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Wie habt ihr gelernt mit Trauer umzugehen....

Wie habt ihr gelernt mit Trauer umzugehen....
für mich war es ein sehr schwieriges Thema... bis ich mit meinen Mann zusammen kam...

Am Freitag jährt sich der Todestag meiner Mama zum sechsten Mal....

Sicherlich können mir viele folgen die ihre Mama oder einen anderen lieben Menschen an seiner Seite leider schon verloren haben....

Für mich waren es seit dem 15.07.2000, 4 qualvolle Wochen in denen meine Mama im Koma lag, und dann letztendlich am 18.08.2000 verstarb...

Mein damaliger Mann konnte nicht mit mir darüber reden, oder er wollte es nicht.. weiß ich nicht....

Aber als ich dann mit meinem Mann zusammen kam haben wir viele Nächte darüber gesprochen...

-- wie meine Mama so war
-- was sie mir auf meinem Lebensweg mitgegeben hat
-- warum sie starb
-- wie sie starb

.. einfach Trauerarbeit.....

okay, ich weiß es ist ein Erotikforum.... aber dennoch würde es mich freuen, wenn der eine oder andere seine Erfahrungen zu diesem Thema niederschreiben würde....

Denn gehört nicht auch zur Liebe manchmal (LEIDER) der Tod dazu?

*blume*

Bine
binchen ich kann sehr gut nachvollziehen wie du dich fühlst!
aber wie ich gelernt habe mit trauer umzugehen,kann ich dir nicht sagen.
ich glaube,das ist etwas,was ich nie lernen werde:o(
Trauer
Denn gehört nicht auch zur Liebe manchmal (LEIDER) der Tod dazu?

Oh ja, Sabinchen, das tut er - oder wenn man´s drastischer mag, dann mit Beckett: "Sie gebären rittlings über den Gräbern." Was im übrigen fast stimmt, denn am Tag als mein Vater starb bekam meine Cousine ihr lang ersehntes erstes Kind. Und da wurden mir die Kontraste und Zusammengehörigkeiten im Leben dann halt überdeutlich.

Ich schweife nur scheinbar ab, denn das Gefühl, daß es kein Leben ohne Tod oder keine Freude ohne Trauer gibt, hat sich grade durch diese Erfahrungen für mich zu einem tröstlichen entwickelt; zu einem hilfreichen auch bei der Trauerbewältigung. Ich habe vielleicht auch selbst Angst vor dem Tod, habe aber andererseits ein großes Vertrauen darin, daß es das Leben gut mit uns meint und die Dinge so passieren, wie sie passieren müssen. Ich bin nicht im strengen Sinne religiös und finde nicht Halt in Jenseitsvertröstungen, denn das Leben ist hier und jetzt - und ich versuche eben so intensiv es geht in dem Bewußtsein zu leben, daß eben nur jetzt unsere Zeit ist. Aber ich finde das Leben halt ganz wunderbar, weil ich immer wieder sehe, wie Lebensfäden ineinandergreifen und einen schönen bunten Teppich bilden...

Ob ich den Tod meines Vaters gut verarbeitet habe, weiß ich nicht. Eine Stimme hat mir kürzlich als feedback gesagt, es sei auffällig, wie oft ich meinen Vater erwähne. Das ist mir nicht bewußt, weil ich eigentlich eine weit weniger intensive Bindung zu ihm hatte als ich zu meiner Mutter habe, und ich glaube auch nicht, daß ich das Thema Trauer nicht abgeschlossen - andere würden "verarbeitet" sagen - habe. Mein Dad fehlt mir manchmal, aber er ist ja nicht weg. Ich spüre ihn manchmal und er ist ebenso bei mir wie meine Großeltern, die nun auch alle gestorben sind - oder Ex-Freundinnen und -Freunde, die auch einen Platz in Hirn und Herz haben. Ich finde es schön, daß wir in Erinnerungen und Träumen manchmal weit intensivere Begegnungen haben können als im realen Leben.

Summa summarum würde ich sagen, daß die Erfahrung des Todes für mich eine absolute Bereicherung gewesen ist. Es klingt blöd und abgedroschen, aber ich bilde mir doch ein, seither bewußter zu leben, häufiger mal morgens etwas andächtiger zu sein und zu denken: "Du hast nur dieses eine Leben, mach was draus..."

