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Demenz

**********es_nw Frau
1.832 Beiträge
Themenersteller 
Demenz
Hallo JC Gemeinde!!

Ich konnte das Thema nicht finden,daher erstelle ich es jetzt mal.
Meine Grossmutter steht mir sehr nah,ich bin bei meinen Grosseltern aufgewachsen.

In den letzten Monaten macht sich schon leicht die Demenz bemerkbar.
Sie ist 88. Natürlich könnte man jetzt sagen,dass es für das Alter ganz normal ist. Das weiss auch ich. Nur ist es nicht einfach für den Rest der Familie damit umzugehen.

Man sagt ihr z.B. Lass bitte den Hund nicht immer in den Garten,er läuft sonst weg. Ihre Antwort lautet dann,dass sie das selbst wüsste.
Keine 10 Minuten später ruft sie,weil der Hund mal wieder abgehauen ist aus dem Garten und einer von uns hinterher muss.
Riskant wird es,wenn wir mal nicht im Hause sind.
Sie tut Sachen weg und man fragt sie nach den Sachen.
Sie sagt,sie hätte sie nicht weg getan.
Dann findet man sie irgentwann an den unmöglichsten Stellen wieder,wo nur sie sie hin getan haben könnte.
Man erzählt ihr heute etwas,morgen weiss sie es oft schon nicht mehr.
Meine beste Freundin,die ich schon mal zu Rat gezogen habe,da sie Arzthelferin ist seit Jahren meint,man sollte mal einen Termin bei einem Neurologen machen.

Vorsichtig sprach ich meine Grossmutter mal daruf an.
Dass sie mich nicht aufgeknüpft hatte,war noch mein Glück.
Ob wir meinen würden,dass sie dämlich ist.
Nein,natürlich nicht,wir sorgen uns nur und wollen ihr helfen.
Nur ist es für uns alle nicht leicht mit ihr,auch wenn es noch im Bereich des normalen ist im Moment. Aber das ganze ist ja definitiv noch steigerungsfähig. Habe es vor einigen Jahren bei der Mutter einer Bekannten mitbekommen...

Meine Frage ist,kennt sich hier jemand mit dem Thema "Demenz" aus und kann mir vielleicht jemand helfen mit Ratschlägen und Tipps?
Sie versucht auch immer,ihren Haushalt noch selbst zu machen,was ihr oft auch noch gelingt,denn sie will keine Hilfe grossartig haben,sie besteht auf ihre Aufgabenbereiche,die sie immer gemacht hat.
Kann mir jemand helfen,der es selbst erlebt hat mit der Familie oder im Bekanntenkreis?
Oder jemand,der sich beruflich damit auskennt?
Wir sind noch nicht verzweifelt,aber ich bin dankbar für Ratschläge und Tipps!!!!!
Im Voraus danke!!!!


Lg,Jessie_James
******ght Frau
2.120 Beiträge
Hallo Jessi,
ich kann dir sowohl beruflich als auch privat mit Tips und Erfahrungen dienen, ich könnte dir sogar sehr viel erzählen, was möchtest du denn genau wissen?
Also bei dementen Personen ist es oftmals so, dass sie ihre Demenz spüren, aber sie natürlich übertünchen möchten. Wer gibt schon gerne seine Selbstständigkeit auf?
Schwierig wird es in so Bereichen wo es gefährlich werden kann, wie z.B. beim Herd oder dem Kerzen brennen lassen (glaub mir, ich spreche da aus Erfahrung, es ist nicht lustig wenn die Küche in Flammen steht). Ein erklären, warum man den Herd nicht benutzen soll wird oftmals nicht verstanden oder aber vergessen. Ein dementer Mensch hat auch oftmals noch sehr klare Momente, in denen er alles mitbekommt, auch seine eigene Vergesslichkeit.
Wir haben bei meiner Oma irgendwann den Herd von der Elektroleitung genommen (da gibts irgendwo ne Sicherung die man rausdrehen kann, frag mich etz aber net genau wo) ein einfaches ausstecken hätte nicht gereicht, so raffiniert war sie dann schon noch.
Erklärt haben wir es ihr so, dass der Herd kaputt sei (funktioniert allerdings nur, wenn die Demenz mal so weit fortgeschritten ist, dass sie es akzeptieren können), ein Rauchmelder in Räumen wo es Feuer fangen könnte wäre allemal eine gute Option (darauf achten, das der Feuermelder nicht einfach mit dem Besenstiel runtergeschlagen werden kann).

