Pixy hat schon irgendwie recht - allerdings ist so eine Öffnung oft ein großes Problem mittelfristig. Dem Partner sagen "Was ich bei dir kriege, reicht mir nicht" - das kann schon sehr verletzen.
Wie will man ein solches Thema anschneiden? Will man dabei mit erwähnen, dass man schon längere Zeit belügt und betrügt? Dann ist die "Hauptbeziehung" sowieso im Allerwertesten. Und wenn man es nicht erwähnt - wie löst man dann das Problem?
Vielleicht der 'Partnerin erzählen, dass man manchmal darüber nachdenkt, eine Domina aufzusuchen? Aber dann erhält man maximal die Erlaubnis zu einem Studiobesuch - nicht unbedingt zu einer gelingenden Spielbeziehung zu einer anderen Frau.
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Es gibt übrigens ein Buch von Lilith of Dandelion, Shivas Schützlinge, das mit einem ähnlichen Anfangsszenario losgeht. Eine Frau findet heraus, dass ein Mann eine Domina aufsucht. Sie kann damit (zunächst) nicht umgehen, und die Ehe zerbricht auf ziemlcih dramatische Weise.
Im weiteren Verlauf der Handlung sucht der Mann nach der für ihn richtigen Herrin, findet sie aber nicht so richtig. Und seine Frau schlüpft eine Zeitlang bei einer alten Jugendfreundin unter - einer leidenschaftlichen BDSM-Praktizierenden. Dort nähert sie sich dem Thema langsam an - und begleitet irgendwann ihre Freundin auf eine Party. Langsam beginnt sie damit, selbst zu spielen und entdeckt ihre eigene, lang unterdrückte Neigung. Durch einen wirklich irren Zufall kommt es dazu, dass sie ihren gefesselten, augenverbundenen Mann in einem solchen Rahmen sieht und die Gelegenheit erhält, ihn auszupeitschen - und vor lauter Wut über sein Abhauen etc. schlägt sie übelst heftig zu. Er sagt das Safeword, sie hört es in ihrem Rausch nicht, ein Freund bringt sie schnell weg, jemand anders fängt ihn auf... Und später sehnt er ich nach dieser Frau, die so hart zugeschlagen hat wie keine andere, und mit so viel Leidenschaft und Intimität wie auch keine andere.
Am Ende finden sie sich wieder. Sie waren halt einfach füreinander bestimmt.
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Der Sinn der Geschichte beschreibt meiner Meinung nach etwas, was im Real Life häufiger vorkommt als man zunächst vielleicht glauben mag (aber natürlich nicht immer): Menschen suchen sich oft auch schon unbewusst ein Gegenstück aus, was zu ihnen passt.
Lange vor meinem Entdecken von BDSM war ich in einer beziehung, in der so ziemlich alles passte - nur sexuell war es ein bisschen langweilig. Irgendwann ging es auseinander, weil ich mich nach Abenteuern sehnte - im Nachhinein ist damit wohl auch das Entdecken meiner "wilden" Seite gemeint gewesen.
Jahre später redeten wir darüber - und stellten fest, dass wir beide eine unterdrückte BDSM-Neigung hatten, die sogar verdammt kompatibel gewesen wäre. Beide Switch, aber ich mehr dom und er mehr dev. Wir hatten es nicht gewusst, aber einfach irgendwie gespürt, dass wir zusammen passen.
Auch bei meinem jetzigen Partner, den ich im real life kennengelernt habe, hatte ich auch vorher schon das Gefühl von Kompatibilität, einfach auf der menschlichen Ebene und allgemein und so. Aber dieses Mal war ich schlauer und erwähnte schon sehr früh, wie ich ticke. Obwohl er es noch nie probiert hatte, war er neugierig - und siehe da, inzwischen haben wir ein so gut ausbalanciertes Sexualleben wie ich es noch nie zuvor hatte.
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Es ist natürlich reine Theorie, und es gibt viele Gegenbeispiele... Aber bist du dir ganz sicher, dass in deiner Hauptpartnerin nicht auch etwas schlummert, was darauf wartet, geweckt zu werden? Anerziehen kann man es niemandem - aber wenn es schläft, kann man es langsam und liebevoll wecken.
Und dann muss es ja längst nicht so hardcore sein wie manch andere Sachen, die du bereits erlebt hast. Es wird trotzdem irrsinnig intensiv sein.
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Man muss bei so was ein bisschen vorsichtig sein, es wäre fatal, eine Vanilla-Frau zu drängen, so was aus Liebe zu praktizieren, wenn es überhaupt nicht ihr Ding ist... Aber ich habe inzwischen einige Paare beobachtet, bei denen es irgendwann, Jahre später, aufs Parkett kam - und sich herausstellte: Die beiden harmonieren, sie haben sich nur nie getraut, das Maul aufzumachen.