La vita è bella würde der geschätzte Begnini wohl sagen...

Swan
Hm...
...was für ein gefühlvolles Thema.

Für mich kann ich sagen....das ich mich lange Zeit nicht mit diesem Thema auseinandergesetzt habe, weil es einfach nicht "up to date" war.
Dann allerdings, innerhalb kürzester Zeit, wurde ich 3x mit dem Tod und der dazugehörigen Trauerbewältigung aufs brutalste konfrontiert. Innerhalb von 1,5 Jahren starben 3 Menschen, die für mich zum Lebensmittelpunkt gehört haben.
Sowas ist nicht einfach zu verarbeiten, zu begreifen schon garnicht. Ne gewisse Zeit war ich wie gelähmt, einfach erstarrt in meinem täglichen Leben. Ich wollte nix und niemanden an mich rankommen lassen. Schwer genug war es ja....weil alle 3 Fälle in der Familie lagen...und somit jeder sein Päckchen in Punkto Trauer zu tragen hatte.
Irgendwann hab ich angefangen, mich gezielt mit dem Thema Tod (und kommt da evtl. etwas nach?) auseinanderzusetzen. Ja...und je mehr ich mich damit befasst habe....umso besser ging es mir.
Allein das Zulassen der Trauer....das Begreifen das der Tod zu Leben gehört...war für mich enorm hilfreich.
Aber ich denke einfach mal...es gibt da kein Patentrezept. Jeder Mensch ist anders...und jeder Mensch setzt sich mit dieser Thematik anders auseinander. Wichtig ist halt nur...einen Weg zu finden Trauer auch zuzulassen. NIx zu unterdrücken...sondern seine Gefühle (auch in aller Gewalt) wahrzunehmen und zu akzeptieren.
Das ist nicht einfach...kein leichter Weg, aber er kann gelingen.
Während der Ausbildung zur Trauerbegleiterin wurden wir selber mit dem Phänomen Trauer konfrontiert.

Einmal hängt Trauer nicht alleine mit dem Tode eines geliebten Menschen zusammen. Trauer entsteht durch Verlust.

Was empfinden wir, wenn wir jemanden verlieren? Wenn eine Partnerschaft in die Brüche geht oder eine gute Freundschaft? Und was empfinden wir, wenn wir einen Job verlieren?

Trauer entsteht dann, wenn eine emotionale Bindung an jemanden oder an etwas zerreißt, verloren geht. Und die Gefühle, die dabei entstehen, haben nicht immer etwas mit Traurigkeit zu tun. Wir empfinden Schmerz, Wut darüber, wenn etwas oder jemand verloren gegangen ist, Verlassenheit, Hilflosigkeit.

Und wenn wir all diesen Gefühle erlauben, nach außen zu dringen - wir ihnen Ausdruck verschaffen können, erst dann ist es möglich, das Verlorengegangene loszulassen. Dieses Loslassen ist wichtig. Erst wenn wir realisieren, dass es unwiderbringlich ist, können wir Frieden finden und die Kraft, das Leben mit Freude und Kreativität weiterzuleben.

Viele Grüße
Angelika
****ub Mann
1.137 Beiträge
Komisch, ich habe nie lernen müssen, mit Trauer umzugehen. Vielleicht liegt es daran, das ich den Tod als Bestandteil des Lebens betrachte. Als meine Mutter vor 3 Jahren starb, konnte ich sehr gut damit umgehen. Sie hatte Krebs, der wurde entfernt und dann kamen Metastasen, dann lag sie einige Zeit im Krankenhaus und ihr Zustand wurde immer schlechter, bis sie dann starb. Aus diesem Grunde bin ich sogar froh darüber - es ist besser, das sie gestorben ist und nicht weiter leiden musste.