Ja, fürs Umfeld... ihr werdet der Oma noch so oft sagen können, dass sie den Hund nicht raus lassen soll....sie wird es leider immer wieder machen. Deswegen am besten versuchen das Problem anderweitig zu lösen, so das es keine Rolle spielt ob er nun nach draussen kann oder nicht (z.B. einen Zaun anbringen).

Ich weiss natürlich etz nicht wie weit die Demenz schon fortgeschritten ist, aber es könnte auch ein Problem werden, dass sie Nachts nach draussen geht (umgekehrter Tag Nacht Rhythmus....du merkst, einen dementen Menschen zu betreuen kann unter Umständen schwierig werden im häuslichen Umfeld, allemal kostet es viele Nerven).

Ganz wichtig ist aber auf jedenfall, der Mensch bleibt ein Mensch, egal wie dement er ist und wie viel Blödsinn er macht! Lasst ihr so lange es geht die Selbstständigkeit, auch wenn das heisst, das es für euch mehr Arbeit bedeutet. Ein dementer Mensch hat nicht viel was ihm bleibt und die Selbstbestimmung ist das einzige was oftmals noch das wichtigste ist. Nimmt man einem Menschen diese, kann er sehr schnell resignieren.

Strukturierte Tagesabläufe helfen, z.B. wenn ein Mensch es gewohnt ist um 8 Uhr morgens aufzustehen und um 10 Uhr zu frühstücken ist es sehr wichtig diese gewohnten Zeiten einzuhalten. Generell, alles was ein Mensch lange Zeit gewohnt ist, wird er auch bei einer Demenz lange noch behalten (auch wenn alles andere schon verschwimmt).

Nicht dagegen reden, es bringt nichts wenn die Oma z.B. erzählt sie wäre in einem Raum mit 4 Türen gewesen, zu sagen das es so etwas nicht gibt, meistens reagieren gerade demente Patienten mit Abwehr darauf oder aber auch Aggression, weil sie das Gefühl bekommen, man verbindet sich gegen sie.

Die Demenz ist leider ein fortschreitender Prozess, Medikamente können es zwar verlangsamen, haben aber oftmals heftige Nebenwirkungen, ebenso fehlt einem dementen Patienten oft die Einsicht, warum er diese Medikamente nehmen soll. Da helfen dann Tricks, dass man sie heimlich ins Essen mischt (wenn sie denn unbedingt nötig sind).

Kaffee am Abend; jaaa, du liest richtig. Kaffee am Abend hat bei dementen oftmals eine paradoxe Wirkung und sie schlafen ein.
Gerade wenn der Tag-/Nachtrhythmus so hinüber ist, dass sie abends wos ins Bett gehen sollte munter werden hilft ein Tässchen Kaffee ganz gut. Kann muss aber nicht.

Die Pflege zu Hause, keine leichte Aufgabe!!! Die kann wirklich herausfordernd werden und ich sprech da wirklich aus Erfahrung, meine Mutter hat meine Großmutter bis zum Ende daheim gepflegt und die war hochgradig dement.
Es war da keine Seltenheit, dass die Polizei vor der Tür stand, weil sie mitten in der Nacht angerufen hat, sie wäre eingesperrt im Keller und wir würden sie verhungern lassen. Irgendwann mussten wir das Telefonkabel verschwinden lassen.
Auch kann es passieren, dass ein dementer Patient mitten in der Nacht das Haus verlässt, weil er denkt es sei Tags und er möchte etz unbedingt irgendwohin....

Mei ich könnt noch gar viel schreiben... du kannst mir gern ne Mail schreiben oder sagen was du genau wissen möchtest.

