wahren sehen und alles andere verdammen ("ich hab länger Therapie gemacht als du - also bin ich weiter als du..." oder "meine Therapie ist besser als deine..." oder "du hast ja keine Ahnung, du brauchst ja ne Therapie...").

Allerdings denke ich schon, dass die Therapie eines Partners ganz schön viel in der Partnerschaft verändern kann (wenn der Therapierte neue Sichtweisen für sich zulässt). Immerhin verändert man sich selbst, bekommt im besten Falle einen weiteren Horizont, geht achtsamer mit sich selbst um - und das strahlt aus. Bestimmte Knöpfe, die beim Drücken eine bestimmte Reaktion ausgelöst haben, funktionieren vielleicht nicht mehr. Das erzeugt erst mal Unsicherheit, die je nach beteiligten Persönlichkeitstypen, Intention der ursprünglich eingegangenen Beziehung und Weiterentwicklung der Persönlichkeiten entweder irgendwann zur Trennung oder zu einer weiteren Verbesserung der Partnerschaft führt.
Welche Dynamiken können sich ergeben,
wenn Therapieerfahrene Menschen eine Partnerschaft eingehen, mit welchen, die keine solche Erfahrung haben?

Dazu kann ich nur sagen:
Ideal ist in dem Fall, wenn derjenige der eine Therapie hat auf jemanden trifft, der keine Therapie (mehr) braucht. *g*
**S Frau
1.409 Beiträge
Naja, eine Therapie hinterfragt potenziell erstmal alles und macht da auch vor der Beziehung nicht halt - und zwar nicht selten in einem Ausmaß, dass die Beziehung in Frage gestellt wird. Nicht alle Beziehungen überleben das. Hatte ich schon öfter in meinem Bekanntenkreis, dass sich Paare im Verlauf einer Therapie getrennt haben. Aber auch den umgekehrten Fall, dass eine Therapie abgebrochen wurde, weil sie festgestellt hat, dass der Partner die nächste Bezugsperson für sie ist und sie letztlich keine neutrale Person von außen will und braucht.

Also ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, jemand, der eine wirklich gut funktionierende Beziehung hat, braucht letztlich, wenn es sich nicht um eine richtig handfeste Psychose handelt, die medikamentös behandelt werden muss, keine Therapie.
*****e15 Mann
299 Beiträge
Nicht ganz leicht für den Partner
also ich habe über dreizehn Jahre unterschiedlich intensive Therapien und Therapieformen, sogar Klinikaufenthalte hinter mir und kann nur sagen für den Partner/in ist das kein Zuckerschlecken.
Es ist weniger die Therapie an sich, als viel mehr die Erkrankungen. Das ist schon ein ein Leid und der Partner muss da ganz schön viel aushalten.

Für meine Partnerin - es war die ganze Zeit die gleiche - war die Therapie der Anker. Sie hat peinlich drauf geachtet, das ich das auf jeden Fall fortsetze und ein ganz wichtiges Signal, dass ich an mir arbeite. Dann fällt es einfach leichter die Krankheitsnebenwirkungen zu ertragen.

Eine Weile war meine Frau in die Therapie integriert, aber das funktioniert nur bedingt. Ich habe auch nie so viel aus der Therapie berichtet und das ist auch richtig so. Es geht um das innere, um das eigene selbst, das hat ungefiltert nichts beim Partner zu suchen. So sah ich das, so sah das auch meine Frau.

Die o.g. genannte Äußerung in einer funtionierenden Beziehung braucht man keine Therapie ist Käse. Wenn eine Erkrankung vorliegt, kann das wohl nur in den seltensten Fällen, - ich behaupte in keinem - eine Beziehung auflösen. Eine Beziehung kann helfen und stabilisieren, auch zuarbeiten, aber ersetzt keine Therapie. Das hat nichts miteinander zu tun.