Mit meiner Partnerin (damals wie heute die Gleiche) konnte und habe ich da auch nicht drüber reden können. Es war aber auch kein Bedarf danach. Bei meinem 7 Jahre älteren Bruder sah es anders aus, ihn hat das Ganze arg mitgenommen, und ich bin froh, das seine damalige (jetzt nicht mehr) Freundin eine erfahrene Krankenschwester ist, die ihm da zur Seite stehen konnte.
@HerSub
Vielleicht ist das jetzt etwas indiskret, aber ich versuche mir grad klar zu werden, wie dein Verhältnis zu deiner Mutter ist bzw. war...
@Swans
wahrscheinlich ist HerSubs verhältnis zu seiner mutter so, oder ähnlich, wie meins zu meinem bruder.

mein bruder starb vor 2 jahren.
das er irgendwann sterben würde war allen immer klar.

mein bruder wurde mit einem irreparablem leberschaden geboren, als er 18 jahre alt wurde, wurde er in hannover transplantiert.
während dieser zeit bin ich für die dauer seines stationären aufenthaltes nach hannover gezogen.

mein bruder hat seinen "tod" um 17 jahre überlebt und wir hatten weitere 17 jahre zeit uns mit seinem tod zu beschäftigen, getreu dem motto "mors certa, hora incerta". klingt makaber, aber der tod war bei uns stammgast.

ich weiss nicht mehr, wie oft mein bruder dem tod im letzten moment von der "schippe" gesprungen ist, neuen arzneimitteln und therapien sei dank.

dennoch hat er jedes jahr und zum schluss jeden tag etwas mehr abgebaut bis alle wussten, dass er sterben wird.

wir waren alle bei ihm und haben mit ihm zusammen auf den tod gewartet, als er starb.

natürlich tat es weh ihn zu verlieren, aber noch schmerzlicher war es zu sehen, wie er immer weniger in der lage war am leben teilzuhaben und zu wissen, dass er sterben möchte.

wir haben 37 jahre auf seinen tod gewartet und als er starb, gab es keinen grund seinen tod zu betrauern, denn in unseren erinnerungen lebt er weiter.

lg stringbound

ps.: trauer ist der egoismus derer, die ohne den verstorbenen weiterleben müssen, denn sie betrauern sich selbst, ob des erlittenen verlustes.
@stringbound
Ich bin überzeugt, dass Du und Deine Familie getrauert habt um Euren Bruder, der so lange gestorben ist - Ihr hattet so viele Jahre Abschied von ihm genommen, dass der Prozess des Trauerns bei seinem Tode abgeschlossen war.

trauer ist der egoismus derer, die ohne den verstorbenen weiterleben müssen, denn sie betrauern sich selbst, ob des erlittenen verlustes.

Ja, der Verlustschmerz liegt bei den Hinterbliebenen, denn die Verstorbenen verspüren nichts mehr (nach meiner persönlichen Auffassung). Es mag aber sein, dass der Sterbende trauert über vielfältige Verluste, die er voraussieht.

Viele Grüße
Angelika

P.S. Ich begreife "Egoismus" ohne die übliche negative Konnotation.
danke, das mit dem egoismus versteht sich ohne wertung.
was den sterbenden angeht hast du recht, nur habe ich diese seite nicht persönlich erfahren, kann also nicht darüber befinden.

lg
user stringbound
*********os_hb Frau
2.126 Beiträge
Man trauert....
nicht nur um die Verluste, sondern man trauert auch ganz einfach deshalb, weil es weh tut, zu sehen, wie andere unter diesem Zustand leiden.

Angehörige leiden mit dem Menschen, der abbaut. Und dieses Erkennen ist etwas sehr schreckliches. Jedenfalls in meinem Fall. Es schnürt das Herz zu, wenn man sieht, wie andere sich um einen sorgen...

Man merkt ja selbst, daß es einem nicht besser geht, sondern schlechter. Und selbst wenn der Angehörige oder Freund versucht, alles ganz normal aussehen zu lassen, spürt man als Kranker diese Trauer, die sich dort in den Menschen ausbreitet.
Und das ist ebenso schlimm, wie der Verlust eines anderen. Man wünscht sich einfach, es nicht merken zu lassen, wie es wirklich um einen selbst steht. Allein schon darum, um anderen das zu ersparen...

