Hallo zusammen,
ich (der männliche Teil) schreibe ich mal mein Problem, dafür haben wir uns ja beide gemeinsam hier angemeldet
Wir kämpfen momentan tatsächlich etwas mit dem Problem, das von mir ausgeht. Eigentlich ist ja "mein" Problem, aber in einem tollen gemeinsamen Leben drückt es dann ja doch gleich beiden Partnern irgendwo, wenn bei einem was nicht stimmt.
Es steht eigentlich außer Frage, dass wir uns nach langen 8 Jahren noch immer mehr lieben als alles andere, vielleicht heute sogar noch mehr als am Anfang, nur dass der körperliche Aspekt etwas gewichen ist und man "geistig" irgendwie noch mehr zusammenhält, man ist noch mehr aneinander gewohnt, kennt sich noch besser, etc...
Allerdings haben wir aber auch erlebt, dass wir uns beide in unserer sexuellen Identität etwas auseinander gelebt haben. Nun, wir sind beide unter ungewöhnlichen Umständen zusammengekommen, als wir 18 waren und es war - und ist - eigentlich die "große und einzig wahre" Liebe, das kann man eigentlich nicht bestreiten. Umso schmerzvoller ist es dann manchmal, dass heute solche Probleme auftreten. Mit 18 ist man noch kein "fertiger" und "ausgereifter" Mensch. Das heutige Problem, dass ich gerne einfach mal etwas anderes erleben würde, hat sich einfach mit der Zeit entwickelt. In dieser Zeit hat meine Frau ihre Ansichten zum Thema Sex, sagen wir mal, beibehalten, obwohl sie da recht offen ist (wir schauen gelegentlich Pornos zusammen, überlegen uns, was wir noch schöner machen könnten etc...) habe ich mich doch grundsätzlich anders entwickelt. Liebe und Sex in Kombination ist einzigartig, ohne Zweifel. Deshalb gehören Sex und Liebe aber für mich nicht zwingend zusammen. Das Ausleben der Sexualität ist für meine Begriffe inzwischen mehr etwas wie eine "Befriedigung" von Lust, Interesse und Sehnsucht - ganz einfach eine große Neugier - geworden, genauso wie es Spaß macht, einen Tollen Film zu sehen, schöne Musik zu hören, schön Essen zu gehen etc...
Diese Entwicklung, dass ich einfach ein großes Interesse hätte, mal etwas ganz anderes zu erleben, hat sich vor etwa drei oder vier Jahren entwickelt. Ich habe damals mal kleinere Andeutungen gemacht, im wesentlichen habe ich alles, was ich mir gedacht, gefühlt oder auch gewünscht habe, aber mehr oder minder in mich reingefressen und für mich behalten, da ich weiß, dass meine Frau ein anderes Wertesystem hat und ich sie auf gar keinen Fall in irgendeiner Form verletzen wollte.
Dennoch, mit der Zeit ist es nur schlimmer geworden. Auf der einen Seite ist der Sex daheim nach acht Jahren einfach etwas langweilig geworden (nicht immer!), aber man merkt halt, nach so langer Zeit ist es einfach anders als am Anfang und ich selber wollte das sehr lange nicht wahrhaben, bis ich mir selber am Ende eingestanden habe, dass eine Beziehung sich auch nicht ein Leben lang jeden Tag neu erfinden kann bzw. das doch sehr schwierig ist. In dieser Zeit sind hingegen gewisse Interessen immer mehr zu Sehnsüchten geworden. Ich lese wirklich gerne auf Foren wie dem JoyClub etc... wie andere Paare ihre gemeinsame Sexualität ausleben und ich merke durchaus, dass bei manchen Berichten wie über einen Dreier oder einen SwingerClub wirklich ein enormer Neid oder ein starkes Maß an Sehnsucht nach etwas neuem aufsteigt. Ich hätte einfach auch gerne mal etwas "anderes" erlebt. das habe ich aber für mich behalten und bin meiner Frau auch immer bedingungslos treu geblieben - was auch so bleiben wird.
Allerdings haben wir ein grundlegend unterschiedliches Verständnis davon, was Treue ist. Treue heißt für mich, dass ich zu meiner Frau stehe, ganz gleich was passiert, dass ich sie fördere, sie unterstütze, sie entwickle, ihr ein erfülltes Leben verschaffe und sie auf keinen Fall belüge oder betrüge. Sex an sich hat dabei eine untergeordnete Rolle. Wäre es für meine Frau denn in Ordnung, dass ich mit jemandem anders ein Erlebnis hätte, wäre das für mich auch kein Problem, ich hätte nicht das Gefühl meine Frau zu betrügen. Anders wäre es halt, wenn ich sie darüber belügen oder im unklaren lassen würde, dann wäre es Betrug hoch zehn. Aber es kommt mir eben auf das Vertrauen, nicht den Sex an. Das kann meine Frau aber nicht verstehen, da für sie Liebe und Sex nunmal untrennbar sind.
Was bei mir diese Situation so speziell ist oder sie erst noch schwieriger macht ist, ist der Punkt, dass meine Frau meine erste Frau überhaupt ist (und im Sinne einer Beziehung auch hoffentlich bleibt!!). Ich habe nie jemanden anders, nichtmal auch nur eine Freundin zum Händchenhalten vorher gehabt, ehe ich sie kennenlernte (ich war damals sehr verklemmt und zurückhaltend). Heute ist das Leben anders, ich bin offener und neugieriger geworden und ich denke oft daran, was ich alles verpasse. Das macht mir z.T. schwer zu schaffen, ich hatte bereits keine Kindheit in meinem Leben (wie gesagt, besondere Wege dank eines furchtbaren Elternhauses führten meine Frau und mich früh zusammen) und heute arbeite ich sehr viel dafür, dass es uns beiden später besser gehen wird als unseren Eltern. Ich verzichte eigentlich seit Anbeginn unserer Zeit ständig auf Urlaub, Freizeit etc... und bin oft mehr als 60 Stunden außer Haus.
