Sex mit Fremden ist Teil der Sexualität
Vermutlich ist das kein guter Einstieg in dieses Forum, aber mich erstaunen ehrlich gesagt einige der hier genannten Äußerungen zu diesem Thema. Bei allem Respekt vor den oben genannten Meinungen, aber vieles klingt mir sehr platt und klischeehaft (ganz im Gegensatz zu anderen Beiträgen in diesem Forum, die mir ungleich vielschichtiger und einfühlsamer erscheinen) – und das ist für mich eines der Hauptproblem im Umgang mit dem Thema „Beziehung und käuflicher Sex“.
Um es gleich vorneweg zu sagen: ich - Mann, Mitte Dreißig, beziehungserfahren (und sehr glücklich in meinen vergangenen Beziehungen, obwohl derzeit wieder Single) – zahle seit über 10 Jahren für Sex in den verschiedensten Formen. Nicht regelmäßig und in Maßen, aber sehr bewußt - und das Geld, das ich dafür ausgebe, ist es mir allemal wert.
Die Gründe, warum Männer für Sex zahlen sind so vielfältig wie das Thema Sexualität selbst und lassen sich nicht auf den platten Nenner „Männer gehen zu Prostituierten, weil sie zu Hause nicht befriedigt werden“ bringen. Wer wirklich an einem realen Überblick über die Breite dieses Themas interessiert ist, sollte einmal in den Verkehrsberichten (verkehrsberichte.com) – einem Forum über käuflichen Sex in Deutschland und darüberhinaus – stöbern. Nehmt Euch hierfür Zeit und überlest zunächst die reinen „Fickberichte“ (die für einen, der es zum ersten Mal liest, zugegebenermaßen abschreckend wirken können) –konzentriert Euch eher auf die Unterforen „Gesundheit, Recht und Soziales“, „Der Erotik-Knigge“, „Allgemeiner Verkehrsunterricht“ sowie auf die Beiträge der weiblichen Teilnehmerinnen aus dem Gewerbe (Ariane, Insiderin, Sybille, ChefinKFS, Sophie Sonne). Es gibt viele Teilnehmer in diesem Forum (darunter auch ich mit obigen Nick ohne „07“), die versuchen, sich sehr ernsthaft dem Thema zu nähern.
Um dennoch auch in diesem Forum dieses Thema vielleicht noch einmal neu anzustoßen, will ich in loser Form einige Thesen zur Diskussion stellen
1) Guter Sex und gute Beziehungen gehören nicht notwendigerweise zusammen. Schön wenn beides zusammenfällt – aber man kann auch ohne glücklich miteinander und ehrlich miteinander leben.
2) Käuflicher Sex gefährdet nicht Beziehungen - zumindest wenn man beides bewußt und vorantwortungsvoll lebt. Käuflicher Sex kann sogar Beziehungen retten, wenn die sexuellen Vorstellungen des einen Partners über die Möglichkeiten des anderen Partners hinausgehen.
3) Variatio delectat. Abwechslung ist ein wesentliches Element der Sexualität, aber nicht von Beziehungen. Es gibt viele Möglichkeiten, mit diesem Widerspruch innerhalb eineer Beziehung umzugehen – käuflicher Sex ist eine davon.
4) Die Lust an fremden Körpern und Formen des sexuellen Umgangs ist ein wesentlicher Anreiz für Sex zu bezahlen. Meine Partnerin kann noch meinen sexuellen Wünschen noch so aufgeschlosssen sein – und wird es doch nie schaffen, eine Japanerin, Chinesin oder Südamerikanerin im Bett zu sein.
5) Für Sex zu bezahlen ist das männliche Equivalent zu Wellness-Wochenenden und Schuhe kaufen. Oder, in weniger provokanten Worten: Für viele Männer ist Sex gegen Entgelt nichts anderes als eine Form der körperlichen und seelischen Entspannung. Wer das nicht glaubt, sollte einmal einen sog. „FKK-Club“ aufsuchen, bei denen Männer oft ganze Tage verbringen ... und nicht nur mit dem Einen.
6) Prostituierte sind weitaus mehr als die verbreiteten Standardklischees („geldgierige Frauen, die Männer ausbeiten“, „gestrandete Existenzen“, „versklavte Ost-Europäerinnen“). Viele gehen sehr bewußt eine bestimmte Zeit ihres Lebens lang dieser Tätigkeit nach und finden es eine für sich akzeptable Form des Gelderwerbs. Manche (nicht alle) haben sogar Spaß am Umgang mit Männern und Ihrem Körper und betrachten es als eine Möglichkeit, die (Grenzen der) eigene(n) Sexualität zu erfahren.
7) Viele Männer sind fasziniert von der Idee, unkomplizierten Sex ohne Folgen und Verantwortung mit fremden Frauen zu haben. Allerdings fällt es oft schwer, den Partnerinnen davon zu erzählen, da diese (wie auch in diesem Thread) oft mit „Na Dich schmeiße ich aber aus dem Fenster, wenn Du mir zu einer Prostituierten geht“ reagieren. Gerade dieser Umgang mit den sexuellen Vorstellungen des anderen macht es zu einem Tabu-Thema. (Um Zahlen zu nennen: Prostiertenverbände und Sozialwissenschaftler gehen davon aus, daß 50-80% der männlichen Bevölkerung in Deutschland über 40 schon mindestens einmal Prostituierte aufgesucht haben – und mindestens 20% dies auch regelmäßiger tut. Erstaunlicherweise bin ich der erste im Forum, der zu jenen 50-80% zählt – ist das nur ein statistische Besonderheit der Mitglieder dieses Forums?)
Auch viele Frauen sind fasziniert von der Idee, unkomplizierten Sex ohne Folg und Verantwortung mit fremden Männern haben – leben diese Lust oft aber in ander Form aus.
So, jetzt bin ich gespannt auf Eure Antworten!