Aber egal was passiert, bedenke immer das der Mensch immer der Mensch bleibt, Demenz hin oder her! Wahrlich nicht einfach, man kommt oft an seine eigene Grenze und manchmal möchte man einfach den Menschen packen und ins nächste gerontopsychiatrische Altenheim stecken (was wir einmal für einen Monat auch machen mussten - es war herzzereissend! Sie hat so bitterlich geweint, den ganzen Monat lang, bis wir sie wieder heim geholt hatten).
Informier dich auch im Internet über Angehörigengruppen von Demenz Betroffenen und deren Familien! Da erhältst du auch so viele Tips, Tricks und immer ein offenes Ohr, weils jeder selbst mtimacht.

Ja und bevor ich etz noch 20 Sätze schreib.....gibts irgendwas gezieltes was du wissen möchtest?
LG kerstin
*****_ni Mann
92 Beiträge
Ich kann nur unterschreiben was meine Vorgängerinn berichtet hat.Der begrenzende Faktor ist die Frage der Selbst- und Fremdgefährdung.Ich habe erlebt das die Verwirrung soweit gegangen ist, dass Hundefutter gegessen wurde. Der Hund hat dafür die Roulade erhalten.Abschliessend haben wir den Kot im Kühlschrank gefunden.
Hilfe
Hallo Jessi,
bitte rufe den Hausarzt Deiner Großmutter an und berichte ihm von Deinen Beobachtungen. Er sollte sie dann an einen Neurologen überweisen, der einige Tests mit ihr macht. Es sollte unbedingt untersucht werden, welche Art der Demenz Deine Großmutter hat. Da es sehr schwierig ist mit diesem Krankheitsbild umzugehen, sollte Deine Familie Hilfe suchen. Es gibt einige Organisationen, die Familien bei Demenzkranken Familienangehörigen helfen können. Z.B. das Rote Kreuz, Alzheimergruppen usw. Auch der Neurologe kann Euch Hilfe vermitteln. Informationebroschüren gibt es auch bei der Krankenkasse.
Liebe Grüße
Peter
****y_1 Frau
1.597 Beiträge
Ich kann
den Vorschreibern nur zustimmen! Ich weiß aus persönlicher Erfahrung, wie entsetzlich das sein kann ...

Wichtig wäre es wirklich, zum Arzt zu gehen, um eine genaue Diagnose zu bekommen - es gibt Medikamente, die leider nicht heilen können, aber durchaus den Verlauf der Krankheit (ich spreche von Alzheimer - es gibt natürlich auch andere Formen der Demenz) eine gewisse Zeit verlangsamen können.

Vielleicht kann man auch untersuchen, ob Deine Großmutter ansonsten gesund ist - es gibt gewisse Mangelerscheinungen, die auch zu "Vergesslichkeit" führen können. Trinkt sie genug? Isst sie genug? Hat sie evtl. Depressionen? Alles das müsste abgeklärt werden.

Alles Gute für Dich und Deine Familie, das ist eine schwierige Situation, in der Ihr seid ...
am schwierigsten empfand ich die phase, als meine oma das halt noch nicht wahrhaben wollte.
mittlerweile akzeptiert sie den zustand und lässt sich auch helfen. aber bis dahin ists halt ein weg.

und wie meine vorschreiber bin ich auch der meinung, dass man diesem menschen trotzdem seine selbstbestimmung lassen muss, soweit das halt möglich ist und nicht gefährlich wird. aber auch, wenn für uns etwas total strange ist, ist das noch immer der wille dieses menschen.

• der tagesablauf ist etwas ganz wichtiges. merken können sich solche menschen halt in erster linie die dinge, die früher passiert sind UND die, die immer gleich bleiben. du gibst deiner oma ein gutes gefühl, wenn du möglichst viel gleich behältst und möglichst wenig veränderungen machst. auch wenn man manchmal denkt, man tut was gutes, wenn man sie aus ihrem trott herausholt.

• wichtiges aufschreiben ! und wenn sichs im ersten moment noch so doof anhört. "oma, ich komme heute um 14. 30 Uhr vorbei, bleibe ein bißchen, trinke mit dir tee und fahre dann wieder". -
"oma, den gärtner hast du schon angerufen. es ist alles in ordnung." - "oma, ich koche heute das mittagessen. du musst nicht vorher essen" usw usf

• einen ganz selbstverständlichen umgang pflegen. v.a. finde ich, sollte man sich sein mitleid oder das ojeh-gefühl (das man manchmal hat) nicht anmerken lassen. die hilfestellungen, die man gibt (z.b. die sache mit dem aufschreiben) als etwas selbstverständliches darstellen "weißte was oma, ICH schreib mir ja auch alles auf, weil ich sonst die hälfte vergessen würde" (ist ja wahr *gg*).

