In einer Welt in der...
In einer Welt in der sogar der tägliche Umgangmiteinander mehr von Schnelligkeit als von echtem Interesse geprägt ist, ist es nicht immer leicht eine Basis zu schaffen wenigstens in den Köpfen Deiner verflossenen Liebhaber eine gewisse Präsenz zu erlangen, um nicht irgendwann einmal eine von vielen zu sein, die nicht mehr zuzuordnen ist. Suchen wir vielleicht deswegen nach immer neuen Methoden Einzigartigkeit durch Handlungen zu erschaffen, die aufgrund ihrer Ungewöhnlichkeit, Abartigkeit oder einfach nur Seltenheit später zu abrufbaren und präsenten Erinnerungen, oder sogar Denkmälern werden können?
Ist der Drang nach Unvergesslichkeit eine Notwendigkeit, um in der heutigen Gesellschaft die Anonymität sexueller Bekanntschaften überhaupt verarbeiten zu können? Oder ist es nur verletzter Stolz, daß das Interesse des anderen nicht über die Sexualität hinaus geht, und man sich damit die Möglichkeit offen halten will, das bestimmt irgendwann eimal, jeder einzelne nach langer langer Zeit merken wird, wie falsch doch die Entscheidung gewesen ist, nicht versucht zu haben, das ganze in eine ernstere Ebene zu heben, da ja, wenn man sich nach so langer Zeit doch noch erinnert wie spannend es war, diese Person es möglicherweise geschafft hätte einen aus der Langeweile des eigenen Lebens zu retten. Oder ist es der Versuch sich selbst aus eben dieser Langeweile zu retten?
Ich selbst versuchte es die Tage mit einer Intimrasur. Nicht bei mir, sondern bei ihm.
Die Frage ist, ob eine Intimrasur in viel zu grellem Licht im Badezimmer eines viel zu sterielen Hotelzimmers nicht seinen Zweck verfehlt hat. Möchte ich wirklich in seine Erinnerung als die Person eingehen, deren Taten brennende Eier am nächsten morgen und ein noch nicht definierbares Gefühl in der Unterhose, den ganzen Tag zur direkten Folge hatte? Ist dieses Denkmal nicht mehr eines welches soetwas sagt wie, denkmal darüber nach wen Du das nächste mal an Deine Eier lässt?