Reden ist Silber...
... Handeln ist Gold.
Dass es in einer Beziehung wichtig ist, möglichst über alles zu reden, muss nicht weiter breit getreten werden, natürlich ist es so.
Eines wird in diesem Zusammenhang leider oft vergessen oder unter den Tisch gekehrt. In einer Beziehung hören die Individuen nicht auf zu existieren. Vielleicht gibt es Phasen der Verliebtheit, in denen das fast so wirkt, in denen wir nur noch als Paar wahrgenommen werden und uns nur noch als solches definieren. In aller Regel ist diese Phase irgendwann zu Ende, und ich behaupte, in einer gesunden Beziehung muss sie irgendwann ein Ende finden. Vieles was noch vor kurzer Zeit als innige Liebe erschien, wirkt dann wie ein fauler Kompromiss. Meines Erachtens gilt es in dieser Phase, sich erneut selbst kennen zu lernen, seine Bedürfnisse, Wünsche und Ziele. Diese sollten nicht gleich wieder mit den Bedürfnissen, Wünschen und Zielen des Partners abgeglichen werden, sonst landet man irgendwann in einem Teufelskreis kleinster gemeinsamer Nenner. Die Beziehung stirbt den Langeweiletod.
Die Freiheit der persönlichen Entwicklung ist die unbedingte Voraussetzung, dass eine Beziehung sich weiter entwickeln kann. Auch eine vorschnelle Orientierung an gesellschaftlichen Wertvorstellungen kann letztlich in eine Sackgasse führen. Freiheit bedeutet freilich nicht, tun und lassen, was mir mein Schwanz befiehlt, sondern Autonomie. Wir selbst sind dafür verantwortlich, uns unsere Grenzen selbstverantwortlich abzustecken und Weiterzuentwickeln.
Die Offenheit dem Partner gegenüber bedeutet nicht, alles im Keim zu zerreden, sondern in unserer Weiterentwicklung auch die Weiterentwicklung unserer Beziehungen mitzudenken. Das ist alles andere als ein Patentrezept. Es ist ein Weg, der scheitern kann, der in vielen Fällen dazu führt, dass wir uns von unseren Partnern entfernen. Wären wir ihn nicht gegangen, hätten wir uns von uns selbst entfernt. Auch das überlebt keine Beziehung wirklich.
Wir können unsere Partnerschaften nicht zu einer heilen Welt stilisieren, die fernab von gesellschaftlichen Anforderungen einen Hort der Glückseligkeit bietet. Das wäre eine Überforderung, die von Anbeginn zum Scheitern verurteilt ist.