Hallo scaramoushe,
Du schreibst, dass Du nicht leicht streiten kannst.
Ich würde dir vorschlagen, auch für dich selbst Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Wenn Du so einen Partner gefunden hast, dann vermutlich deshalb weil du in ihm "Verhaltensmuster" erkennst, mit denen Du vertraut bist.
Das Wort Co-Abhängigkeit kam hier schon zweimal vor.
Wenn Dein Freund abhängig ist, bzw. war, dann kannst Du einfach in eine Selbsthilfegruppe für Angehörige gehen.
Vielleicht geht es Dir dann wie mir damals vor vielen Jahren, als ich nicht weiter wußte in meiner damaligen Beziehung.
Da gab es auch Lügen und nach ca. 20 Jahren Beziehung kam dann mal eine Lüge zuviel, es ist was in mir zerbrochen dabei (es tat dabei richtig weh in meinem Brustkorb, als wenn was auseinander reißt)..
Zwei Wochen war ich wie neben der Kappe gestanden, weil ich nicht mehr wußte, was ich tun sollte. Ich, die starke Frau, die immer alles schafft.
Als ich dann von dem 1. Abend in dieser Selbsthilfegruppe (für Alkoholiker und Angehörige) nach Hause kam, hatte ich das Gefühl, alle anderen, die ja von sich erzählten: sie erzählen mir meine Geschichte (nur in anderen Facetten).
An dem Morgen danach hab ich Schluss gemacht und ihm gesagt, dass erst mal Schluss ist und ich uns ein Jahr gebe, wenn sich wirklich was ändert, dass wir wieder zusammen kommen können. Ich machs kurz, es waren ein paar Ansätze da (wie die 10 Jahre zuvor!) und es hat sich bis heute nichts groß bei ihm geändert.
Mein Teil war die Co-Abhängigkeit. Das Muster meiner Kindheit hat sich in dieser Beziehung widergespiegelt. Das kannte ich und fühlte mich deshalb davon angezogen. (Helfersyndrom, Perfektionismus, etc.)
Ich habe 20 Jahre dafür gebraucht zu erkennen, dass ich IHN nicht ändern kann, hatte bis dahin zwei halbwüchsige Jungs, viele Schulden und auch noch ein paar andere Probleme und wusste, jetzt ist Schluss, weil ich sonst vermutlich ernsthaft krank geworden wäre.
Der Weg da raus war steinig und ich trage noch heute finanziell daran. Eine Therapie hat mir persönlich geholfen, viele Abende in der Selbsthilfegruppe waren meine Rettungsanker.
Der wichtigste Satz den ich dabei mit genommen habe:
Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.”
Eins weiß ich (für mich!) seitdem: Keine Lügen mehr!
Schon am allerwenigsten in der Beziehung.
Wenn man nicht mehr lügen will, merkt man erst wie oft man das getan hat. Und auch heute erwisch ich mich manchmal noch bei kleinen Lügen (es gibt also noch Potential zur persönlichen Entwicklung!)...
Die Belohnung:
Heute bin ich zu 99 % glücklich in meiner Beziehung und mein Leben ist unendlich schön geworden. Damals war es genau anders rum...
Das Nicht-mehr-Lügen gilt für mich auch für Freunde im Freundeskreis: wenn mich jemand anlügt, dann ist das nichts für mich. Es tut mir einfach nicht gut, mich mit solchen Leuten zu beschäftigen.
Meine Freizeit ist mir zu wertvoll dafür, dass der ganze Firlefanz wieder von vorn anfängt.
Bei einem Alkoholiker sagt man, dass er keinen Alkohol mehr trinken sollte, um nicht rückfällig zu werden... für mich sind es solche Menschen.
Alles Gute und viel Mut für Dich
Liebe Grüße Maus