Es gibt kein Schwarz und Weiss...
... aber viele unterschiedlichen Stufen von Grau.
Vorab Entschuldigung für die Länge des folgenden Textes, ich schlepp das schon ne Weile mit mir rum und hab entsprechenden Redebedarf
Ich finde mich in vielem was Yaron und sexydoc gesagt haben wieder. Na gut, einen Kinderwunsch hatte ich eigentlich nie, aber lassen wir das mal aussen vor. Was das ganze mit dem Erwachsenwerden angeht, ich finde auf eine gewisse Art und Weise hat das schon etwas damit zu tun, denn sich selbst zu finden ist für mich Teil davon.
Ich bin seit 5 Jahren in einer Beziehung und merke in den letzten vier davon dass ich mich mehr und mehr zu Frauen hingezogen fühle und ich Gedanken in diese Richtung stets häufiger habe. Mit meinem Freund, der im Gegensatz zu mir wohl schon Erfahrungen mit Frauen gemacht hat (einmal ein bisschen unterm Pullover fummeln im Kino mit 15 zählt jetzt mal nicht als monströser Erfahrungsschatz, oder?) habe ich wohl darüber geredet, aber viel Verständnis hab ich leider nicht bekommen, obwohl wir sexuell an sich immer relativ offen waren. Zwar haben wir keine offene Beziehung, aber wenn einer von uns mal auf einer Party gut getrunken hat und dann mal was mit jemand anders passiert ist war das jetzt auch nicht die grosse Todsünde und Grund zur Trennung; ausserdem haben wir auch die eine oder andere Erfahrung gemacht mit anderen schwulen Paaren.
So, das erste ist einmal dass die Situation für mich ziemlich verwirrend ist. Mir ist klar, dass ich mir etwas wünsche das er mir nicht geben kann, das alleine macht es schonmal schwierig. Aber darauf verzichten möchte ich auch nicht. Menno, das klingt jetzt extrem egoistisch, ist aber gar nicht so gemeint. Es geht einfach darum dass ich ihn liebe und nicht verletzen oder gar verlieren will, aber andererseits ist es auch ein Teil von mir, den ich nicht für immer und ewig unterdrücken will (oder kann).
Das zweite ist, was genau will ich eigentlich? Ich könnte jetzt hier ne ganze Reihe von Abkürzungen reinschreiben, aber das bringt es nicht. Ich hatte seit ich 18 bin schon jede Menge ONS in meinen Singlezeiten mit anderen Jungs und Männern, aber nur wenige waren gut, einfach weil etwas fehlte. Rein, rauf, runter, raus gibt´s bei Pitstop, und ich bin halt eher jemand der gerne kuschelt, viel und gerne küsst und auch jemand der das Gefühl dabei braucht mindestens gemocht zu werden und dem (oder halt der) anderen Freude zu geben.
Womit wir beim nächsten Problem wären: ich bin ja nichtmal sicher wie ich das mit dem Freude geben richtig hinkriegen würde. Klar, ich hab ne medizinische Ausbildung und genug Anatomie gepaukt um an sich zu wissen wo alles ist und wofür es gut ist, aber im Unterricht Fallbeispiele machen und vor nem echten Patienten zu stehen sind ja schliesslich auch zwei Paar Schuhe.
Und zu guter letzt natürlich noch die Geschichte der fehlenden Partnerin dafür. Ich bin an sich ein ehrlicher Mensch und ich will ja auch, dass andere wissen was sie an mir haben, und ich stell es mir einfach schwierig vor jemanden zu finden. Dafür gehört für mich, im Vorfeld schon Vertrauen aufzubauen, gerne freundschaftliche Gefühle und eben das Ganze nicht nur aufs Bett zu beschränken - denn wenn ich jemanden gern genug hab für diese körperliche Nähe und Intimität von mehr als der PitStop-Reklame möchte ich mit derjenigen natürlich auch andere Dinge unternehmen, sonst kommt mir das ganze genauso verschwendet vor.
Diese Verwirrung und die ganzen Dilemmas, von moralischen über praktischen und organisatorischen bis persönlichen muss ich erstmal irgendwie verarbeiten, das ist schon ein gutes Stück Arbeit.