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Büro ist Krieg

Büro ist Krieg
Ich gehe relativ gerne zur Arbeit. Denn Hatz 4 würde nicht ausreichen, um meinen Kleiderschrank zu vervollständigen. Sängerin oder Model scheiden auch aus, Sportlerin ebenfalls und ein Kerl, der mir den Lebensunterhalt finanziert – nein danke! Böse Zungen sagen mir einen Hang zur Schauspielerei nach, aber bis jetzt habe ich noch kein Angebot vom Film bekommen. Also bleibt nur der Anschein einer Beschäftigung und da versuche ich, den Anforderungen gerecht zu werden.
Doch grauslich ist nicht der Zwang, etwas für sein Geld tun zu müssen, sondern die lieben Mitmenschen um mich herum. Hier einige Charaktere, die ich in 27 Dienstjahren kennenlernen „durfte“. Umgekehrt finden die mich wohl ebenfalls schlimm, aber dann können die ja selbst etwas schreiben. Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig.

Der oder die Unermüdliche
 
Ohne diese Mitarbeiter geht einfach nichts. Trifft man sie auf dem Flur oder in der Kantine, dann erfährt man unaufgefordert, welche Lasten sie zu schultern haben. Und trotzdem hat der Chef ihnen eine zusätzliche Arbeit aufgebürdet. Doch heroisch stellen sie sich der neuen Herausforderung, wobei sie auch noch Zeit haben genau zu notieren, was andere Mitarbeiter tun. Inmitten all der Schwierigkeiten, mit denen sie mannhaft kämpfen, halten sie noch den Kopf über Wasser, um sich zu merken, dass XY mal wieder krank war. Oder dass Kollege YZ viel weniger bewältigen muss. Aber sie sagen ja nichts, und deshalb sind sie auch immer die Dummen. Da stehe ich dann nur fassungslos da, weil ich gar nicht weiß, was wir alles zu tun haben. Doch die überlasteten Kolleginnen und Kollegen sind zu höflich, um mich wissen zu lassen, dass ich völlig ahnungslos bin und nicht über die Abläufe im Referat Bescheid weiß. Das erzählen sie dann in anderen Büros.
 

Der oder die Managerin
 
Sie sind Führungskräfte. Sie bringen die Behörde voran. Sie optimieren, moderieren und motivieren. Manchmal habe ich den Eindruck, sie sitzen am Wochenende über ihren Managerlehrbüchern oder besuchen Motivationsseminare, bei denen man auf einen Stuhl steigt und ruft: "Ich bin Spitze". Sie wollen andere da abholen, wo die stehen, doch wie will man Mitarbeiter führen, wenn man selbst wie ein Irrlicht durch die Gegend wandelt und nicht weiß, wo man ist?
Sie haben auch Gesprächsbedarf. Manchmal fragen sie mich, wie mein Wochenende war, aber ich bin der Meinung, dass sie das gar nichts angeht.
In der Regel reden sie so, wie sie es wohl im Motivationsseminar gelernt haben. Bittet man sie um eine Entscheidung, dann weichen sie aus. Man müsse das ventilieren und beobachten. Und man solle doch selbst noch einmal überlegen, wie das Problem gelöst werden könne. Daran erkenne man den guten Mitarbeiter. Oder sie schauen einen erstaunt an und stellen fest, dass es nur mit mir Schwierigkeiten gibt. Überhaupt hätten sie so ein Problem noch nie gehabt. Anscheinend öffne ich neue Horizonte.
Manchmal fragen sie mich auch über Dinge aus, für die ich gar nicht zuständig bin. Das sage ich dann, und sie wiegen den Kopf und meinen, dass man sich dafür doch interessieren müsse. Da fällt mir dann meistens ein, dass eine Vorgesetzte oder ein Vorgesetzter ja koordinieren und Arbeitsaufträge geben könnte. Nicht selten schütteln sie dann den Kopf: Was soll man mit so einem ungezogenen Kind nur machen? Sorry, dass ich so dumme Fragen stelle, denn ich besuche ja keine Seminare. Ich hab' mir einfach nur mal Gedanken gemacht.
 

 
Der oder die Soziale
 
Er oder sie haben emotionale Intelligenz. Das hat etwas mit einem Buch zu tun, das seit Jahren auf einer Bestsellerliste steht. Früher nannte man das Sozialkompetenz. Und es steht auch in einem Flyer, den man Leitbild nennt.
Wer diese Eigenschaften hat, kann nur ein guter Mensch sein. Er darf andere einfach so duzen; er oder sie beaufsichtigen die Geburtstagsliste (auch wenn man da gar nicht berücksichtigt werden möchte), und sie organisieren den Betriebsausflug. Wie die Vielbeschäftigten wissen sie auch, was für andere gut ist. Oder sie können genau sagen, was kollegial bedeutet. Da haben sie ein Deutungsmonopol. Natürlich betonen sie immer wieder, man sei hier auf der Arbeit und man müsse sich nicht lieben. Aber ein wenig Kollegialität wäre schon angebracht. Das steht so auch im Leitbild - ob ich das denn nicht gelesen hätte? Habe ich natürlich nicht, was sie aber ohnehin schon wissen.
 

