Weder noch
Wir waren schon eine ganze Weile ein Paar, ehe wir Sm für uns entdeckt haben, der Umstand, dass dies auch mit einer devoten/Dominanten Veranlagung einher geht wurde uns dabei nur allmählich klar.
24/7 mit allen Konsequenzen (bisher habe ich eh noch keine allgemeingültige Definition dafür bekommen) kommt für uns nicht in Frage, D/d nur auf ein Spiel zu reduzieren macht für uns aber auch keinen Sinn. Für uns ist es kein Rollenspiel, wir haben diese Veranlagungen in uns und müssen damit in irgendeiner Form umgehen, wenn wir daran nicht krank oder kreuzunglücklich werden wollen.
In früheren Beziehungen, dass sehe ich im Rückblick, habe ich mich auch oft devot verhalten, in einem Partner hatte ich aus heutiger Sicht auch ein dominantes Gegenstück. Weil wir beide aber nicht wussten, was da in uns ist, dass uns so aufeinander reagieren lässt, lief es darauf hinaus, dass er mich über das Erträgliche hinaus ausnutzte, so dass ich die Beziehung beendet habe, um mich und meine Verletzlichkeit zu schützen. Mit Partnern, die keine dominante Veranlagung haben, hat es erst recht nicht geklappt.
Im Moment haben wir für uns die Regelung gefunden, bestimmte Bereiche ganz bewusst auf Augenhöhe, ohne jedes Machtgefälle zu besprechen und Entscheidungen zu fällen. Dazu zählt alles, was mit Geld zu tun hat, Berufsleben (am Arbeitsplatz aufgesucht werden und irgendeinen Auftrag meins „Herren“ erhalten, der mich in peinliche Zwickmühlen bringen könnte, wie es hier jemand vor einiger Zeit beschrieb, ist für uns absolut indiskutabel), Karriere und Lebensplanung, Familie und Freundeskreis, Haushalt.
Gerade weil wir uns unserer Veranlagungen nun bewusst sind, achten wir bei diesen Themen sehr sorgsam darauf, wirklich für beide gangbare und tragbare Lösungen zu finden.
Zu allen Zeiten, die im weitesten Sinne Freizeit sind, lassen wir uns „gehen“, wir sind einfach wir selbst, ohne darauf achten zu müssen, ob das jetzt gerade devotes oder dominantes Verhalten ist. (mit „Sklavin“ und „Herr“ reden wir uns dann allerdings auch nicht an, und zu seinen Füßen sitze ich eher selten“)
Dadurch, dass ich mir meiner Neigung, dem Partner gegenüber devot zu sein heute bewusst bin, kann ich viel einfacher auch mal loslassen, ihn machen und entscheiden lassen, ohne, dass ich Angst haben muss, wenn ich im Kleinen nachgebe, im Großen auch untergebuttert zu werden. Wir haben insgesamt viel weniger Streitpunkte und stellen auch fest, dass das Streiten noch mal deutlich konstruktiver geworden ist.
Wenn wir uns jetzt über zum Beispiel Haushalts Dinge auseinander setzen, wissen wir beide: Es geht jetzt wirklich nur darum, ob Zahnpasta Tuben von unten oder aus der Mitte ausgedrückt werden und nicht um die grundsätzliche Machtverteilung in dieser Beziehung.
24/7 kommt für uns nicht in Frage, weil wir das Bedürfnis danach nicht verspüren, das Konzept, dominant/devot nur beim Sex zu spielen ist für uns aber auch nicht nachvollziehbar.
Ich spiele nicht, ich bin meinem Partner gegenüber devot. (man, habe ich lange gebraucht, dass so gelassen formulieren zu können ;-))
Die, die das ganze auf ein Spiel "reduzieren", melden sich in anderen Threads kaum zu Wort ...
Vor ein paar Tagen habe ich endlich meinen ersten „Reallive“ Kontakt zu BDSMlern und habe unter anderem auch gefragt, ob es „da draußen“ auch so ist, dass die 24/7 Leute überwiegen und bekam folgende Erklärung:
24/7 oder TPE betreiben vermutlich nur wenige BDSMler, „normal“ ist es eher, das „Tier“ im Bett angekettet zu lassen.
Bis vor wenigen Jahren hatten 24/7 lebende Menschen sogar unter BDSMlern einen schweren Stand, weil man ihre Lebensweise nicht akzeptierte. Sie kommen somit aus einer „Minderheiten“-Situation, und mussten sich erst Akzeptanz erkämpfen. Daraus ergibt sich vermutlich die Situation hier im Forum.
Spannendes Thema, ich fände es auch schön, wenn Ihr, die Ihr in diesem Thread geposted habt, Euch mal häufiger zu Wort melden würdet, dann würden Anfänger in diesem Forum nicht so das Gefühl kriegen, dass 24/7 die anzustrebende Erfüllung des BDSM Livestyle sei und alles andere „nur“ Spielerei, über die zu Reden nicht die Mühe wert ist.
Gruß
Alre