Lg
********e_oo Frau
245 Beiträge
Also ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, jemand, der eine wirklich gut funktionierende Beziehung hat, braucht letztlich, wenn es sich nicht um eine richtig handfeste Psychose handelt, die medikamentös behandelt werden muss, keine Therapie.

wuha. damit drängst du aber den partner in eine rolle, die ziemlich heftig sein kann. ohne jemals eine handfeste oder streichelweiche pyschose gehabt zu haben - aus eigener erfahrung mit allerhand lebensproblematiken - die entwirrung von problemen dem partner aufzubürden ist, wenn´s nicht grade darum geht, wer den müll raus bringt, oftmals zuviel verlangt. manche dinge müssen außerhalb der paarbeziehung aufgedröselt oder besprochen werden. (das muss mit therapie noch gar nix zu tun haben. manche gespräche etwa führt man nur mit freunden, nicht mit dem partner.)
****_by Frau
35 Beiträge
Macht einer in der Partnerschaft eine Therapie und der andere nicht, kann durchaus eine Dynamik entstehen, die eine Partnerschaft in ein Ungleichgewicht bringt.

Allerdings denke ich schon, dass die Therapie eines Partners ganz schön viel in der Partnerschaft verändern kann (wenn der Therapierte neue Sichtweisen für sich zulässt). Immerhin verändert man sich selbst, bekommt im besten Falle einen weiteren Horizont, geht achtsamer mit sich selbst um - und das strahlt aus. Bestimmte Knöpfe, die beim Drücken eine bestimmte Reaktion ausgelöst haben, funktionieren vielleicht nicht mehr. Das erzeugt erst mal Unsicherheit, die je nach beteiligten Persönlichkeitstypen, Intention der ursprünglich eingegangenen Beziehung und Weiterentwicklung der Persönlichkeiten entweder irgendwann zur Trennung oder zu einer weiteren Verbesserung der Partnerschaft führt.

Es mag daher sicherlich nicht verkehrt sein, um dieses Ungleichgewicht auszugleichen, wenn beide Partner in irgendeiner Form an der Weiterententwicklung ihrer Persönlichkeit arbeiten.
**S Frau
1.409 Beiträge
Die o.g. genannte Äußerung in einer funtionierenden Beziehung braucht man keine Therapie ist Käse. Wenn eine Erkrankung vorliegt, kann das wohl nur in den seltensten Fällen, - ich behaupte in keinem - eine Beziehung auflösen.

Ja, wenn tatsächlich eine richtige Erkrankung vorliegt, ist das Käse, da kann der aktuelle Zustand durch Medikamente stabilisiert werden, wobei ich es aber nicht für das Optimum halte, den Partner als stabilisierenden Faktor mit einzukalkulieren, das verschiebt die gleiche Augenhöhe und schafft Abhängigkeiten, die einer Partnerschaft nicht förderlich sind.

Und selbstverständlich sollte man den Partner nicht zum Therapeuten umfunktionieren und ihm schon gar nicht die Verantwortung für das eigene Wohl und Wehe aufbürden, geht ja auch gar nicht. Aber jemand, der keine wirkliche Erkrankung hat, der soll doch dann auch seinen Kopf einschalten und sich selbst - gern im Austausch mit Partnern und Freunden - aus dem Sumpf ziehen, und nicht auf Kassenkosten, die ja durch die Allgemeinheit finanziert werden, wegen ganz normaler Lebensprobleme zum Therapeuten rennen. Letztlich kann einem nämlich auch der beste Therapeut nicht abnehmen, zu entscheiden, wo man in seinem Leben hin will, und die entsprechenden Schritte dazu zu gehen.
*****e15 Mann
299 Beiträge
@CJS
kann ich total unterschreiben was Du da schreibst.

Dummerweise tritt der Effekt, daß der Partner als stabilisierendes Element während einer Therapie funktioniert, fast zwangsläufig auf. Da kann man kaum etwas gegen machen.
Höchstens, so gut es geht, den Partner aus der Therapie selbst raushalten, aus der Krankheit kann man ihn eh nicht raushalten.