• keine deprimierenden situationen schaffen. ich muss meiner oma auf die aussage "och, habt ihr einen schönen neuen vorhang" nicht antworten mit "ach komm, den haben wir doch schon seit drei jahren". ich kann genauso gut sagen : "ja, schön, gell !". oder wenn sie beim kartenspielen vergißt ihre punkte aufzuschreiben, kann ich das doch einfach übersehen und muss das net anmerken.
...


lg
fishandchips
****e73 Frau
219 Beiträge
*****ree Frau
13.383 Beiträge
ohne alles gelesen zu haben...
stichwort: validieren !

holt die alte dame da ab, wo sie gerade ist.

mit zunehmender demenz wird sie immer mehr in "ihre eigene welt" abtauchen. da müsst ihr dran anknüpfen. wenn ihr versucht sie zu korrigieren wird sie das verwirren und ängstigen, das kann sich im patzigen ton und/ oder aggressionen äußern, bis hin zu handgreiflichkeiten, als selbstschutz. belehrungen sind also eher gift. das könnt ihr machen wenn sie "klar" ist.

wenn sie wieder merkwürdig wird stellt fragen zu dem was sie euch erzählt, forscht nach, zeigt interesse und schwelgt zusammen in erinnerungen, auch wenns euch schwer fallen wird. guckt fotos an aus alten tagen, all sowas . es gibt ihr sicherheit.

demenz ist verdammt anstrengend, für beide partein.

solange sie harmlos ist und nicht gerade versucht die gardinen anzuzünden weils kalt wird, dann lasst sie machen.

da ihr vermutlich keine 24stunden- betreuung leisten könnt müsst ihr aufpassen, dass sich die alte dame nicht selber verletzt oder gefährdet. irgendwann wird der punkt erreicht sein wo ein pflegedienst oder ein heim nötig werden.

zu eurer entlastung und zur sicherheit der dementen. es gibt heime die gut auf demenz und validation ausgerichtet sind. mit "nacht- café" wo sich demente zu jeder tages und nachtzeit sicher aufhalten können und eine pflegekraft dabei ist.

und keiner kann 24h eine dement person betreuen, das macht euch kaputt. da dürft ihr euch kein schlechtes gewissen machen wenn ihr sie fremdbetreuen lasst.

ihr helft ihr nur wenn ihr selber ausgeglichen seid.

demente haben sehr feine antennen.
**********Reyes Frau
33.664 Beiträge
Ab einem gewissen Punkt wird das Leid für die Angehörigen immens groß. Der Erkrankte bekommt dann nicht mehr soviel mit.
Mein Dad ist an diesem Punkt angelangt mit 77 Jahren.

Man kann ihn in der Tat nur noch so nehmen, wie er grad ist.
Meine Mom verliert häufig die Nerven und wir versuchen dann Beide zu beruhigen. Hilfe bekommen Beide von einem Pflegedienst....doch es geht in die Richtung der 24 Stunden Betreuung. Mom wehrt sich mit Händen und Füssen dagegen...obwohl sie nicht mehr kann.

Er isst mit den Fingern oder dem Messer, er weiss nicht mehr wie man Schuhe anzieht, steckt sich die Nahrung ins Hemd und haut sehr oft in so einigen unbewachten Momenten ab nach draussen....wo wir ihn stundenlang nicht finden.

In den Momenten wenn er egal wo er ist, seine Notdurft verrichtet,
flippt meine Mutter einfach nur aus. Sie kommt absolut nicht damit klar das ER nicht mehr ER ist.
Nun, ich auch nicht...er war immer der Mann in meinem Leben...und das bleibt er auch...selbst wenn er mich auch sehr oft siezt.
Aber die Traurigkeit darüber zeige ich ihm nicht.

