Ich finde es sehr interessant die Ursache verschiedener Neigungen zu erfahren. Daher "beobachte" ich mich selbst so gut es geht sehr genau und versuche auch gewisse Entwicklungen für mich zu analysieren. Dabei stelle ich schon fest, dass ein großer Teil meiner Verhaltensmuster von aussen an mich herangetragen wurde, ausgelöst duch Vorleben, Erwartungen und Bestimmungen. Irgendwann habe ich angefangen diese, von aussen an mich herangetragenen Dinge und die damit verbundenen Verhaltensmuster zu hinterfragen und nach meinem Gefühl für gut und schlecht zu bewerten. Immer wieder stelle ich fest, dass ich seitdem viel entspannter lebe, dies aber keinesfalls eine Erklärung für meine Neigungen sein kann.
Dark Amber, du bist nicht allein
Auch bei mir kann sich der Schalter von jetzt auf gleich umlegen. Einmal sogar auf einer Party in einem Club, bei der ich meiner (auch switchenden) Herrin die Macht nahm und ihr in einem Moment der Nachlässigkeit Handschellen anlegte. Irgendwie muss das aber auf die Anderen doch recht verstörend gewirkt haben, inzwischen switchen wir fast nur noch sessionweise. Nicht Fisch, nicht fFeisch ... na und ... hauptsache gesund und ausgeglichen.
Switcher sind eh die Besten
Was mich immer ein wenig stört ist die Tatsache, dass bei der Ergründung der Ursache von Neigungen beinahe zwangsweise von einer negativen Erfahrung ausgegangen wird. Darin begründet sich dann auch oft eine Abwehrhaltung, die eine Beschäftigung mit seiner Neigung sehr oberflächlich ausfallen lässt. Immer die Angst im Nacken, es könnte doch etwas schlechtes dabei herauskommen. Dies bremst unheimlich die Auseinandersetzung mit der eigenen Neigung und einfach zu sagen, dass ich dies oder jenes als wohltuend empfinde, das halte ich für mich selbst für zu oberflächlich.
Diese Angst vor negativen Ursprüngen mag daher kommen, dass es wohl unbestritten ganz viele Menschen gibt, die sich genau aufgrund einer Persönlichkeitsstörung mit BDSM identifizieren. BDSM taugt sehr gut, vieles zu entschuldigen und zu kompensieren, muss aber nicht so sein.
Der eigentliche Ursprung wird wohl in unserem Gehirn liegen. Das Gehirn ist nun aber leider noch recht unerforscht. Was wohl schon recht genau untersucht wurde ist, dass bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, bestimmte Talente usw. durch unterschiedliche Ausprägung von Gehirnregionen "verursacht" werden. Die Programmierung dieser Hirnrefionen und der Wachstum ist bei jedem unterschiedlich und liegt natürlich auch an entsprechender Förderung (von aussen und von sich selbst aus)
Letztlich sind es irgendwelche klitzekleinen völlig unerhebliche Schlüsselerelebnisse, die zu bestimmten Neigungen, bzw. deren vorzugsweisen Ausprägung führen.
Die Frage ob gut oder schlecht, gesund oder ungesund, stellt sich für mich erst dann, wenn eine Hirnregion scheinbar "unterentwickelt" zu sein scheint und dadurch Schlechtes als gut empfunden wird. Bei der Bestimmung von Gut und Schlecht versuche ich die langfristige Wirkung und Entwicklung dem momentanen Glücksgefühl vorzuziehen.
Eine Neigung ist nur dann als positiv anzusehen, wenn dieser Neigung auch entsprechende "Wahlmöglichkeiten" entgegenstehen, ich mich also ganz bewusst für meine Wahl entschieden habe. Dafür ist es aber unbedingt erforderlich auch das Gefühl anderer Neigungen zu kennen. (Dies muss jetzt nicht unbedingt nur auf BDSM bezogen sein, ich muss mich also als Dom nicht der Sub unterwefen, da gibt es andere Möglichkeiten im Leben auch devote Erfahrungen zu machen)
Ich bin (und da ist sich die Wissenschaft auch durchaus einig) ziemlich sicher, dass man die Entwicklung des Gehirns und damit auch die Steuerung von Neigungen selbst bewerkstelligen kann, bzw. dies von aussen bewerkstelligt werden kann. Umprogrammierung (Neuprogrammierung) sozusagen und damit meine ich nicht unbedingt Konditionierung (Eventuell sind wir aber auch alle grundsätzlich sehr konditioniert, nicht nur auf den BDSM bezogen)
Ich muss immer darüber lächeln, wenn darüber gestritten wird, ob man Dominanz oder Devotion lernen kann und dann so Aussagen kommen, dass es naturveranlagung sei ...
Ja, man kann es lernen und ja, es kann auch Spass machen, ohne dass man traumatische Erlebnisse hatte.
Einfach seinen Trieben kontrollierten freien Auslauf lassen ...