Dieses am eigenen Arm aus dem Sumpf rausziehen, auch da stimme ich Dir zu. Therapie ist eigentlich nur bei Krankheit oder professionellen Gründen angesagt. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, das oft die falschen zur Therapie gehen. Die die es am dringensten bräuchten tuen es ab - ein bekanntes Phänomen. Ich schweife allerdings jetzt ab.
**HN Mann
3 Beiträge
So gehts auch
Meine Frau verfiel nach 5 Suicidversuchen ihrer Mutter, davon mindestens 2 in ihrem Beisein letztes Jahr einer Depression. Lange Zeit wurde von ihr trotz meiner Aufforderung eine Therapie abgelehnt. Ich versuchte, ich unserem Leben den stabilisierenden Faktor darzustellen, hörte sogar auf, zu arbeiten, um mich um unsere Partnerschaft zu kümmern.
Aus heutiger Sicht muss ich sagen, dass ich in den letzten Monaten des letzten Jahres in eine Abhängigkeit bzw. selbst in eine Depression fiel. Es gab für mich nur noch die Krankheit meiner Frau. Im Januar fing sie mit einer Therapie an, wurde auch medikamentös behandelt. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch die Aussage, dass ich der einzige stabilisierende Faktor in ihrem Leben bin.
Im Rahmen der Gespräche erkannte meine Frau, dass die Ursache ihrer Depressionen nicht ihre Mutter, sondern ich bin. Das Ergebnis ist, dass unsere Beziehung nicht mehr existiert, ich bin auf Aufforderung meiner Frau ausgezogen, sie hat sich einen völlig neuen Freundeskreis gesucht, neue Interessen entwickelt und ist eigentlich nur noch auf Achse.
Aus meiner Sicht und mit meinen Erfahrungen aus der Partnerschaft ist sie nicht geheilt, sie ist vor sich selbst auf der Flucht.
*****e15 Mann
299 Beiträge
@CHHN
jaja, so kann es gehen. Das tut mir leid und ist echt bitter für Dich, leider gar nicht so exotisch.

Wie gesagt, für die Angehörigen ist es in der Regel kein Spaß und manchmal eben richtig gefährlich. Eine Beziehung ist ja ein System, und nicht selten wurden unterbewußt Partner ausgesucht die zur eigenen Psyche, und eben auch zu den eigenen Krankheiten, passen. Wenn dann auf einer Seite eine Veränderung eintritt wird es schwierig für beide Parteien.

Es war allerdings mit Sicherheit ein Fehler von Dir Dich so dermaßen auf die Depression Deiner Partnerin einzulassen und sogar Job und was weiss ich auszusetzen. - Aber das ist leicht gesagt, ich weiß wie sehr man in einen Strudel gerät.

Ob sie geheilt ist oder auf der Flucht - wer weiß das schon - manchmal liegt das Heil wirklich in der Flucht, manchmal nicht.

Übrigens ist es kein Widerspruch, das sowohl Du wie auch Ihre Mutter die "Ursache" (Die echte Ursache ist ja in einem Selbst- mit Schuld hat das nix zu tun) für ihre Krankheit sind. Ebenso ist es kein Widerspruch, das sie Dich als Ursache und gleichzeitig als einzigen Halt angesehen hat. Das eine schließt das andere nicht aus.

Wie auch immer, Du hast offensichtlich getan was Du konntest (eigentlich zuviel) und Dich trifft natürlich keine Schuld an ihrer Krankheit, lass Dir das blos nicht einreden. Ich weiß ja nicht wie Du das siehst, aber ich glaube das sie weg ist, ist das beste was Dir passieren konnte. Sowas reisst einen schnell mit in den Abgrund. (weiß natürlich zu wenig um ein echtes Bild zu haben)