Und so sollte man in sein/ihr jetziges Leben eintauchen und es so gut wie möglich mit ihm teilen, beschützen und viel Geduld bewahren.
Sich Hilfe holen.....unerlässlich...bevor man zusammen bricht und selbst nicht mehr funktionieren kann...für Ihn, für Sie.

Ein Pflegeheim ist in Sichtweite...doch so lange ich noch kann...bleibt er wo er ist.

Entschuldigt das ich vielleicht nicht helfen konnte.
Aber es tat gut sich das mal von der Seele zu schreiben.

LG
serena1
*****ree Frau
13.383 Beiträge
serena, es hilft vermutlich schon wenn betroffene lesen, dass sie nicht die einzigen sind die unter der situation leiden und gedanken ans pflegeheim haben.
**********Reyes Frau
33.664 Beiträge
Ja Nys...vielleicht ist das eine kleine Hilfe.
Pflegeheim kommt wohl immer ganz am Schluss.
Obwohl ich ihn am liebsten zu hause hätte, in seiner Umgebung....bis zum Ende.
Konzepte
Hallo *g*
Es gibt einige sehr gute und sinnvolle Konzepte zum Umgang mit demenziell veränderten Menschen.
Alzheimer Demenz ist immer eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, organisch bedingte Veränderungen müssen vorab ausgeschlossen werden. Das zieht eine Reihe Untersuchungen und diagnostische Maßnahmen mit sich.
Der Mini Mental Status Test (MMST) von dem hier gesprochen wird liefert zwar ein Ergebnis, jedoch muss bedacht werden, dass dieser Test nicht die vorherigen Fähigkeiten eines Menschen berücksichtigt. Es wäre somit sinnvoll, vorab als naher Angehöriger mit dem Arzt ein Gespräch zu führen und ihm von Gewohnheiten und Verhaltensweisen zu berichten.
Weiter bin ich der Meinung, demenziell erkrankte Menschen bis zum Schluss in ihrer gewohnten Umgebung leben zu lassen. Denn nur hier kennen sie sich aus.
Liegt noch kein Pflegebedarf vor, so gibt es seit 2008 die Pflegestufe 0, zu beantragen bei der Pflegekasse über die Krankenkasse. Hier gibt es einen kleinen Zuschuss für Betreuungsleistungen.
Zu Beginn der Erkrankung reagiert nahezu jeder Betroffene mit Aggressionen und einem veränderten Wesen. Es wird bemerkt, dass einige Dinge in Vergessenheit geraten, es wird sich dafür geschämt und es wird versucht so gut es geht zu kompensieren.
Zum Thema Herd: Den vorhandenen gegen einen Induktionsherd austauschen.
Das ROT Konzept (Realitäts-Orientiertes-Training) eignet sich nur bedingt. Türen mit etwas zur Orientierung behängen ist durchaus sinnvoll, große Uhren, Kalender oder Jahreszeitenbilder eher nicht, denn es überfordert den Menschen, dem ist es ist in seinem Stadium egal, wie spät es ist und ob es Montag oder Dezember ist.
Das Konzept von Böhm hingegen könnte für Angehörige weitaus interessanter sein. Hier heisst es, verwirrt nicht die Verwirrten. Es dreht sich um die Milieutherapie, dem Normalitätsprinzip und der psychobiopraphischen Arbeit. Dies im Detail zu erklären würde sehr lange dauern. Wer Interesse hat, darf mich natürlich gern anschreiben. Und wer sich der Situation daheim nicht gewachsen fühlt, was völlig legitim ist, niemand muss sich dafür rechtfertigen, für den gibt es eine Liste mit Pflegeheimen welche Böhm-zertifiziert sind. Aber auch daheim lässt sich mit diesem Konzept arbeiten, ohne dass man selbst Fachfrau/mann sein muss. Auch die Validation nach Naomi Feil, wie oben schon einmal beschrieben, lässt sich in der häusliche Umgebung anwenden.
Es gibt unmengen Bücher zu Thema, aber auch einige gute Filme.
Der Film "Reise in die Dunkelheit" von 1997 zeigt im Zeitraffer(!) den Verlauf der Erkrankung und das vorbildliche Verhalten von Ehefrau und besten Freund (Arbeitskollegen) und das weniger vorbildliche Verhalten von Mutter und Chef. Das Ende mag manche einen erschrecken, es ist jedoch zu bedenken, dem Menschen eine liebevolle, selbstständige, persönlichkeitsnahe (kurze) Zeit zu ermöglichen, als eine verlängerte, sichere Zeit ohne Persönlichkeitsstruktur und Selbstbestimmung.
Als Dokumentation gemacht ist der Film "Der Tag der in der Handtasche verschwand". Hier wird schlichtweg das typische Verhalten eines demenziell veränderten Menschen gezeigt, aber in keinster Weise ein vorbildliches Verhalten dem Betroffenen gegenüber. Ansätze und guter Wille sind auf dem zweiten Blick zwar zu erkennen, aber bei weitem nicht mehr.
Es ist übrigens ratsam eine Vorsorgevollmacht mit dem Angehörigen zu vereinbaren, so lange es noch möglich ist. Irgendwann lassen sich gewisse Dinge nicht mehr selbständig regeln. Hiermit wird dem Betroffenen nicht das volle Entscheidungsrecht entzogen, dies wäre einer Entmündigung gleichzusetzen und die gibt es seit 2005 in Deutschland nicht mehr.
Es gibt sehr viel zu beachten und zu bedenken, ist man aber erst einmal in die Thematik involviert, fällt alles leichter als man vorab glauben mag.
Ich wünschen allen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen müssen ganz viel Kraft und vorallem Mut, zudem zu stehen, was sie entscheiden und eine wundervolle Zeit mit ihren lieben Angehörigen.
Herzliche Grüße aus der Hauptstadt *wink*
Ich hab nur den ET gelesen.