Leicht ist es auf jeden Fall nicht! Und das gilt für beide Seiten.....
Ich glaube trauern ist nichts was man lernen kann den jeder geht doch anders damit um.
Unser erstes Kind ist mit 18 Monaten gestorben. Nach seinem tot hatte ich z.B. das Bedürfnis viel darüber zu reden.
Mein Mann konnte das nicht, es hat etwas gedauert das zu verstehen und zu Akzeptieren.
Aber dann habe ich halt mit Anderen darüber geredet und er konnte für sich trauern.
Ich glaube viele Beziehungen zerbrechen an so was weil man nicht akzeptieren kann das eben jeder anders mit seiner Trauer umgeht.
Und zu stringbound ich kann das gut verstehen wie heißt es doch : Weinet nicht das ich gegangen, freut euch das ich gewesen.


Lg
ich denke mal...
... daß ich mit trauer ganz gut umgehen kann.
wenn man einen lieben menschen verliert, ist das natürlich schrecklich, aber ich versuche die ganze situation so klar wie möglich zu sehen, ich versuche das so zu sehen, wie es wahrscheinlich am besten für denjenigen ist, der gestorben ist.
z. b. wenn jemand an einer krankheit leidet (wie bei uns im umkreis in der letzten zeit viele an krebs), wo vorhersehbar ist, daß er nicht mehr lange lebt, dann hat man genügend zeit, sich damit auseinanderzusetzen. man befasst sich auf irgendeine weise mit dem tod. und in so einem falle ist es für den sterbenden am besten, wenn er nicht zu lange leidet.
womit ich allerdings ein problem habe, wenn jemand unvorhersehbar stirbt, z. b. durch einen unfall. das kann man dann irgendwie nicht begreifen. das ist einfach schwer, das zu verarbeiten. mein bruder kam mit 27 jahren bei einem jagdt-unfall ums leben und ich kann es manchmal bis heute noch nicht begreifen. es ist jetzt 22 jahre her und ich vermisse ihn noch heute ganz schrecklich. ich denke oft an ihn und weiß, wir hätten so viele gemeinsamkeiten.
****ub Mann
1.137 Beiträge
@swans
Indiskrete Frage? Nein, finde ich nicht. Stringbound hat schon einiges gesagt, aber ich will dir gerne meine Sicht mit meinen Worten beschreiben:

Ich habe seit der Trennung meiner Eltern bei meiner Mutter gelebt, mein Bruder ging zum Bund. Ich würde sagen, wir hatten ein gutes Verhältnis zueinander, wie es eben zwischen einem Heranwachsenden und Eltern eben ist. Meine Mutter war immer für mich da, wenn ich mal scheisse gebaut habe - und ich habe oft scheisse gebaut! Als bei meiner Mutter Krebs diagnostiziert wurde, hat es mich wie ein Schlag getroffen. Ich habe mich damals damit auseinandersetzen müssen, das sie sterben würde. Danach kam die Zeit der Behandlungen und die Genesung. Als dann, einige Jahre später, festgestellt wurde, das sie einen Hirntumor hatte, traf es mich nicht mehr so hart. Ich war darauf vorbereitet durch das, was damals war. Ihr Zustand verschlechterte sich während ihres Krankenhausaufenthaltes. Natürlich habe ich manche Nacht, schon vor ihrem Tod, geweint, weil ich sah, wie sie leidet und ich nichts tun kann. Ich rief meinen Bruder an und informierte ihn, das sie im Sterben liegt. Er kam mit seiner Freundin her, und in dieser Nacht ist unsere Mutter dann verstorben. Man könnte fast meinen, sie hätte solange durchgehalten, um uns noch einmal zusammen zu sehen. Ich weiss es nicht, sie hatte nur noch Schmerzen, konnte nichts sagen...

Meinen Bruder hat ihr Tod härter getroffen - nicht weil er ein besseres Verhältnis zu ihr hatte oder weil ich sie nicht genügend lieben würde, sondern weil er, anders als ich, nicht auf diesen Moment vorbereitet war. Ist es Liebe zu den Eltern, sie Schmerzen erleiden zu lassen, nur um das egoistische (ohne negativen Unterton) Bedürfnis zu befriedigen, sie nicht loslassen zu wollen? Ich liebe meine Eltern, beide - und gerade darum weiss ich, das man gehen lassen können muss, wenn die Zeit gekommen ist.

