Entkommen aus Liebe und Leid
Ich brauche euren Rat!Seit fast drei Jahren bin ich mit Ruth (Name aus Diskretion geändert) zusammen - aber auf merkwürdige Weise:
Sie lebt mit ihren drei Kindern in ihrem Reihenhaus, ich allein in dem Haus auf dem Lande, in dem ich früher mit Frau und Tochter lebte. Wir können nicht zusammenziehen, weil weder mein noch ihr Haus genügend Platz für uns zusammen bieten. Daher haben wir intensiv nach einem Haus gesucht für uns alle. Nun nicht mehr... aber der Reihe nach:
Ich liebe Ruth sehr, aber es war ein schwerer Weg von Anfang an. Anfangs meuterten ihre drei Kinder, 11 bis 14 Jahre alt, gegen unsere Liebe. Sie zogen geschlossen zum Papa, der nur wenige hundert Meter weiter wohnt. Das war für Ruth fürchterlich. Später kam ein Gewöhnungseffekt, und die Kinder leben alle wieder bei der Mama, sie akzeptieren mich, ohne mich allerdings wirklich ins Familienleben einbeziehen zu wollen.
Ich hatte mich damit arrangiert, dass ich tagsüber in meinem Haus meiner freiberuflichen Tätigkeit als Übersetzer nachgehe und abends einige Stunden mit Ruth verbringe und dort auch in ihrem Bett übernachte. Im Grunde komme ich wie jeder Ehegatte sozusagen von der Arbeit nach Hause. Denn mein eigenes Haus ist ja nur noch Büro, ich lebe dort nicht. Die Wochenenden verbringen wir auch zusammen bei ihr oder unterwegs.
Dennoch - ich koche mein eigenes Mittagessen im Büro, mein ganzer Hausstand ist weiter in meinem Haus, die Kleidung, die Möbel, einfach alles. Und ich bin nicht involviert in Ruths Familienleben, wir kaufen nicht zusammen ein, ich fühle mich leider immer noch wie ein Zaungast ohne eigenes Zuhause. Das ist schwer genug über Jahre zu ertragen. Aber es kommt noch erschwerend folgendes hinzu:
Wir haben wundervollen Sex, sie ist hemmungslos und voller Genuss. Aber ich selbst hatte in den ersten zwei Jahren Erektionsprobleme. Das war für Ruth (und daher auch für mich) einfach schlimm. So ließ ich mich untersuchen und bekam Viagra, welches das Problem "kosmetisch" löste. In Wahrheit rührte die Impotenz aus meiner anfänglichen Unsicherheit, den Problemen mit den Kindern und anderen Problemen. Inzwischen habe ich meine Potenz auch ohne Viagra zurück, aber nun kann Ruth keine Orgasmen mehr bekommen (bzw. nur noch sehr selten). Plötzlich und ohne Vorwarnung war es eines Tages so und wurde nicht wieder besser. Sie gerät immer bis kurz vor den Orgasmus, und dabei bleibt's. Auch mit Vibratoren und SB ist nichts zu machen. Das ist für sie wieder sehr frustrierend, und sie verliert deswegen mehr und mehr Lust, überhaupt noch Sex zu haben.
Und wir haben noch ein Problem: Sie findet, ich sei unpartnerschaftlich und spräche nicht genug mit ihr ab, was ich täte. Beispielsweise wollte ich sie von meinem seit einigen Wochen auftretenden Schnarchen mal erlösen und einmal in meinem eigenen Haus schlafen. Sie hatte nichts dagegen, jedenfalls deutete nichts darauf hin und sie verabschiedete mich dankbar. Am nächsten Tag aber beschimpfte sie mich laut und zornig deswegen. Solche Sachen passieren fast seit Anbeginn. Ich versuche, ihr soweit ich kann, entgegen zu kommen, aber sie findet immer etwas. Alles was ich tue, um ihr oder anderen Gutes zu tun, deutet sie als miese Tat. Das Gute nimmt sie mir nicht ab. Sie selbst hat keine ausgeprägt altruistische Ader, ist eher etwas selbstbezogen. So kam es im letzten Jahr zu wirklich wilden Streitereien.
Es gibt überhaupt nur noch wenig, mit dem sie bei mir einverstanden ist. Wenn ich mit Rückzug reagiere, findet sie auch das völlig falsch. Diskutiere ich das mit ihr ernsthaft aus, empfindet sie mich als dumm und uneinsichtig. Sagt aber, dass ich ihr sehr wichtig sei und sie mich so sehr liebe, auch wenn von ihr so gar keine Zärtlichkeit mehr kommt.
Kurz und gut, wir lassen uns jetzt in einer Paartherapie coachen. Inzwischen findet sie den Therapeuten aber inkompetent und kommt nicht mehr mit, drängt aber mich, weiterhin dahin zu gehen, weil sie unsere Probleme ausschließlich bei mir sieht. Die Therapie öffnete mir die Augen, wo ich blind und unsensibel war, und wo ich zu empfindlich reagierte. Und dass sie Angst hat, nicht genug geliebt zu werden. Und ich führe die längst fällige Scheidung von meiner Ex durch, ein Punkt, der sie offenbar unglaublich belastet hatte. Die Folge ist, dass wir uns überhaupt nicht mehr streiten. Das ist schon ein riesiger Fortschritt. Doch sie bleibt distanziert und voller Vorwürfe, die man in einer normalen Beziehung leicht aus der Welt schaffen könnte. Aber bei uns klappt das nicht.
Nun könnte man mir raten: Trenne dich. Aber sie ist eigentlich genau die Frau, die ich mir immer erträumte. Sie ist klug, schön, beruflich und ehrenamtlich engagiert, sie duftet herrlich auch wenn sie ungewaschen ist, sie ist... wow! Auf der anderen Seite leide ich sehr. Sehr. Ich weiß nicht mehr weiter... habt ihr eine Idee?
Danke - Daniel