Ich würde auf jeden Fall ihren Hausarzt informieren, zu dem hat sie vertrauen.

Menschen die dement werden (also ganz am Anfang stehen) merken ganz genau dass mit ihnen was nicht stimmt. Das verunsichert sie zutiefst, denn sie können die Veränderung nicht kontrollieren oder erklären. Die Unsicherheit führt dazu dass sie launisch ja mitunter auch aggressiv auf ihr Umfeld reagieren. Sie verlieren ganz allmählich ihre Identität.

Ein Uhrentest den du machen kannst: zeichne eine Uhr und lass sie die Zahlen eintragen. Schafft sie das noch?
Lass sie Uhrzeiten eintragen.
Wenn sie das nicht mehr schafft ist das schon ein sehr sicheres Zeichen für ihre Krankheit.

Es gibt so viel zu diesem Thema zu sagen dass dieser Thread ganz sicher nicht ausreichen würde. Ich kann dir nur raten mit dem Hausarzt alles zu besprechen, der kann sicher auch Adressen vermitteln und Infomaterial empfehlen.

Viel Kraft!
ein tag mit opa karl
ist ein nettes kleines buch mit guten und nützlichen tipps, wie man mit seinen an demenz erkrankten angehörigen den alltag gestalten und bewältigen kann.
es geht darum, den alltag für beide seiten möglichst stressfrei zu gestalten , dem erkrankten seine selbstständigkeit und seine würde zu erhalten.
das ganze ist humorvoll gestaltet und enthält viele tipps, wo und wie man hilfe erhalten kann.
*****ree Frau
13.383 Beiträge
da fällt mir grade ein....

es gibt einen film namens "der tag der in der handtasche verschwand". ein dokumentarfilm über eine frau die immer dementer wird aus dem jahre 2000.

gibts sogar bei youtube!

youtube.de => suchbegriff "der tag der in der handtasche verschwand"

Oder der link, falls er ausnahmsweise genehmigt wird:

www.bittekeineyoutubelinksposten
Statt
diese Frage hier in diesem pseudoerotischen Tingeltangel zu stellen wende dich bitte an die entsprechenden Stellen. Es gibt mitlerweile überall Demenzberatungen. Man kann sich an die entsprechenden Gesundheitsämter wenden. Aber auch caritative Organisationen helfen weiter.
*****ree Frau
13.383 Beiträge
pseudoerotischen Tingeltangel

.... *haumichwech*... köstlich ^^
**********es_nw Frau
1.832 Beiträge
Themenersteller 
@SensitiveLover
Ich habe mich an das Forum gewendet,um zu erfahren,was andere für Erfahrungen damit gemacht haben.
Das man sich natürlich an die dementsprechenden Stellen wenden muss,ist auch mir klar!!!
Dennoch weiss ich,was Du meinst,danke!!!