[b]schnief[/b]

Ja, es tut mir weh. Aber ich kann den Tod akzeptieren. Ich bin froh, das es für sie in dieser Nacht recht schnell ging und sie nicht weiter leiden musste.
Die Fähigkeit zu trauern
Ich glaube trauern ist nichts was man lernen kann den jeder geht doch anders damit um.

Ja, grundsätzlich ist die Trauerreaktion eine Fähigkeit, die mit uns geboren wird. Sofort nach der Geburt können wir sie beobachten: das Neugeborene weint, schreit...Diese Fähigkeit bleibt uns erhalten bis zu unserem Tode.

In unserer Kultur hat Trauer aber auch einen negativen Beigeschmack - wir fühlen uns unbehaglich, wenn wir vor einem Trauernden stehen, wollen, dass er aufhört mit dem Weinen und dem Klagen.
Wie tapfer ist doch die Kriegerwitwe am Grabe ihres Mannes - mit erhobenem Kopf gibt sie keinen Ton von sich. Wir bewundern sie.
Was wäre, wenn sie wie die griechischen Klageweiber schmerzerfüllt und schreiend sich die Haare raufte?

Wie peinlich berührt es uns, wenn wir im Fernsehen die Menschen anderer Kulturen sehen, die außer sich ihren Schmerz herausschreien.

Wie lange haben wir Zeit, um zu uns zu kommen nach einem Verlust - bei einem Todesfall bekommen wir maximal 2 Tage Sonderurlaub - dann müssen wir wieder funktionieren.

Die Depression ist eine seelische Erkrankung, die in den letzten Jahren extrem zunimmt und schon bald die Herz-Kreislauferkrankungen überholt hat. Und die Fachleute sind manchmal ratlos, denn die neuen Formen der Depression stehen in keinem Lehrbuch und sind in ihrer Ursache nicht festzumachen. Die Depression ist in Ländern, in denen es erlaubt ist, seinen Schmerz auszudrücken, sehr selten.

Wie viele Menschen versteinern in ihrem Schmerz - weil er nicht fließen darf.

Wie viele Menschen haben sich nicht wirklich dem Schmerz gestellt, der sich einstellt, wenn bewusst wird, dass der Abschied definitiv und ein Wiedersehen nicht möglich ist? Wie viele Jahre taucht der Schmerz immer wieder auf und hindert uns am Leben - weil dieser emotionale Prozess nie verarbeitet und beendet werden durfte.

Ja, es ist gut, sich anderen Menschen mitzuteilen - es ist gut, wenn ich bei ihnen weinen darf und sie es annehmen können. Sich vergraben hilft nicht - ungelebte Trauer kommt immer wieder zum Vorschein.

Viele Grüße
Angelika
@Her Sub,
meine Frage war tatsächlich aus Interesse an deiner Person gestellt, weil mir dein erstes postings viele Fragen offen ließ, deshalb hab ich nachgefragt, nicht aus sensationsgier, aber das hast du offenbar ja auch nicht so aufgefaßt (was mich gefreut hat) - und ich freue mich meinerseits über die antwort, die ich nun viel besser in mir vertraute kontexte einordnen kann. was du schreibst klingt mir sehr vertraut. ich war leider "nur" gewohnt, mit krankheit umzugehen, aber nicht mit dem tod in seiner unwiderbringlichkeit - und als die dienststelle meines dads anrief, daß er plötzlich verstorben sei, habe ich es alles für einen großen Witz gehalten...

was du ferner beschreibst, das Ausharren deiner Mutter, bis ihr Euch um sie versammelt habt, kenne ich aus anderem Zusammenhang. Als mein Opa mütterlicherseits (den ich wahnsinnig geliebt habe, weil er ein feiner liebenswerter Mensch war) an Krebs starb, war es auch so, daß er den Moment seines Todes selbst bestimmt hat, d.h., bis wir alle angereist waren, um uns an seinem Todesbett zu versammeln. Ich habe selten etwas Friedlicheres und "Erhabenes" in meinem Leben erlebt - und für diese Erfahrung bin ich unendlich dankbar...