Das hat am Ende alles dazu geführt, dass ich auch manchmal einfach fühle, wie mir das Leben wegrennt. Ich sehe nur noch, wie ich immer älter werde und alles in meinem Leben an mir vorbeiläuft. Man mag sich fragen, wie man einem so "nebensächlichen" Thema wie der Sexualität soviel Bedeutung beimessen kann (das frage ich mich selber), aber ich kann mich dagegen auch nicht wehren. Der Wunsch nach neuen Erfahrungen ist manchmal kaum da und dann wird er doch wieder übermächtig - das kann einen wirklich depressiv machen. Ich war auch lange Zeit im Ausland (Studium in den USA) und war ein halbes Jahr lang völlig enthaltsam, da es mir nie in den Sinn gekommen wäre, meine Frau zu betrügen - wobei Betrug wie schon gesagt für mich nicht bedeutet, mit jemandem anders Sex zu haben, wenn es für den Partner ok wäre - es geht mir um den Vertrauensbruch, das Lügen und das Schweigen hinter einem geheimen Seitensprung. In dieser Zeit konnte ich viel über mein Leben nachdenken und habe mich manchmal echt gefragt, warum muss ich nur überall Abstriche machen? Man verfällt da schnell in ein gewisses ekliges Selbstmitleid, wenn man um sich herum lauter andere junge Menschen sieht die in gewisser Hinsicht recht aktiv sind und auch feststellt, dass es in unserem Alter kaum jemand mit der Treue so genau nimmt. Da wird gelogen, betrogen und verraten wo es nur geht - der Partner bekommt es ja eh nicht mit. Ich habe trotzdem nichtmal daran gedacht, meine Frau heimlich zu betrügen. Darüber bin ich ehrlich gesagt auch recht stolz nach über acht Jahren, wenn ich mir anschaue, dass das anderen meines Alters wohl gar nicht gelinkt.
Aber es ist, um es mal so zu sagen, echt eine sch*** Situation, so sehr ich meine Frau liebe, ich komme von diesen Wünschen nicht weg. Ich respektiere auch die Ansichten meiner Frau absolut, wenngleich ich es gerne sehen würde, wenn wir beide zusammen neue Erfahrungen machen würden. Für mich wäre es gar kein Thema, wenn Sie gerne etwas neues suchen würde, einfach zum Spaß. Im Gegenteil, ich fände es unglaublich erfüllend, mit ihr einen Dreier zu haben oder mal in einen Club zu gehen. Dabei geht mein Interesse sogar in die Richtung, meiner Frau ein erfülltes Leben zu ermöglichen. Ich glaube, mal einen Dreier mit einem zweiten Mann zu haben, wo es nur um die Frau geht, kann eine sehr erfüllende Erfahrung für die Frau sein (stelle ich mir jedenfalls so vor). Klar ist, wenn jemand etwas nicht will, darf man ihn nicht zwingen. Aber da habe ich auch manchmal die Sorge, dass die Hemmschnwelle meiner Frau nicht in ihren Wertvorstellen liegt, sondern ihrer Scham vor ihrem Übergewicht - das wäre für mich ehrlich gesagt eine Tragödie wenn man sich selbst so im Weg steht, also im Sinne von eigentlich wäre es eine tolle sexuelle Erfahrung man gönnt es sich selbst nicht, da man zu sehr um seinen Körper beschämt ist - das fände ich wirklich sehr traurig.
Aber auch ohne meine Frau in meine Vorstellungen einzubeziehen, auch für mich persönlich bleibt es ein Problem, dass ich gerne etwas anderes in meinem Leben erfahren würde, ehe es zu spät ist. Eigentlich sollte man in diesem Alter nicht so denken, aber ich habe das Ende meines eigenen Lebens oft vor Augen, die Zeit vergeht einfach unglaublich schnell und in den letzten Jahren sind viele in meiner Familie verstorben - man merkt schon, dass nichts ewig währt und daraus nährt sich zum Stück meine Angst, auch viel zu verpassen, denn irgendwann ist das Leben ja einfach vorbei. Ich denke, es könnte dem gemeinsamen Leben sogar Auftrieb geben, mal angenommen, jeder lebt sich einfach mal für sich aus, bekommt vielleicht auch die Beziehung selber Schwung, wenn man sich selber dann noch von neuen Erlebnissen und neuen Tricks erzählen kann
Es tut mir irgendwie auch immer wieder sehr leid, dass ich meine Frau in diese Situation "reingezogen" habe, aber momentan stecke ich selber in der Mitte zwischen einem unerfüllten Sexualleben voller Sehnsüchte und Wünsche und der Tatsache,dass ich mir lieber die Hand abhacken würde anstatt meiner Frau weh zu tun.
Es hat am Ende drei Jahre gedauert, bis ich den Mut gefunden habe, mich wirklich darüber mit ihr auszusprechen, weil ich inzwischen einen echten "Knacks" bekommen hatte. Zwischenzeitlich hat sich sogar irgendwann ein, ich sage mal, latentes bisexuelles Interesse herausgebildet, über das ich mir selber aber eher im unklaren bin, aber auch sowas habe ich lange Zeit nur für mich behalten erst dann viel später darüber mit meiner Frau gesprochen. Erst seit der Aussprache geht es mir deutlich besser. Aber das löst halt noch nicht das Problem an sich. Daher haben wir uns beide hier angemeldet, da wir uns sehr dafür interessieren, ob andere, vor allem junge Paare, auch schon solche Probleme hatten und wie ihr damit umgegangen seit.