Ursache und Wirkung
In dieser Frage, denke ich, verwechseln beide Seiten leichtsinnig Ursache und Wirkung.
Eine Frau, die zu faszinieren versteht, die mich berührt und deren Herzensbildung offensichtlich ist, die mir auch gedanklich Flügel verleiht, die in mir einen Mann sieht und weniger eine Krücke als Gehhilfe auf den Serpentinen ihres Lebens, - mit anderen Worten: - eine Frau, die anzudeuten imstande ist, eine Vielzahl meiner impliziten und expliziten Sehnsüchte hinsichtlich einer Lebensgefährtin intuitiv erfüllen zu können, genießt den Luxus, entscheiden zu können, ob sie mich noch am ersten Abend in ihren Garten Eden einlassen möchte, oder erst, nachdem ich mich als würdig erweisend ihr einen abgeschlagenen Drachenkopf präsentiere.
Eine Frau hingegen, die mir lediglich irgendwie einnehmend und angenehm, zwar sympathisch, witzig und kurzweilig und vielleicht auch noch zutraulich erscheint, mich aber eben nicht auf geheimnisvolle Weise berührt, nährt meinen Wunsch ein wenig auf Distanz zu bleiben. Wünscht sie eine Beziehung, und bin auch ich eher unentschieden als ablehnend, ist eine weitere Annäherung denkbar. Diese kann im Bett zu erreichen versucht werden, muss aber nicht zwingend. Entscheidend ist aber, ob es beiderseits gelingt, innerhalb der folgenden Begegnungen meine vorhandenen Zweifel zu zerstäuben.
Eine Frau jedoch, die mich weder berührt noch mich ansonsten zu bezaubern vermag, allerdings so unglaublich lange Beine auf ihren Heels vermuten lässt, dass ich die exakten Längen ihrer zarten Schenkelinnenseiten gern einmal vermessen möchte, sollte mich immerhin mit ihrer anzudeutenden Verfügbarkeit anziehen, um mich zumindest vorübergehend in den sich anschließenden Stunden in ihren Bann zu schlagen. Ein Wiedersehen ist dann nicht ausgeschlossen, aber auch nicht sehr wahrscheinlich. Die Längen ihrer zarten Schenkelinnenseiten kenne ich dann bereits, und ihre vielleicht fipsige Stimme, ihre möglicherweise ungelenke oder ungehobelte Art sowie ihr eventuell eingeschränkter Blickwinkel würde mich schließlich auch bei jeder weiteren Begegnung eher unsagbar nerven.
In jedem Fall entscheidet sich die Frage aus meiner Perspektive, ob es zu einer Beziehung kommt nicht daran, ob wir bereits im Anschluss an das erste Date im Bett landeten. Empathische Männer wissen ja vielleicht auch um den Konflikt, den gerade junge Frauen in Bezug auf diese Fragestellung in sich austragen. Möchte ich nach einem Nümmerchen keine Beziehung zu der Frau, ist ausschlaggebend, dass sie entweder entsprechend meinen Sehnsüchten keine Klasse bewies, oder ich nicht imstande war, diese Klasse in ihr zu aktivieren bzw. hinreichend zu stimulieren. Zu einer solchen Fraue fühle ich mich also eher deshalb nicht hingezogen, WEIL wir Sex hatten, sondern OBWOHL wir Sex hatten.