Lg,Jessie_James
@SensitiveLover
Mittlerweile habe ich einige Deiner Kommentare gelesen und bin gar nicht überrascht, daß Deine geschriebenen Zeilen immer den Touch einer gewissen Bevormundung aufzeigen.

Warum kritisierst Du erneut das Joy Team, daß das Forum " Medizinische Themen " hier aufgemacht worden ist und Jessie hilfesuchend das Thema Demenz aktualisiert ?

Wenn Du gelesen hättest, wie sich "Serena" und auch "IchhörDeinHerz"
mit Superbeiträge zuu Wort melden, die schon von großer Kompetenz zeugen.
Leider, da sich ihre Angehörigen ebenfalls in der schlimmsten derzeitigen Erkrankung, die eigene Angehörige erleiden können, befinden.

Vielleicht solltest Du demnächst ein wenig gefühlvoller agieren ???
@Jessie_James
Hallo Jessie,

die bisherigen Beiträge zeigen Dir, wie schwer es ist, seinen eigenen Angehörigen, den man über so viele Jahre kannte, in einer so schlimmen Verfassung sehen zu müssen.
Es ist schwer, sich von Fremden Hilfestellung einholen zu wollen, da der an Demenz Erkrankte sehr unetrschiedlich in seiner Art und Weise des persönlichen Umgangs ist.

Wir haben uns auch Ratschläge einholen wollen ( Schwiegermutter - Demenz ) und mußten leider feststellen, daß diese Erkrankung so vielfältig ist und nicht mit einfachen Ratschlägen zu lösen ist.

Unsere Handlungsweise war, in Ergänzung mit dem Pflegepersonal, learning by doing.
Meine Schwiegermutter kannte ich 40 Jahre und sie war für mich wie meine eigene Mutter.
Mit meiner Frau haben wir für sie alles gemacht und ihr im Pflegeheim, in das wir sie leider aufgrund ihrer ansteigenden Demenz einweisen mußten, eine zusätzliche, tägliche Rundumbetreuung gewährt.

Es war ein schwieriger Weg, den wir mit ihr gemeinsam gegangen sind.

Empfehlungen sind daher nur sehr schwer anzubieten, da jeder Pflegebedürftige eine eigene Persönlichkeit besitzt und diese persönlichen Eigenwilligkeiten auch bei der Umsorgung des zu Pflegenden ( deine Oma ) zu berücksichtigen sind.

Für die weitere Zeit wünsche ich Dir alles Gute und sehr viel Kraft.

carvo
**********Reyes Frau
33.664 Beiträge
Ja....ein Austausch hier mit Pflegenden kann schon Mut machen.
Wenngleich auch jeder in anderen Situationen steckt.
Wo der Erkrankte sich grad befindet....da holt man ihn ab.
Man wächst dort hinein. Wer versucht sich den Krankheitsverlauf vorzustellen wird scheitern.
Jeder Tag ist anders.

Man gibt was man hat aber manchmal noch ne Menge mehr....nicht wissend wo die Kraft grad her kommt.
Erstaunlich wo jeder so seine Grenzen hat.

Licht und Liebe und Kraft für alle Pflegenden.

LG
serena1
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Liebe Jessi,

was Du beschreibst, hat tatsächlich mit Altersdemenz zu tun. Meine Großmutter ereilte ähnliches in etwa dem gleichen Alter.

Du beschreibst die klassischen Muster, inklusive der streitlustigen Uneinsichtigkeit. Auch typisch ist es, andere Familienmitglieder zu beschuldigen, man würde die Oma bestehlen oder absichtlich Dinge beiseite schaffen. Obwohl Oma die natürlich selbst im Demenzwahn verschlampt hat.

