Ich hatte da mal ein negatives Erlebnis. Es ging dabei nicht um Sex mit ihr sondern um sie selber. Beziehungsprobleme der sonderbarsten Art öffentlich ausgetragen.
Okay. Butter bei die Fische:
Wir waren Mitte 20 und hatten ne Zugreise gen Paris für unseren Urlaub geplant. Beim Einsteigen in den Zug waren wir noch per Du, beim Aussteigen ... naja.
Die Fahrt startete in Stuttgart, ich wuchtete unsere Rucksäcke ins Abteil und sie flätzte sich gleich über zwei Sitze und machte mich wegen irgendeiner Kleinigkeit an.
Ich dachte: "Super, das beginnt ja traumhaft."
Es sollte traumwandlerisch weitergehen.
Sie öffnete ihren Rucksack und holte ihre "Smirn* Ice"-Sammlung heraus, kickte den ersten Deckel durch die Gegend und bald schon war die Flasche leer. Nicht nur Männer haben einen Zug, wenn es ums Trinken geht. Zügig in Zügen trinken, können auch Frauen.
Sie öffnete bereits die zweite und ich ging weiterhin leer aus.
Wir hatten dann eine kurzen heftigen verbalen Austausch und mit viel mehr Stille danach. Die Flasche mit der Marke "Ice" passte nun vollkommen in unsere Stimmung.
Eiszeit im Urlaub. Toll. Traumhaft.
Zudem kamen und gingen immer wieder Leute ins Abteil, so dass der Streit maximal mit Pfeileaustausch in den Blicken zwischen ihr und mir fortgesetzt wurde.
Irgendwann - so eine Stunde vor Paris - ging die Tür auf, und ein junger Mann trat in unser grad leer gewordenes Abteil ein. Er war so in ihrem Alter. Ende 20, elegant, und ich musste anerkennen, dass ein richtiges workout seinen Körper geformt hatte und die Goldkettchen ihm ernsthaft gut standen.
Sie hatte wohl das gleiche bemerkt und bot ihm eine Flasche aus ihrem fast leeren Flaschen-Fundus an und mir weiterhin ihre offene Verachtung. Mir war das zu viel. Ich bin dann raus auf den Gang, um meinen Ärger per Lüftung der damaligen Schiebefenster erneut für zehn Minuten wegblasen zu blasen.
Als ich nach kurzer Zeit wieder reinkam, sass er neben ihr und seine Hand zuckte offensichtlich aus der Richtung ihres Schoss. Jedenfalls erschien es mir. Sie würdigte mich keines Blickes. Er stand auf, warf ihr einen Blick zu und ging.
Ich fragte sie, ob sie sich mit ihm unterhalten hätte. Null Antwort, dafür Taten. Sie stand auf und ging raus. Wohin, war mir nicht ganz klar.
Als der Zug in Paris einrollte, hielt und alle ausstiegen, kramte ich auch meine und ihre Sachen zusammen und wunderte mich, wo sie denn abgebleiben sei. Mein Entschluss war im Grunde schon klar, dass ich meinen Urlaub mit mir allein fortsetzen würde. Zumindest wollte ich es ihr vorher noch mitteilen.
So schleppte ich (Lastesel?) die Rucksäcke gen Ausgang. In Höhe der Toiletten sah ich einen Schaffner energisch an die Toilettentür klopfen. Er sah mich an und sagte was auf französisch. Offenbar meinte er, da seien Leute drinne und wollen nicht raus.
Mir schwante böses. Ich zupfte ihn am Ärmel und bedeute ihn ein wenig sich zurück zu ziehen.
Wir warteten kaum eine halbe Minute, als die Tür schnell aufging und der Beau von vorhin rasch raussprintete und aus dem Wagon flitze. Der Schaffner sprang vor und schaffte (... der Schaffner schaftte ...) es gerade seinen Fuß in die Tür zu kriegen. Und wer war in der Toilette? Klar, wer sonst ... Sie verschloss gerade ihre Hose.
Ich weiß noch ihre letzten Abschiedsworte am Bahnsteig. Gebrüllt. Viele Pariser verdrehten ihre Hälse ob dieser Gratisgala.
Irgendwie fand ich es beruhigend, dass niemand verstand, dass sie öffentlich den Burschen für dessen spotanen Sex in der Toilette lobte und mich als sexuell Unfähigen brandmarkte. Ich hatte meinen Rucksack geschnappt und war dann mal weg. Nicht nur vom Bahnsteig sondern auch aus ihrem Urlaub und Leben. Ohne viel Worte. Eigentlich hatte ich noch nicht mal das Ende erklärt oder "Tschüß" gesagt.
Zwei Jahre später hatte ich sie dann zufällig wieder getroffen. Sie hatte mich aber nicht erkannt und ich bin bis heute nicht bös drum.
Und das Thema "zügiger Sex" hatte bei mir jahrelang einen leidigen Beigeschmack gehabt.
Aber die Zeit heilt bekanntlich Wunden ...
Aber Sex im Zug? Hatte ich NOCH nie ...