LG und Kopf hoch.
Ein Partner kann nie den Therapeuten ersetzen. Wenn er sich den Anspruch stellt, wird er und die Beziehung daran zerbrechen. Zumindest so bei mir geschehen. Meine Frau wollte mir helfen, ohne dass ich in Therapie gegangen bin. Nun ist sie weg (was meinem psychischen Zustand noch mehr belastet) und ich geh in Therapie. Ich würd mir schon eine Partnerin wünschen, die mich jetzt bekleitet, aber vielleicht ist es auch gut so, dass ich mich da jetzt allein finden muss. Sie hat lang genug versucht mir zu helfen.
Die Konstellation von Beziehungen wo ein Partner professionell als Therapeutin arbeitet, wär ja wahrlich einen andere Thread wert...

dann warten wir mal auf diesen speziellen Thread

*ggg*

hg

D.
china_4_all
****in Mann
8.433 Beiträge
könnte im Ergebnis ...
Die Konstellation
von Beziehungen wo ein Partner professionell als Therapeutin arbeitet, wär ja wahrlich einen andere Thread wert...

so ähnlich aussehen *floet*

Bücherecke: Meine Psychose, mein Fahrrad und ich

bzw. Direkt-Link:
http://www.carl-auer.de/pdf/leseprobe/978-3-89670-461-0.pdf
nicht einfach für den Partner
wenn der Therapierte plötzlich in seiner Selbstfindungsphase nach Hause kommt und anfängt vieles in Frage zu stellen was anscheinend jahrelang funktionierte.
Das sind zumindest meine Erfahrungen. Als ich anfing mein Leben neu zu betrachten und mich versuchsweise von schädlichen Einflüssen fern zu halten war das für meine damalige Partnerin nicht ganz einfach.
Psychologie der Leidenschaft.
Ich hatte eine Beziehung, in der ich am Anfang sehr glücklich, und am Ende sehr verzweifelt war. Ich wußte von mehreren Mißhandlungen bei meiner Partnerin, außerdem war sie geradezu fundamentalistisch katholisch erzogen worden. Wir hatten am Ende keine Sex, nicht einmal eifeache Berührungen waren möglich. Wir hatte uns am Ende nur noch gestritten. Wir befanden uns in einer absoluten emotionalen Pattsituation.
Ein Rettungsanker in meinem Gedanken war, gemeinsam eine Sexualtherapie zu versuchen. Sie hatte bei ähnlichen Problemen mit einem früheren Partner schon einmal eine schlechte Erfahrung mit Paartherapie gemacht, und ich war mir klar, es würde sehr schwer werden, sie dazu noch einmal zu bewegen.

Deshalb kaufte ich verscheidene Bücher, um mich zu informieren, welche Wege es gibt und welche Therapieformen möglich sind, vielleicht würde es irgendwo ein Verzeichnis mit Ansprechpartnern geben. Beim googeln fand ich erste Hinweise. Ich wollte sie überzeugen, an ihrem Problem zu arbeiten. Ich war ein Jahr vorher auch bei einem Psychologen, weil ich gedacht hatte, irgendwie wäre ich zu geil, irgendetwas in meinem Kopf würde nicht stimmen, der mich bestärkt hatte, dass mein Wunsch nach mehr Sex (ich verspürte normalerweise etwa zwei mal die Woche Lust, manchmal, mehr manchmal weniger). Dieser Arzt sagte mir, eigentlich wäre das nicht unnormal, unnormaler wäre die Weigerung meiner Freundin über Wohen und Monate. Deshalb sah ich unser Problem als ihr Problem an. bzw. Ihre Mißhandlungen und ihre Erziehung als den Grund an. Ich war bestärkt darin, das ganze als ihre Krankheit zu sehen, und ich litt unter der Vorstellung ihrer emotionalen Schmerzen, die ich bei ihr vermutete. Ich sah das Opfer, was mich immer verzweifelter machte. Ich liebte die Frau so sehr.

