Will anschaffen gehen...
Wie fang ich an, wie erkläre ich es? Nun, ich liebe meine Verlobte über alles und will ihr jeden Wunsch erfüllen können. Bei uns verdiene nur ich Geld – was auch gut so ist, weil ich es einfach schön finde, wenn sie ausschlafen, das schöne Wetter genießen und auch sonst sich frei von irgendwelchen Zwängen ausleben und entfalten kann. Da ich ihr aber auch gern jeden Wunsch erfüllen und immer mal wieder gern mit ihr im Reiterurlaub oder Kurzurlaub abschalten und entspannen möchte und zudem nächstes Jahr unsere Hochzeit stattfinden soll, brauche ich Geld, viel mehr Geld als jetzt. Es ist ja nicht so, dass meine Verlobte irgendwelche Ansprüche stellt oder etwas erwartet – im Gegenteil, es dauerte sehr lange, bis sie es für sich annehmen konnte, von „meinem“ Geld zu leben. Jedes Mal aber wenn ich ihr etwas gutes tun möchte und feststelle, dass es eigentlich nicht geht, dreht sich mir der Magen um und ich fühle mich wie ein Versager, der seiner Frau nicht genug bieten kann. Meine Verlobte hat absolut nicht diese Sichtweise – es ist meine eigene Sichtweise. Gerade aber, weil sie keine Ansprüche stellt und nichts erwartet, möchte ich ihr soooo gern alles bieten.Nun kam ich auf die Idee: um möglichst schnell an möglichst viel Geld zu kommen, könnte ich ja als Callboy für Männer arbeiten. Ich habe zwar keine schwule Ader – auf diese Weise ließe sich das Anschaffen aber sehr gut von unserer partnerschaftlichen Sexualität trennen.
Als ich diesen Vorschlag nun vorsichtig meiner Verlobten offerierte, war diese fassungslos. Sie konnte nicht verstehen, wie ich ticke, dass ich auf solche Ideen käme. Ich hatte dann ein langes „Verhör“ vor mir und versuchte ihr immer wieder klarzumachen, dass es ja nur vorübergehend wäre und uns jede Menge finanziellen Spielraum eröffnen würde. Nichts, sie konnte nicht verstehen, wie ich auf so etwas käme. Diese Diskussion und ihre Sicht auf mich trafen mich ziemlich heftig. Sie selber ging vor Jahren auch schon anschaffen (wegen Schulden die sie hatte) – wie kann sie es dann nicht verstehen? Zwar fragte ich sie dies nicht, weil ich nicht in ihren alten Wunden rühren möchte und sie nicht peinlich berühren möchte. Wie aber kann sie mich dann so dafür fertig machen? Was ist daran so abartig, wenn man sich für die Partnerschaft mit Leib und Seele (im wahrsten Worte) einsetzen möchte. Ist es so schwer nachzuvollziehen, dass die Sache an sich zwar ekelig ist, es mich aber unheimlich stolz auf mich machen würde, wenn ich mir gegenüber sagen könnt, dass ich wirklich ALLES für Sie und uns tue und dies nicht nur hohle Worte sind?
Habe ich eine falsche Sicht auf die Dinge? Ich weiß es nicht …
Lieben Gruß