Lg,
Mr. Swan
1997 verstarb mein vater, am 06.03., einen tag vor dem geburtstag
meiner mutter, erlag dieser so starke mann, der nie ernsthaft krank gewesen war, seiner krebserkrankung, da er aufgegeben hatte,
ein erstes mal in seinem leben.

ich verlor keinen geliebten menschen in dem moment,
sondern, es war für mich damals eher das aufgeben eines widersachers.
ein sehr harter, gnadenloser mensch, ohne gefühl für seine nächsten
war von uns gegangen.

emotionen gegen verstand, die emotionen, ich, lebte und lebe weiter.

in dem moment, nachdem ich alles für meine mutter geregelt hatte,
brach mein bisheriges wertesystem zusammen,
jetzt würde er nie mehr die gelegenheit haben, mir die anerkennung zu schenken, der ich mein leben lang hinterhergrannt war und er hätte in hundert jahren nicht ein wort dessen über seine lippen gebracht
denn es ist doch völlig normal, dass sein sohn abends neben der arbeit abitur gemacht und später neben dem job studiert hat...

gefühle ließ er mich nie spüren, doch eines, eiseskälte.

ja dieser verlust brachte meine seele ins wanken und ein aufenthalt in der klinik folgte, da meine seele dies nicht so schnell verdauen konnte,
der klinikaufenthalt war die logische konsequenz all dessen was neben dem tod meines vaters noch alles an persönlichen schicksalsschlägen
zu der zeit auf mich herniederging,
denn allein der verlust des feindbildes hätte mich nicht aus der bahn geworfen,
aber all das was nebenher noch ablief und dieser verlust waren zuviel
für meine sensible seele.

ich habe meinem vater heute all die vielen harten jahre meiner kindheit vergeben, denn er konnte nicht anders handeln,
da er aus einfachsten verhältnissen stammend sich nach ganz oben geboxt hatte und das konnte er nur schaffen, indem er über leichen ging
und gefühle ignorierte....auch die unseren leider...

aber vergeben vergessen;
an die stelle des hasses trat im laufe der jahre bei mir verständnis für ihn und vergebung seiner sünden an mir.
****ub Mann
1.137 Beiträge
@****guf
Gerade Väter sind ja für ihre "Härte" bekannt. Allerdings: Auch meinen Dad erlebe ich nicht mehr so, wie früher. Früher erschien er mir hart - hart zu sich, aber vor allem hart zu mir. Dennoch weiss ich, das er mich immer geliebt hat und immer noch liebt. Ich habe gelernt, ihn zu verstehen - und er hat gelernt, mich zu verstehen. Das hat einige Jahre gedauert, und es ist schade, das du dieses nicht erleben durftest. Ich werde an dem Tag, an dem mein Vater stirbt (was hoffentlich noch in weiter Ferne liegt) auch nicht trauern - ich werde mich erinnern, an's gemeinsame Bauen von Pfeil & Bogen, Gummizwillen, Schnitzereien, Lagerfeuer, viele Gespräche in einer kleinen Küche mitten in der Nacht bei einem (oder mehreren) Bierchen, Abende in seiner Bar, gemeinsame Urlaube, ... aber vor allem eines: Einen Lernprozess, dieses sich gegenseitig begreifen lernen. Ich hoffe, wenn ich eines Tages einen Sohn habe, ihm auch ein guter Vater sein zu können, so wie es mein Vater für mich war bzw ist.

@***ic
Wirklich ein hoch-emotionales Thema... gefällt mir, und wird dem Ruf nach "Niveau" in diesem Forum durchaus gerecht. Vielen Dank.
lieber @****ub,

mein hass ist gewichen, im laufe von jahren,
verständnis erfüllt nun diesen platz,
menschliche wärme ist mein ziel,
zur liebe wird es nach derzeitigem empfinden vorerst nicht reichen,
aber ausschließen tue ich es nicht...mit der zeit vielleicht,
wenn alle narben verheilt sind

dieses thema tut richtig gut, gefühle, die zu worten und gedenken werden.
*********41063 Paar
59 Beiträge
Wie viele Menschen haben sich nicht wirklich dem Schmerz gestellt, der sich einstellt, wenn bewusst wird, dass der Abschied definitiv und ein Wiedersehen nicht möglich ist? Wie viele Jahre taucht der Schmerz immer wieder auf und hindert uns am Leben - weil dieser emotionale Prozess nie verarbeitet und beendet werden durfte.