Ich habe es die ganzen 10 Jahre, die dieser Zustand bei meiner Oma andauerte (sie ist erst mit 99 gestorben...) nicht geschafft, ihren Zustand zu akzeptieren. Es tat mir wirklich jedes Mal weh, mit ihr umzugehen und zu sehen, wie ihr sonst immer so wacher Geist verfiel.

Meine Großmutter hat sich bis zu ihrem 97. Lebensjahr erfolgreich dagegen gewehrt, in ein Heim zu kommen oder auch nur einen Pflegedienst an sich heranzulassen. Eine Pflegerin hat sich mal mit der Bratpfanne aus der Wohnung vertrieben und hat dabei gebrüllt "Die Russen kommen"... kein Scherz, leider.

Der Punkt ist, Du musst sehr viel Stamina haben im Umgang mit den Pflegediensten und den Krankenkassen. Aus Nettigkeit bewilligen die gar nichts. Meine Oma konnte sich längst nicht mehr selbst anziehen und nässte sich regelmäßig ein, da sahen die Beurteiler der Krankenkasse noch immer keinen Handlungsbedarf.

Sie kam erst - und dann immer noch gegen ihren Willen - in ein Heim, als sie das Essen auf dem Herd vergaß und beinahe das ganze Mietshaus angezündet hätte. Sie lag da in ihrer Wohnung im Rauch und ein Nachbar hat die Tür aufgebrochen und sie rausgeholt. Und selbst DANN wollte sie nirgendwo hingehen und leugnete, irgendeine Form von Hilfe zu brauchen.

Es ist langer, harter, schmerzvoller Weg, bei denen man die Großeltern und später die Eltern begleiten muss.

Eine negative Seite dessen, dass die Lebenserwartung immer höher wird.
**Ol Mann
437 Beiträge
*******aum:
Meine Oma konnte sich längst nicht mehr selbst anziehen und nässte sich regelmäßig ein, da sahen die Beurteiler der Krankenkasse noch immer keinen Handlungsbedarf.

Es kann sogar vorkommen, dass sie den Handlungsbedarf erst einsehen, wenn derjenige bereits verstorben ist. Dann bekommt man die beantragten Mittel tatsächlich im nachhinein. Kein Scherz, aber in jedem Fall mit sehr bitterem Nachgeschmack. *nene*

Und ich sage voraus, dass das noch extrem viel schlimmer wird, bevor es evtl. wieder besser wird. Das setzt allerdings auch eine gute, kinderfreundliche Politik voraus. *muede*
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Tja, wie wahr...

Ich würde meinen, es setzt eine MENSCHENfreundliche Politik voraus und keine, bei dem jeder an sich rafft, was es zu raffen gibt und dann drauf sitzt, als könne er es mit "rüber" nehmen...
*******lame Frau
392 Beiträge
Geschrieben wurde inzwischen ja schon eine Menge...
Aus Erfahrung im Umfeld weiss ich leider zu genau, wie derlei Krankheiten ablaufen...und es wird sicher noch sehr schwer.

leider unterschätzen ganz viele, wie wichtig der Austausch von betroffenen Angehörigen werden kann, weil es tatsächlich eine Menge Dinge auf behördlicher Seite zu beachten gilt.

Ganz viel Unterstützung- sowohl was Wissen diesbezüglich anbelangt- als auch im Bereich: hey- wir brauchen jemanden zum reden der mit seinem Angehörigen am gleichen Punkt gerade steht- kann man sich bei Selbsthilfegruppen einholen!
Sie sind nah am Ort- kennen vielleicht bereits viele der Ansprechpartner- viele Hilfsmittelversorger etc...

Ist sicher nicht für jedermann etwas- aber es liegt ganz nah- und dort entsteht nicht häufig ein sehr kompetentes Netzwerk....

Liebe Grüße, das Flämmchen

PS: es muss ja nicht immer ein Heim sein- es gibt auch noch derlei wichtige Einrichtungen wie Tagespflege....zuhause wohnen- am Tag ausserhalb betreut sein und Gutes erleben...wie ein "Kindergarten" für Senioren...nur halt altersgerecht abgestimmt....denn wenn man einen Menschen mit Demenz dann irgendwann zu Grabe getragen hat, ist man oft als pflegender und betreuender Angehöriger selbst schon an den eigenen Grenzen angekommen....
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