@badangel
Von Handwerkern und Philosophen
Ich bin immer wieder ein klein wenig verwundert, wie viele nette "Subbies" sich veranlasst sehen, die Initiative ergreifen zu müssen, um Ihren Bedürfnishunger stillen zu können. Sind die bundesdeutschen „Herrn“ wirklich so unmotiviert und phantasielos ihren Partnerinnen und der Materie gegenüber? Oder sind sie einfach schlicht und ergreifend nur „denkfaul“ oder zu stolz um zu fragen? Denn eigentlich, müsste sich Dein Freund hier doch „schlaumachen“ – wenn er ebenso wie Du interessiert ist. Demnächst werde ich hier ein neues Kürzel beantragen, denn D/s gibt’s immer wieder auch in S/d.
Genug der spitzen Worte. >… bitte …< Du hast das Zauberwort gesprochen und das glättet.
Meine ganz persönliche Meinung und schlechte Nachricht zuerst: Ich kenne keinen universell anwendbaren Leitfaden – >„Wie er mich am Besten devoter bekommt.“<. - Den kann es auch kaum geben, da jede Devotion individuell zu betrachten ist. Insofern haben gerade konkrete Tipps, Tricks und Ratschläge etwas von „im Dunkeln herumstochern“ an sich. Natürlich kann man jetzt argumentieren, dass einmal links vorbei und einmal rechts vorbei im Mittel ein Volltreffer ist. Ok, aber für meinen Geschmack hast Du etwas zu wenig von Euch erzählt um hier wirklich konstruktiv werden zu können.
… Wie er mich bestrafen kann weiß er schon.. nur nicht wie er mich erziehen kann …
>bestrafen<, gleich ob mental oder durch körperliche Züchtigung ist für mich Mittel zum Zweck, weil es in den meisten Fällen wohl einer vorangegangenen „Aktion“ auf dem Fuße folgt und diese entsprechend „wertet“ oder „korrigiert“.
Es hat in meinem persönlichen Denken sehr viel mit „Handwerk“ zu tun, das ich mir Zug um Zug aneignen und bis zur absoluten Perfektion – gern im gegenseitigen Einvernehmen - vervollkommnen kann. Es ist ein Handwerk dem ich, je nach s/m Veranlagung und Tagesform bereits mehr oder weniger viel Lust abgewinnen kann. Das „Pferdchen“, das die Peitsche spürt, weiß, dass es zu traben hat - oder dass es sich eben „falsch“ benommen hat. Aber das ist ja hier nicht das Thema bzw. Ziel. Eher die Zügel und die wohlmeinenden Hände, die die Richtung dirigieren, vorausgesetzt, Reiter (und Ross) wissen überhaupt, wohin die Reise gehen soll. Wisst ihr das? Du sehnst Dich nach einem „geführt werden“ und agierst entsprechend aktiv, aber sehnt er sich wirklich auch danach Dich so zu „führen“ – Veranlagung (& Bestrafung) alleine reicht nicht? Oder zottelt ihr mal eben aufs Blaue los?
Wenn ich ein „unbekanntes Gebiet“ erobern will, gehe ich recht nüchtern vor: Informationen sammeln – erkunden & beobachten – besetzen & sichern – halten. 4 Phasen, die recht kühl und martialisch klingen, aber genau so – für mich - ablaufen.
Zäumen wir also das Pferd von hinten auf. Was war vor dem >bestrafen<? Welche Aktionen, Verhaltensweisen waren und sind so reizvoll gewesen, dass sie zum >bestrafen< führen? Vielleicht ist hier der gemeinsame ausbaufähige Ansatz möglich, Deine devoten Bedürfnisse weiter zu erkunden, zu kanalisieren und auszureizen? Wie wäre es mit Teilzielen im Hinblick auf ein „Endziel“? Teilziele sind überschaubar und unterliegen nicht so sehr der Logik des Misslingens, die sich oft einstellt, wenn man zuviel auf einmal will.
>erziehen<, wie Du es wohl verstehst, ist eine höchst anregende Aufgabe für einen empathisch versierten und interessierten Herrn. In einer Partnerschaft ist es eine „Lebensaufgabe“, die eine gewisse „Einstellung“, Philosophie voraussetzt und die braucht nun mal ihre Zeit, um an Kontur zu gewinnen. Die wird nicht einfach übergestülpt. Hat Dein Freund eine Philosophie?
Am Anfang steht, trotz hübscher Augen, das Wort. Ehrlich und offen ausgesprochene Worte, Phantasien, Tagträume, no goes, helfen Deinem Freund sicher viel über Dein Wesen, Deine Wünsche, Stärken und Schwächen zu erfahren.
Vielleicht äußert er ja dann auch an Dich die unangenehme Weisung, dass Du ihm jeden Tag einen Zettel, mit je einer Dir äußerst unangenehmen Peinlichkeit, für ihn niederzuschreiben hast. Natürlich ohne rot zu werden. Denn für ihn gilt im Innenverhältnis u. a. eines: Wissen ist Macht. Und vielleicht nutzt er dies dann „eines Tages“ … um Dich bei passender Gelegenheit in Deinem Innersten zu berühren.
Und als „Belohnung“ für jede brav gestandene Peinlichkeit, erhältst Du von ihm eine kleine konkrete Anweisung, wie Du Dich zukünftig in bestimmten Situationen zu verhalten hast. Banale Kleinigkeiten können hier zunächst reichen. Du solltest nur auf das peinlich genaue Einhalten derselben achten.
Aus der Fülle von Informationen lassen sich raffinierte, Konzepte, Rollenspiele entwickeln. Und wenn er „etwas“ schlau ist, dann „arbeitet“ er Deine Ideen, die Du vielleicht einbringst nicht 1 : 1 ab, sondern nimmt nur deren Gedanken auf und füllt sie mit eigenständiger Dramaturgie – schließlich „soll“ er Dich führen und „erziehen“ und nicht umgekehrt, oder mag er sich als „Erfüllungsgehilfe“ sehen? Dein Verhalten, Deine „Rückmeldungen“ bei solchen Spielen bringen seine Phantasie auch für alltagstaugliche „Erzieherische Maßnahmen“ auf Trab. Und die Schraube kann ganz sanft und bestimmt immer ein wenig fester zugedreht werden.
Im Übrigen halte ich für Deinen Freund den Besuch eines Stammtisches, sofern er sich überwinden kann und ihr ernsthaft an BDSM interessiert seid, für den besten Tipp. Gerade vis-à-vis Gespräche mit Gleichgesinnten können sehr sehr befruchtend sein. Und wenn er Glück hat, findet er dort so etwas wie einen Mentor, der ihn vielleicht tiefer in seine Karten schauen lässt.
Liebe Grüße - kyto