Hallo,

und genau das ist mir (Sie) jetzt noch unbegreiflich.

Meine Grossmutter, bei der ich aufwuchs, also im Grunde genommen meine Mama, starb vor drei Jahren nach einer langen sehr schweren Lungenkrankheit. Bis heute verfolgt mich ihr Lächeln, Ihr rügender Blick, ihre wärmenden Hände, ihre liebevolle Umarmung, ach .... einfach alles negative und positive lässt mich jeden Tag für einige Zeit innehalten. Ich vermisse Sie, habe noch immer nicht begriffen das es endgültig ist. Ich werde nie den zufriedenen Gesichtsausdruck vergessen an dem Abend bevor sie starb und ich sie das letzte mal sah. Sie saß aufrecht im Bett und schaute meinen Grossvater und mich an als wenn sie es gewusst hätte.
Ich werde auch nie wieder einer Person in einem gewissen Sinn so sehr nahe stehen wie Ihr. Fast täglich, sobald ich mich richtig schön entspanne kommt es hoch. Hört sich das übertrieben an? Ach, wenn es doch so ist...
Ich versuche damit umzugehen so gut es geht. Mit meinem Freund traue ich mich nicht mehr drüber zu reden, weil ich der Meinung das es einfach schon zu lange her ist und es doch irgendwann mal vorbei sein muss.... Habe zumindest ein Mittel gefunden was mich nicht mehr allzu schlimm weinen lässt...Immer wenn ich an Sie denken muss, nenne ich es ganz für mich allein, das Rendezvousz mit meiner Mutter...Versuche dann Gespräche mit ihr zu führen im Inneren..
Habe jetzt zwar nichts nützliches zur Verarbeitung sagen können, dennoch danke ich diesem Thread mich gefühlsmässig mal ausgelassen haben zu können.

Liebe Grüsse an Alle!
Ich bedanke mich bei allen die bisher gepostet haben.... viele, viele ergreifende Worte....

*blume*

Bine
*blume* liebe bine, wir danken dir für dieses thema, es wurde zeit für diese worte *blume*
*********l_rp Frau
14.960 Beiträge
Als mein Patenkind 1,5 Jahre alt war wurde bei ihm eine sehr seltene und doch tödliche Krankheit diagnostiziert.
Wir wussten von da an er würde nie älter wie 5 Jahre alt werden.
Wir haben uns nicht wirklich damit beschäftigt (klar im Unterbewusstsein sicher), haben eher versucht es zu verdrängen.
Als ihm dann eine Magensonde gelegt werden sollte, die er wirklich zu dem Zeitpunkt dringend brauchte, hat er sich durch einen Infekt den er hatte von der OP nicht mehr erholt und ist dann im Alter von 3 Jahren und 8 Monaten gestorben.
Ich war 3 Tage bei ihm und es hat mir das Herz zerrissen ihn dort so leiden zu sehen.
Ich möchte nicht weiter ins Detail gehen, aber wir alle wussten es ist für ihn persönlich besser wenn er stirbt.
Damit er nicht mehr so leiden muss.
Auch wenn wir es wussten, war es doch nicht leichter für uns alle.

Jemand hatte zu meiner Schwägerin gesagt:"Na ihr wusstet doch dass er sterben muss, dann war es ja nicht mehr so schlimm."
Wenn man mir das gesagt hätte ich wäre ausgerastet.

Ich hatte danach auch nicht wirklich jemanden mit dem ich darüber reden konnte und habe es mehr oder weniger verdrängt.
Ich denke ich persönlich werde nie lernen mit der Trauer richtig umzugehen.
Aber das verdrängen war für mich der richtige Weg.