Dann las ich ein Buch, das meine Sicht radikal veränderte. Das Buch war "Psychologie der Leidenschaft" von David Schnarch, dem führenden Sexualtherapeuten in den USA. Die Empfehlung kam von einer befreundeten Psychologin.
Dort stand, dass diese Probleme in beinahe jeder Beziehung normal sind. Der Grund für das Dilemma, das irgendwann in das emotionale Patt führt, ist das schwache Selbstgefühl der Partner.
Das emotinale Patt, das mehr oder weniger schnell erreicht wird, bietet aber auch die Lösung. Je früher das Patt eintritt, desto größer sind die Chancen, durch das akzeptieren des Selbst und der folgenden Weiterentwicklung bei beiden Partnern die Paarbezeihung soweit zu entwickeln, dass sich die Attraktivität und Anziehungskraft zwischen den Parntnern wieder erhöht, und gegenseitiges austauschen von intimen Gedanken und Wünschen (nicht nur Sex, sondern auch im normalen Leben) wieder möglich wird.
Menschen haben sich demnach im Laufe der Jahrtausende so entwickelt, dass ein schwaches Selbstgefühl beim Partner unattarktiv wirkt. So geht auch die sexuelle Anziehungskraft verloren.

Das traf mich wie Schlag, aber ich sah sofort auch, wie sehr das stimmen könnte. Ich erkannte, dass die in seinem Buch genannte andauernde "emotionale Verschmelzung" der Grund war, warum ich so extrem reagierte und solche Angst hatte, ich durch die Weitergabe intimer Einsichten (nicht nur beim Sex) wieder solche Erschütterungen verursachen würde, dass unsere Beziehung in die Brüche gehen könnte. Ich erkannte, dass ich vermied, von mir und meine Wünschen (nicht nur im sexuellen Bereich, sondern immer mehr in allen Bereichen) zu erzählen, während sie sich mehr Intimität (nicht im sexuellen Bereich) wünschte. Das sexuelle Thama war nur ein Brennglas für unsere "normalen" Probleme.

Das ergab eine neue Perspektive. Das Buch hat uns sehr geholfen, eine neuen Weg zu beschreiten. Die Einsicht, wie normal die vermeintlichen persönlichen und auch die sexuellen Probleme in Beziehungen sind, machte - so schmerzlich sie gelegentlich waren - Mut, daran selbst zu arbeiten.
Das Buch ist teilweise sehr trocken geschrieben, es ist halt als wissenschaftliches Buch geschrieben, das seinen Wissenstand auch Kollegen vermitteln sollte. Aber es hatte in seinen exakten Beschreibungen und Fallstudien genug Kraft, es weiterzulesen und die Ideen aufzugreifen. Inzwischen gibt ein weiteres Buch von ihm, das mehr für Klienten als für Kollegen gedacht ist. Vieles ist verständlicher ausgeführt, aber ganauso informierend und anregend. Der Titel des neuen Buches ist im Klett-Kotta-verlag erschienen, und es heißt: Intimität und Verlangen.

In seinem Büchern gibt David Schnarch bestechende und wirksame körperliche Lösungsmöglichkeiten an. Die uns sehr gehofen haben, uns selbst zu beruhigen, wieder zu uns selbst zu finden und wieder unser Körper zu fühlen. Die Idee des Sex mit offenen Augen und wirklicher Wahrnehmung der Partnerin war eine bahnbrechende Erfahrung. Wir hatten das ganz am Anfang unbewusst auch so gemacht, aber wir hatten es unbewußt getan und irgendwann die Augen beim Sex wieder geschlossen. Wir waren beim Sex nicht mehr zusammen, was den Sex veränderte.
Jeder von uns gewann eine größere und stabilere Intgrität, und ein stabileres Selbstgefühl. Das hat sich auch in unserem nomalen Leben ausgewirkt. Vieles geht soviel einfacher.
Wir verzichteten nicht auf psychologische Hilfe, aber sie war nur in relativ geringem Maße und nur begleitend nötig. Wir konnten besser mitarbeiten und es war weniger dramatisch, bzw. wir fühlten uns nicht als krank. So sehr es auch Traumata gerade in der Geschichte meiner Partnerin gab, das Erkennen des Zusammenspiels der Partner in Partenerschaften, wenn es um Intimität und Sexualität geht, hat es überhaupt erst möglich gemacht, diese Misshandlungen richitig zu verarbeiten und einzuordnen.

