Psychosoziale Faktoren spielen große Rolle im Sexualleben
Hallo alle zusammen. Spiegelonline,WEBde und n-tv haben heute den folgenden Bericht ins Netz gestellt. Gibt es dazu von eurer Seit Meinungen?Gruß
Lastgent
Neurologische Erkrankungen können zu sexuellen Funktionsstörungen führen. Die Gründe dafür sind nicht nur biologischer Natur. Einschneidende Erkrankungen mobilisieren je nach Persönlichkeit Ängste, die Auslöser für den Verlust der körperlich-seelischen und damit auch der geschlechtlichen Identität sein können.
Dies kann zu einer Verunsicherung der bisherigen Lebensbalance und bestehender Beziehungsgefüge führen. Der Beitrag Der Einfluss neurologischer Erkrankungen auf Partnerschaft und Sexualität aus der aktuellen Ausgabe der Springer-Zeitschrift "Der Urologe" beschäftigt sich ausführlich mit diesem Thema. Mit seiner Sexualität erfüllt sich der Mensch psychosoziale Grundbedürfnisse nach Akzeptanz, Nähe und Geborgenheit. Diese Grundbedürfnisse spielen bei krankheitsbedingter Hilfebedürftigkeit eine wesentlich größere Rolle, so dass eine sexuelle Funktionsstörung nicht nur die Lusterfahrung beeinflussen kann, sondern auch die Partnerschaft. Sexuelle Störungen lassen sich daher nicht nur als Problem des Erkrankten auffassen, sondern als Störung innerhalb einer Beziehung und sind somit psychosozial zu verstehen und zu behandeln. Ein typisches Beispiel hierfür ist Multiple Sklerose (MS), die häufigste chronische neurologische Erkrankung junger Menschen in den westlichen Industrienationen. Die Angaben zu sexuellen Dysfunktionen sind insgesamt uneinheitlich und reichen bei Frauen von 5 bis 52 Prozent, bei Männern von 23 bis 80 Prozent. Studien dazu zeigen einen deutlichen Anstieg von sexuellen Funktionsstörungen, insbesondere vermindertes sexuelles Verlangen bis hin zur regelrechten Ablehnung, sowohl bei den Betroffenen als auch bei den jeweiligen Partnern. MS-Patienten berichten von partnerschaftlichen Veränderungen wie beispielsweise einem verminderten Austausch von Zärtlichkeiten, Mitteilung von Gefühlen und Empfindungen. Eine Abnahme des sexuellen Verlangens und eine verminderte sexuelle Zufriedenheit lassen sich daher am ehesten auf partnerschaftliche Faktoren zurückführen. Ein umfassender Behandlungsansatz erfordert daher die Einbeziehung des Partners. Wichtige Informationen über spezielle Schwierigkeiten und Verhaltensweisen sowie Ängste kann der behandelnde Arzt auf diese Weise besser erkennen und ansprechen. Eine alleinige Behandlung der genitalen Funktionsbeeinträchtigung geht daher am Kern des Problems vorbei. Der Patientenbegriff bekommt eine neue Bedeutung: Das Paar ist der Patient.
Der Beitrag Der Einfluss neurologischer Erkrankungen auf Partnerschaft und Sexualität von K.M. Beier und D. Goecker, Charité-Universitätmedizin Berlin sowie D. Rösing, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald erscheint am 28.08.2006 in der Ausgabe 08/2006 der Zeitschrift Der Urologe und kann Journalisten kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Weitere Informationen unter http://www.springer.de/medizin.