Hallo Jessi,
ich kann dir sowohl beruflich als auch privat mit Tips und Erfahrungen dienen, ich könnte dir sogar sehr viel erzählen, was möchtest du denn genau wissen?
Also bei dementen Personen ist es oftmals so, dass sie ihre Demenz spüren, aber sie natürlich übertünchen möchten. Wer gibt schon gerne seine Selbstständigkeit auf?
Schwierig wird es in so Bereichen wo es gefährlich werden kann, wie z.B. beim Herd oder dem Kerzen brennen lassen (glaub mir, ich spreche da aus Erfahrung, es ist nicht lustig wenn die Küche in Flammen steht). Ein erklären, warum man den Herd nicht benutzen soll wird oftmals nicht verstanden oder aber vergessen. Ein dementer Mensch hat auch oftmals noch sehr klare Momente, in denen er alles mitbekommt, auch seine eigene Vergesslichkeit.
Wir haben bei meiner Oma irgendwann den Herd von der Elektroleitung genommen (da gibts irgendwo ne Sicherung die man rausdrehen kann, frag mich etz aber net genau wo) ein einfaches ausstecken hätte nicht gereicht, so raffiniert war sie dann schon noch.
Erklärt haben wir es ihr so, dass der Herd kaputt sei (funktioniert allerdings nur, wenn die Demenz mal so weit fortgeschritten ist, dass sie es akzeptieren können), ein Rauchmelder in Räumen wo es Feuer fangen könnte wäre allemal eine gute Option (darauf achten, das der Feuermelder nicht einfach mit dem Besenstiel runtergeschlagen werden kann).
Ja, fürs Umfeld... ihr werdet der Oma noch so oft sagen können, dass sie den Hund nicht raus lassen soll....sie wird es leider immer wieder machen. Deswegen am besten versuchen das Problem anderweitig zu lösen, so das es keine Rolle spielt ob er nun nach draussen kann oder nicht (z.B. einen Zaun anbringen).
Ich weiss natürlich etz nicht wie weit die Demenz schon fortgeschritten ist, aber es könnte auch ein Problem werden, dass sie Nachts nach draussen geht (umgekehrter Tag Nacht Rhythmus....du merkst, einen dementen Menschen zu betreuen kann unter Umständen schwierig werden im häuslichen Umfeld, allemal kostet es viele Nerven).
Ganz wichtig ist aber auf jedenfall, der Mensch bleibt ein Mensch, egal wie dement er ist und wie viel Blödsinn er macht! Lasst ihr so lange es geht die Selbstständigkeit, auch wenn das heisst, das es für euch mehr Arbeit bedeutet. Ein dementer Mensch hat nicht viel was ihm bleibt und die Selbstbestimmung ist das einzige was oftmals noch das wichtigste ist. Nimmt man einem Menschen diese, kann er sehr schnell resignieren.
Strukturierte Tagesabläufe helfen, z.B. wenn ein Mensch es gewohnt ist um 8 Uhr morgens aufzustehen und um 10 Uhr zu frühstücken ist es sehr wichtig diese gewohnten Zeiten einzuhalten. Generell, alles was ein Mensch lange Zeit gewohnt ist, wird er auch bei einer Demenz lange noch behalten (auch wenn alles andere schon verschwimmt).
Nicht dagegen reden, es bringt nichts wenn die Oma z.B. erzählt sie wäre in einem Raum mit 4 Türen gewesen, zu sagen das es so etwas nicht gibt, meistens reagieren gerade demente Patienten mit Abwehr darauf oder aber auch Aggression, weil sie das Gefühl bekommen, man verbindet sich gegen sie.
Die Demenz ist leider ein fortschreitender Prozess, Medikamente können es zwar verlangsamen, haben aber oftmals heftige Nebenwirkungen, ebenso fehlt einem dementen Patienten oft die Einsicht, warum er diese Medikamente nehmen soll. Da helfen dann Tricks, dass man sie heimlich ins Essen mischt (wenn sie denn unbedingt nötig sind).
Kaffee am Abend; jaaa, du liest richtig. Kaffee am Abend hat bei dementen oftmals eine paradoxe Wirkung und sie schlafen ein.
Gerade wenn der Tag-/Nachtrhythmus so hinüber ist, dass sie abends wos ins Bett gehen sollte munter werden hilft ein Tässchen Kaffee ganz gut. Kann muss aber nicht.
Die Pflege zu Hause, keine leichte Aufgabe!!! Die kann wirklich herausfordernd werden und ich sprech da wirklich aus Erfahrung, meine Mutter hat meine Großmutter bis zum Ende daheim gepflegt und die war hochgradig dement.
Es war da keine Seltenheit, dass die Polizei vor der Tür stand, weil sie mitten in der Nacht angerufen hat, sie wäre eingesperrt im Keller und wir würden sie verhungern lassen. Irgendwann mussten wir das Telefonkabel verschwinden lassen.
Auch kann es passieren, dass ein dementer Patient mitten in der Nacht das Haus verlässt, weil er denkt es sei Tags und er möchte etz unbedingt irgendwohin....
Mei ich könnt noch gar viel schreiben... du kannst mir gern ne Mail schreiben oder sagen was du genau wissen möchtest.
Aber egal was passiert, bedenke immer das der Mensch immer der Mensch bleibt, Demenz hin oder her! Wahrlich nicht einfach, man kommt oft an seine eigene Grenze und manchmal möchte man einfach den Menschen packen und ins nächste gerontopsychiatrische Altenheim stecken (was wir einmal für einen Monat auch machen mussten - es war herzzereissend! Sie hat so bitterlich geweint, den ganzen Monat lang, bis wir sie wieder heim geholt hatten).
Informier dich auch im Internet über Angehörigengruppen von Demenz Betroffenen und deren Familien! Da erhältst du auch so viele Tips, Tricks und immer ein offenes Ohr, weils jeder selbst mtimacht.
Ja und bevor ich etz noch 20 Sätze schreib.....gibts irgendwas gezieltes was du wissen möchtest?
LG kerstin