Ich hab mal einen Patienten mit gespaltener Zunge gehabt. Der konnte beide Zungenspitzen unabhängig, wenn auch ein wenig unkoordiniert bewegen.
Die Nerven der Zunge kommen von hinten und von den Seiten und Strahlen in die Zungenmitte ein. Bei einer gleichmäßigen Nervenversorgung von beiden Seiten spaltet man die Zunge praktisch im "Niemandsland" in der Mittellinie. Da geht kein Geschmack oder Gefühl verloren.
Wenn aber die Zunge assymetrisch von den Nerven versorgt wird (und das ist in der Natur gar nicht so selten), dann ist dieses "Niemandsland" zu einer Seite verschoben - mit einem mittigen Schnitt durchtrennt man also einen Teil der Nerven. Auf der jenseitigen Seite kommt es dann zu Taubheitsgefühlen, auf der diesseitigen Seite "wachsen die Nerven wild" - es kann zu Phantomschmerzen wie bei jeder Amputation kommen.
Und wenn man die Nase davon voll hat oder es doch nicht so toll ist wie gedacht? Grundsätzlich denke ich mal, daß eine Zungenspaltung rückgängig zu machen ist. Allerdings wird die Funktion wohl nur mit viel Glück so wie vorher. Mit einer Einschränkung ist wohl immer zu rechnen. Ein gebrochener Knochen wird auch nicht mehr wie zuvor. Außerdem wird in der Mitte der Zunge und an der Zungenspitze (wie vermutlich auch an den Innenkanten einer gespaltenen Zunge) wohl Narbengewebe sein. Das Narbengewebe wird im besten Fall einfach taub sein und kein Geschmacksempfinden haben.
Das sind allerdings nur meine theoretischen Überlegungen - keine Garantie. Jedenfalls halte ich es nicht für so risikolos wie ein Piercing. Es ist eher mit einer Amputation vergleichbar.