Wir sind beide daran gewachsen.
*****e79 Frau
1.910 Beiträge
Der gute Wille von einem wird leicht als neuer Konfliktherd gesehen, wenn er einen solchen schwelenden Konflikt jetzt endlich offen anspricht.

Oh ja. Aber ich kann dem Threaderöffner auch zustimmen, wurde ja hier bereits gesagt: wenn sich einer bewegt, entwickelt, verändert (egal ob Therapie oder sonstiger Grund), dann ist das für den "stehenden" Partner eine ziemliche Erfahrung. Wir haben das auch mehrfach erlebt, bei uns durch Poly, jede Beziehung verändert. Das ist zwangsläufig auch Aufforderung an den Partner. Manchmal schmerzhafte.
Wenn bei einem das "Aha!" durchbricht, Selbsterkenntnis, kann das für den anderen sowohl schlecht als auch gut sein, generell sehe ich da aber keine Wertung. Denn wie schon gesagt "es ist kein Wettrennen, guter Wille alleine reicht nicht".
*******usse Frau
96 Beiträge
Themenersteller 
vieles verändert
genau polyamörose Verhältnisse, ein neuer Job, die Weltreise nur eines Partners.
*zwinker*
und es ist ja auch fraglich , ob der andere dabei wirklich stehen bleibt oder sich auch entwickelt, klaro
und dennoch würd ich hier den Fokus gern
auf die Introspektion legen, die in einer Therapie geschieht...

Und wie das für den anderen sein kann, wenn Intimste Prozesse mit dem Therapueten besprochen werden,...
Ich selbst kenne auch das Gefühl, dass es mir manchmal ein wenig unheimlich war,
was in der Therapie eines Verflossenen geschah,
die Prozesse,
die da geschahen und was der Therapeut, der zeitweise auch als
als "Autoritätsperson der emotionalen RE-Organisierung" gesehen wurde...
meinen EXexex Lover an Veränderungsaufgaben stellte...
und wie die dann beide betrafen, aber eben nicht von beiden beschlossen wurden...
und das im Intimsten...

Schwierig...
es hat sich dann wieder aufgelöst, nun ja...
aber es kamen Prozesse und neue Identitäten der Selbstverwirklichung
ins Spiel,
die mir nicht mehr gefielen...das kann ja auch passsieren...

Der PArtner ändert sein LEben ganz gravierend und es
wird aus dem Philosophen
ein MArketingberater o.ä.
oder unterdrückte Teile des Selbst kommen ans Licht,
mit denen man als PArtner nicht mehr liiert sein möchte...
*****ike Frau
12 Beiträge
Es ist doch so, ich schließe mich einigen Vorrednern an, dass ich dann eine Therapie eingehe, wenn ich merke, dass ich auf einer Ebene meines Lebens ein Problem habe. Wo dieses Problem liegt, sei es im Selbstwertgefühl/-bewußtsein oder in meinen Beziehungsmustern ist im Grund erstmal egal. Wichtig ist, ich möchte etwas verändern und ich gehe es an, weil es mein Problem ist. Eine Therapie dient der Selbstreflexion und Selbstwahrnehmung im Kontext des Problems, warum reagiere ich in bestimmten Situationen immer gleich, obwohl ich dies eigentlich nicht möchte.

