Indisponiert oder wozu sind Männer nützlich?
Ich bin ja eine überzeugte Singlefrau. Das heißt, ich brauche keinen Kerl. Viel ist mit dieser Spezies auch nicht mehr anzufangen oder ich bin einfach zu launisch. Aber manchmal könnte ein Mann im Haus nicht schaden. Wie ein Hammer, der im Werkzeugkasten liegt und den man nach Gebrauch wieder zurücklegt und verschließt.Zum Beispiel, wenn man auf einer Party zu viel getrunken hat. Das kommt nicht oft bei mir vor, aber es passiert eben ab und zu. Gut, wir sind ja in einem Forum mit Niveau und da dürften ein paar schwarze Schafe nicht so schlimm sein. Und was die Dichter und Denker angeht, die uns ja hier als Leitstern dienen sollen - die haben auch nicht nur Mineralwasser konsumiert. Außerdem ist eine Dame nie betrunken, sondern nur indisponiert.
Für den Weg nach Hause gibt es freundliche Taxifahrer. Die Haus- und die Wohnungstür kann ich auch immer problemlos öffnen. Da haben ja nur die absoluten Gelegenheitstrinker Schwierigkeiten. Auch im stark disponierten Zustand bewältige ich aufrecht die Treppen. Notfalls ziehe ich die Pumps aus, um dann am frühen Nachmittag nach dem Erwachen festzustellen, dass ich mir die Strumpfhose durch zwei Laufmaschen ruiniert habe, die an den Fußsohlen entstanden sind.
Aber ein Problem gibt es: den Reißverschluss meines Kleides. Da ich oft Etuikleider trage, lässt sich diese Hürde kaum umgehen. Und wo liegt die Schwierigkeit? Man greift im schwankenden Zustand hinter den eigenen Rücken und versucht, den Reißverschluss herunterzuziehen. Hat man den Reißverschluss zu fassen bekommen, dann geht es nur mühsam vorwärts. Irgendwann erreicht man eine Stelle, die man als "toten Winkel" bezeichnen könnte. Ich bleibe stecken, bin außerdem dabei, das Gleichgewicht zu halten, aber nichts geht mehr. Ich versuche, den Reißverschluss wieder in die Ausgangslage zu bugsieren oder den Stoff des Kleides herunterzuziehen. Was am Abend nach der Arbeit mühelos gelingt, ist jetzt nicht mehr so einfach.
Jetzt wäre ein Mann hilfreich. Nein, nicht um mich in den Arm zu nehmen, sondern um das Kleid zu öffnen. Jetzt tut es mir doch leid, dass ich zuletzt dem hübschen Kollegen XY einen Korb gegeben habe.
Sollte es gar nicht klappen, hilft nur das stillose Ausziehen über Kopf. Allerdings, wenn ich indisponiert bin, habe ich Angst vor der Dunkelheit. Ich habe dann immer das Gefühl, mein Kleines Schwarzes wird zu einem endlosen dunklen Tunnel.
Denn eine Dame sollte nie in dem Kleid aufwachen, in dem sie ausgegangen ist. Und schmecken die Drinks auch noch so gut - frau zeigt Haltung. Das ist mir bis jetzt immer gelungen. Ausrutscher oder Filmrisse - ein Unding. Und die weiblichen Leser hier wissen, dass man sich noch abschminken sollte. Auch das klappte stets. Gut - einmal schlief ich dabei im Badezimmer ein. Aber den Putzeimer benötigte ich noch nie am "Mittag" danach.
Und bei der nächsten Shoppingtour kaufe ich endlich ein Kleid ohne Reißverschluss.