 
Der oder die Indignierte
 
Das ist ein besonders interessanter Fall. Ich denke da immer an Berliner Tanzlokale in den zwanziger Jahren, in denen abgemusterte Rittmeister den Gigolo spielten. Bis 1918 hatte man einen Burschen, jeden Tag Schampus im Offiziercasino, Orden im Krieg und dann: Revolution, Untergang, alles aus; Muckefuck und Selters und der Anzug glänzt schon.
Der oder die Indignierte wollten "eigentlich" Medizin studieren oder Astronaut werden, aber dann kam doch alles anders. Und trotzdem ist es schön, Beamter oder Beamtin zu sein. Nur der Gesichtsausdruck und die Körpersprache sagen etwas anderes. Ich kann mich aber auch irren, denn Seminare über Körpersprache habe ich auch nicht besucht. Hier müsste eigentlich die Sozialfraktion mal 'ran. Bei mir ist ohnehin Hopfen und Malz verloren.
 

 
Der oder die Verhinderte
 
In der Kunst und in der Literatur kennt man sie, aber es gibt sie auch im Büro: die Verhinderten.
Doch während die Indignierten mit aristokratischer Haltung ihr Elend sichtbar unauffällig ertragen, rasseln die Verhinderten mit ihren Ketten. Sie sind die modernen Elenden, die Burschen, die den Schampus besorgen müssen, und sie halten den Laden zusammen. Während die Manager reden, handeln sie. Und manchmal kommt auch ihre Stunde der Rache. Dann schließt die Materialausgabe um 11.55 Uhr, und der oder die Verhindete ruft: "Mittagspause", während sie den Schalter herunter lassen. Da steht man dann.


Die Personalräte

Das ist eine ganz besondere Spezies. Geborene Vereinsmeier und berufene Weltverbesserer finden sich zusammen, um die werktätige Bevölkerung zu vertreten. Ich gebe zu, sie haben eine demokratische Legitimation. Es gibt noch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. Aber es werden immer weniger.
Wer Personalrat werden möchte, braucht Sitzfleich. Hilfreich ist auch die Neigung zu partieller Demenz oder wie soll schon Konrad Adenauer gesagt haben: „Was schert mich mein Geschwätz von gestern?“ Trinkfest sollte man auch sein. Außerdem sieht ja das Bundespersonalvertretungsgesetz eine „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ vor. Und was macht eine kluge Behördenleitung? Sie kauft sich die Personalräte! So kann eine ehemalige Schreibkraft nun zu einer gesuchten Gesprächspartnerin für einen Abteilungsleiter werden, der sonst selbst im Vollsuff eines Betriebsfestes nicht die Nähe dieser Halbschwester des Glöckners von Notre Dame gesucht hätte. Und nach vier Jahren „Sekt und Grappa saufen bei von Hohenstaufen“ (Copyright: die Gruppe Ideal) will man nicht mehr von den Fleischtöpfen lassen. Ich gönne es ihnen und meide sie lieber. Die Personalräte.



Der oder die Planerin


Sich in den Personalrat wählen lassen ist eine Möglichkeit, der Arbeit zu entgehen und Pfründe einzuheimsen. Eine andere Möglichkeit besteht in Stabs- und Projekttätigkeiten. Da gehört man zum „Behördenmänätschment“, bastelt an „Kommunikationsstrategien“ in einem Deutsch, das selbst einem Waldorfschüler Prügel einbrächte, schwafelt über „Pilotisierung“ und „Priorisierung“
und die Einarbeitung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird aufgeblasen zum „Wissenstransfer“. Die Ergebnisse dieser Projektgruppen erinnern die Fünfjahrespläne der untergegangenen DDR. Aber da ist der Projektmitarbeiter schon auf dem Sprung zum nächsten Projekt. Das alte Projekt säumt als Ruine seinen Weg. Auf jeden Fall gibt es einen Projektbericht, der auch als Drehbuch für einen Loriot-Film dienen könnte.
 
Und wo bleibt das Positive? Ja, diese Kolleginnen und Kollegen gibt es auch. Sie machen ihr Ding, mischen sich nicht in Angelegenheiten ein, die sie nichts angehen und sind einfach angenehme Zeitgenossen. Ich habe das Glück, solche Kolleginnen und Kollegen zu haben. Und irgendwie bin ich froh, keine Führungskraft, keine Personalrätin oder Projektkraft zu sein. Denn natürlich zahlt man einen Preis, wenn man im Hamsterrad mitläuft. Und der ist mir zu teuer.
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