Die therapeutischen Ergebnisse insofern in die Beziehung mitzunehmen also offenzulegen, halte ich für falsch, da sich hier eine Dynamik entwickeln kann, die für den Betroffenen kontraproduktiv sein kann. Denn thematisiere ich alles, damit meine ich wirklich alles aus meinen threapeutischen Sitzungen mit meinem Partner kann dies, den Erfolg weit zurück werfen und alte Muster werden nur schwer durchbrochen. Denn der Partner wird je nachdem wo die Problematik liegt empathisch reagieren und mit seinem Partner schwingen und dies behindert die Selbsterkenntnis.
In einer Therapie geht es auch darum die Ergebnisse und Erkenntnisse auf sich wirken zu lassen und in einen inneren Prozess zu gehen.
Aus diesem Prozess heraus resultiert dann der eigentliche Erfolg.
Nimmt man selber an einer Therapie teil, so muss man sich darüber im Klaren sein,dass dies etwas ist, was nur mich betrifft, wobei man darauf achten muss Gegenübertragungen (auf den Partner) zu verhindern. Man darf seine gewonnenen Erkenntnisse nicht am anderen ausprobieren und dies gilt auch bei Partnerschaften in denen beide an einer Therapie teilnehmen.
*****e15 Mann
299 Beiträge
100 Prozent Zustimmung
kann ich Teledike da nur geben.

Natürlich ist es ok, wenn hin und wieder etwas aus der Therapie zum Partner durchsickert oder man mal etwas erzählt. Aber auch hier gilt, wie so oft im Leben "Die Dosis macht das Gift."
Etwas von seinen innersten und geheimsten Gedanken einem Partner preisgeben bzw. teilen zu können, das ist Intimität. In den meisten Fällen gibt es einen Partner der ein größeres Verlangen nach Intimität hat, und das ist oft der Partner mit dem schwächeren sexuellen Verlangen. Oft findet ein Tausch statt, intimes Verlangen gegen sexuelles Verlangen. Oder eben das jeweilige Verweigern.
Wenn ich etwas Neues entwickele, lerne sehe oder erfahre, ist es dann nicht, etwas, was mich ausmacht. Intimes Erleben in jedem Fall. Es findet auch in jedem Fall eine Veränderung statt, die auch der Partner merken wird. Der Partner hat in der Regel eine empatische Wahrnehmung. Die Frage ist doch:

Gebe ich meine intimen Erfahrungen und Gedanken so weiter, wie ich wrklich bin, oder gebe ich nur das weiter, was der Partner hören möchte, um sich bestätigt zu fühlen (das andere lässt man besser weg).
Antrieb für ein solches Verhalten ist eine emotionale Verschmelzung beider Personen und die dadurch entstehende Angst, den Partner zu verlieren, wenn man die intimen Gedanken offenbart, von denen man denkt, es würde den Partner beunruhigen oder gar vom Partner nicht akzeptiert werden.

Was mich hier interessieren würde: Das gleiche geht im Gegenzug natülich auch für das sexuelle Verlangen. Macht man das nur mit, weil der Partner es möchte (aus eben dieser Angst aufgrund der emotionalen Verschmelzung)? Wie weit sind BEIDE PARTNER von den Paaren, die in Swingerclubs gehen, von dieser Idee überzeugt, bzw. entspricht es deren sexuellem Verlangen, oder macht sie/er es nur mit, um den Partner mit den stärkeren Verlangen nicht zu verlieren? Oder hat der Partner mit dem größeren Verlangen nach Intimität hier eine Möglichkeit, die Intimität seines Partners mit dem schwächeren Verlangen nach Intimität zu kontrollieren?
Wie gehen die Partner in Swingersclubs mit sich um? Wie weit können sich beide wirklich fallen lassen? Und wie weit ist das ein ERSATZ für fade geweordenen und leidenschaftslosen Sex im Ehebett (anstelle einer Ergänzung im Swingerclub zu einer leidenschaftlichen und erfüllten Sexualität zwischen den Partnern einer Paarbeziehung)?
Spannende Fragen.
*****e15 Mann
299 Beiträge
@frivolausgehen - ne find ich nicht
Etwas von seinen innersten und geheimsten Gedanken einem Partner preisgeben bzw. teilen zu können, das ist Intimität.

Intimität hat nur am rande mit den innersten Gedanken zu tun. Intimität ist eine private interaktion nur zwischen zwei (wohl in der Regel) Menschen. Eine gewisse gemeinsame Schwingung, wo innere und geheime Gedanke der beiden durchaus teilhaben können, aber es ist bestimmt kein Offenbarungseid des Kerns.