  • LG Blackangel


PS: Allen die einen geliebten Menschen verloren haben möchte ich eine *blume* zum Trost schenken.
***an Frau
11.000 Beiträge
Lieber Angelika,

dein Beitrag hat mich angeregt vielleicht doch mal so öffentlich über das zu reflektieren was demnächst auf mich zukommen wird, denn ich steh auch vor einem „Problem“ das ich ganz weit vor mir her schiebe. Bei meiner Tochter wurde vor ca. 3 1/2 Jahren Non-Hodgkin-Lymphom-3 diagnostiziert, bei ihr haben sich die Krebszellen in der Milz eingenistet und bei der nachfolgenden OP ist ihr diese entfernt worden. Nach erfolgter Chemotherapie stellte sich bei ihr die so genannte Fatigue ein (chronische Müdigkeit bei und nach Krebs). Bei Lyphom-Krebs sieht man die Erkrankung dem Patienten nicht so sehr äußerlich an, da meist gut behandelbar. Wie üblich bei der Chemo gingen ihr die Haare aus, aber nach Abschluss sind sie wieder gewachsen und eigentlich sieht man ihr nicht an wie krank sie ist. Sie hatte auch noch Glück im Unglück und wurde Frühverrentet, so dass zumindest keine materiellen Sorgen sie belasten.

Vor ca. 6 Wochen wurde jetzt bei ihr ein Rezidiv festgestellt und kommenden Montag wird sie an der Schilddrüse operiert. Ihre behandelnden Ärzte wissen auch nicht genau ob nun genau da der neu entstandene Krebsherd liegt, da sich ihre Lymphknoten auch in der Lunge vergrößert haben, sie aber erst einmal sehen wollen ob die Schilddrüse der derzeitige Unruhestifte in ihrem Körper ist.

Beim Lesen der vorherigen Beiträge über die Verarbeitung von Trauer und den Verlust eines geliebten Menschen ist mir bewusst geworden, dass ich solche Trauer noch nicht hatte. Menschen aus meinem familiären Umkreis sind in ihrem entsprechenden Lebensalter gestorben, ich war darauf vorbereitet und hatte auch nicht sehr viel Trauerarbeit dabei zu leisten. Ich weiß gar nicht wie ich es beschreiben soll wie ich mit einem eventuellen Verlust meiner Tochter umgehen werde. Sie sieht ja nicht krank aus und ich kann mir einfach bei ihrem jetzigen Zustand nicht vorstellen, dass sie sterben könnte. Als Eltern denken wir ja erst einmal nicht daran, dass unsere Kinder vor uns sterben und da sie mit ihren jetzt 46 Jahren immer präsent in meinem Leben ist, ein nicht mehr Dasein von ihr für mich überhaupt nicht vorstellbar ist, ich verdränge diese Problematik für mich vollkommen. Es ist wirklich verrückt, ich lese hier von mir völlig fremden Menschen ihre persönlichen Erfahrungen wie sie den Verlust von Nahestehenden für sich verarbeitet haben und es mir so unter die Haut geht wie offen hier darüber geschrieben wird.

Ich frag mich nun, warum ich hier über so persönliche Dinge schreibe, aber ich glaube, es tut mir im Moment einfach gut das mal niederzuschreiben, nicht mehr und nicht weniger.
Zitat: Wie viele Menschen haben sich nicht wirklich dem Schmerz gestellt, der sich einstellt, wenn bewusst wird, dass der Abschied definitiv und ein Wiedersehen nicht möglich ist? Wie viele Jahre taucht der Schmerz immer wieder auf und hindert uns am Leben - weil dieser emotionale Prozess nie verarbeitet und beendet werden durfte.

Das ist nun etwas was ich nicht glauben möchte „kein Wiedersehen“ ich denke ich habe mich dem Schmerz gestellt auch wenn es heute 19 Jahre später immer noch Momente gibt wo er hochkommt und auch mal ein Tränchen rollt aber das sehe ich eher befreiend.
Allerdings glaube ich fest an ein Wiedersehen.

Zitat: Jemand hatte zu meiner Schwägerin gesagt:"Na ihr wusstet doch dass er sterben muss, dann war es ja nicht mehr so schlimm."
Wenn man mir das gesagt hätte ich wäre ausgerastet.

Das kenne ich auch zu uns hat man damals oft gesagt ihr seid ja noch jung ihr könnt ja noch Kinder bekommen ich habe da oft schlucken müssen man kann doch einen Menschen nicht einfach durch einen anderen ersetzen.
Aber ich glaube es war auch oft einfach nur Hilflosigkeit weil man nicht wusste was kann ich als Trost sagen.
Dabei muss man doch gar nichts sagen einfach in den Arm nehmen die Tränen zulassen denke das hilft vielmehr.

LG
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