Ich denke, die Moral kommt immer dann ins Spiel, wenn mehr als ein Mensch(oder eher noch: Lebewesen) einbezogen ist.
Wenn ich allein auf einer einsamen Mini-Insel im Ozean sitze, und mir 25qm mit einer Kokos-Palme und ein paar Millionen Sandkörnern teile, dann brauche ich keine Moral. Dann kann ich hemmungslos lügen(vorzugsweise mir selbst in die Tasche "sie werden mich finden und holen"), töten (z.B. die Zeit totschlagen) fremdgehen (okay... technisch schwierig) und andere unmoralische Handlungen begehen.
Zum Tragen kommt die Moral im Beziehungsgeflecht zwischen Menschen und anderen Lebewesen (da ich der Ansicht bin, daß auch der Umgang mit Tieren, generell mit unserer Umwelt, moralisch oder unmoralisch sein kann) als ein System von Leitlinien, die losgelöst von "offiziellen" Gesetzen das Zusammenleben regeln.
Was sonst sollte mich daran hindern, ungeachtet dem, was das für alle anderen mit sich bringt, meine Ziele und Vorteile zu verfolgen? Warum sollte ich mich in irgend einer Art und Weise einschränken? Der da hat etwas, was mir gefällt, also nehme ichs mir. Wenn er stärker ist und mich vertrimmt(oder schneller läuft) - Pech, der nächste kommt bestimmt. Diese Art des Verhaltens wird nur durch Moral unterbunden. Die Moral wäre hier also direkt verbunden mit dem eigenen Gewissen bzw. der eigenen Vorstellung von Gut und Schlecht.
Wenn man sich jetzt zum Beispiel mal den kategorischen Imperativ herauspickt, dann heißt es da:
Handle nur nach derjenigen Maxime(persönliche(r) Lebensregel oder Grundsatz), durch die Du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde. Dies läßt einem doch alle Freiheit! Vereinfacht im Umkehrschluss: Was Du nicht willst, das man Dir tu, das laß auch mal bei anderen sein (oder so...)
Anders: Man soll andere nicht anders behandeln, als man selbst behandelt werden möchte (indem man so handelt, daß das eigene Handeln gut genug wäre, zu einem Gesetz zu werden - welches für alle, einschließlich einem selbst gilt.)
Und wenn daher jemand bei dem Wort "Moral" sofort eine dicke Unterkopfschwellung bekommt - wer würde denn wollen, daß sich auch alle anderen einem selbst gegenüber un-moralisch verhalten?(siehe Beispiel oben) Und wie würde eine Gesellschaft aussehen, in der ohne jegliche Moral gehandelt wird? Es wären wohl der Menschen viel viel weniger
Schwieriger wird es dann schon in dem Bereich, in dem viele gerne mit dem Begriff "unmoralisch" um sich werfen, vor allem wenn sie andere der sexuellen Perversion zeihen. Denn hier wird die Moral gerne als Scheingrund herangezogen, um andere daran zu hindern, sich auf eine bestimmte Art und Weise zu verhalten, obwohl keine stichhaltigen argumentativen Gründe zu finden sind. Hier wird der Begriff der Moral (bzw. des unmoralischen) vielleicht sachlich richtig angewendet(bzgl. einer Abweichung von der überwiegend akzeptierten Norm), entbehrt aber einer tragfähigen faktischen Grundlage, da meist keine Beeinträchtigung stattfindet (außer vielleicht, daß jemand das "pfui" findet
)
Insgesamt würde ich daher den Begriff der Moral gar nicht so negativ sehen, wie er gerne (repräsentiert durch den Moralapostel) aufgefasst wird. Vor allem kann man sehr schön zu zweit herausfinden, wo und wie man gerne neue Aspekte in seine persönliche Moral aufnimmt
Bis hierhin erst mal...
Darki