In den meisten Fällen gibt es einen Partner der ein größeres Verlangen nach Intimität hat, und das ist oft der Partner mit dem schwächeren sexuellen Verlangen.

Ehrlich gesagt sehe ich da überhaupt keinen Zusammenhang.

Gebe ich meine intimen Erfahrungen und Gedanken so weiter, wie ich wrklich bin, oder gebe ich nur das weiter, was der Partner hören möchte, um sich bestätigt zu fühlen (das andere lässt man besser weg).

Ersteres geht gar nicht. Auf dem Weg von Gedanke zum Mund gehen schon 70% verloren. Außerdem weiß man gar nicht wie man ist, man kann sich nur annähern, mit viel Mühe.
Na gut, nur das zu sagen was der Partner hören möchte ist vielleicht ein wenig krass, aber es gibt ja noch jede Menge zwischenstufen.
Man sagt das falsche; ist sich selber nicht sicher; schummelt ein wenig; verdreht hier und da. --- Ich glaube man macht von allem ein bischen und alles andere wäre auch extrem ungesund.

Nach meiner Erfahrung sind Dinge, die man von seinem tiefsten inneren berichten kann (also soweit man da ran kommt), nur sehr selten für den Partner geeignet. Meistens nicht mals für jemand anderen den man kennt.
Das ist nämlich nicht immer alles so witzig, was da innen drin ist und da hat der Partner gar nichts von das zu wissen.
Die Therapie hilft dabei, sich selber zu finden und zu behalten.
Selbstwertgefühl und daraus resultierendes Selbstbewusstsein zu bekommen UND vor allem in der bösen realen Welt auch zu behalten ist das Ziel.
Oft stellt sich heraus das man von den völlig falschen Menschen umgeben ist bzw. sich umgeben hat, die einen so "liebten" wie man VORHER war, nämlich so wie sie es gerne hätten.
Bringt also gar nix dann eine Therapie zu machen, wo man sich selber (wieder) findet, aber dieses Umfeld dann erhält.
Teilweise ist der eigene Partner TEIL des Problemes, denn man lernte sich ja kennen BEVOR die Therapie ansetzte und man sich "ändert" bzw. man selber wird.
Wenn ich "jedermann´s Liebling" war, kann ich von diesen Leuten keine Unterstützung erwarten, sie hatten nämlich IHREN Vorteil davon und werden den nicht einfach aufgeben.
Auch der Partner wird die Veränderungen spüren, aber wenn sie für ihn negativ sind, wird da wohl kaum Hilfe zu erwarten sein.

Noch schlimmer, den eigenen Partner "therapieren" wollen weil man selber mal eine Therapie mitgemacht hat.
Oberste Aufgabe des Therapeuten ist absolute Neutralität, er will den Patienten nicht eine bestimmte Richtung bringen, sondern dem zeigen welche DER selber will und ihn dabei unterstützen.

DAS ist beim eigenen Partner nicht gegeben, denn wer wird den Partner unterstützen wenn es darauf hinauslaufen wird das der sich von einem entfernt ?
SO selbstlos dürften die Wenigsten sein, daher geht das mal gar nicht.
****_bw Mann
118 Beiträge
Therapie
Für viele ist Therapie ein Ersatz für fehlende Freunde die gute Ratschläge geben oder ein letzter Rettungsanker für eine Beziehung die eigentlich schon längst gescheitert ist.
Natürlich gibt es auch Gegenbeispiele, allerdings sind gute Therapeuten mindestens genauso selten wie gute Mediziner oder Juristen.
Eh Hiob. Was'n das für'ne gequirlte Sch...?
Ich hab genug Freunde mit "guten Ratschlägen". Es sind aber nur "gute Ratschläge" und relativ einseitig. Sowas hilft aber nicht bei wirklichen psychischen Problemen und einer Persönlichkeitsstörung. Ganz im Gegenteil. Wenn im Kopf was nicht rund läuft, helfen keine Ratschläge oder Händchenhalten.
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