Und Schluss...
VII. Fragen ohne Antwort
Wir fahren auch weg. Aufgewühlt und schockiert. Es dämmert. Doch die vielen Wege verwirren uns. Als wir endlich aus dem Bois de Boulogne herausfinden, stehen im Osten rosa Wolken am Himmel, als wir im Hotel ankommen, ist es schon hell. Wir legen uns schlafen und wachen erst um zwölf Uhr auf. Ich mag ich nicht ficken, obwohl das eigentlich zu einem Aufwachen in einem Pariser Hotel gehört und wir uns auf den Morgen zusammen gefreut haben. Was wir in der Nacht gesehen haben, war weit hinter unserer Grenze. Ehrlich gesagt, es machte mir Angst. Ein Lustkiller. Mein Schwanz regt sich nicht. Er räkelt sich dir nicht entgegen, wie sonst an den gemeinsamen Sonntagmorgen. Ich ziehe statt dessen die Hose auf die nackte Haut und hole frisches Baguette in einer kleinen Bäckerei, die wir schon heim Heimkommen geöffnet sahen. Wir genießen den Duft des Baguettes, brechen das knusprige Weißbrot im Bett und liegen eine ganze Weile in den Krümeln. Wir lassen uns Kaffee ins Zimmer servieren, liegen im Bett und reden. Ich stelle dir ein paar Fragen:
"Wo hört Liebe auf und wo fängt verantwortungslose Geilheit an?"
"Ist zärtliche Liebe mit Gewalt vereinbar?"
"Warum ist Marissa dieser nette Ruben manchmal zuwider, warum braucht sie so was dreckiges, wie wir es sahen?"
"Ist das, was wir gestern gemacht haben, nicht ein abschüssiger Weg, wo man immer stärkere Drogen braucht, bis man da ist, wo Marissa ist?"
"Können wir diesen Weg weitergehen oder sollen wir die Tür zuschlagen, nachdem wir sie kurz mal geöffnet und durchgeschaut haben?"
"Ist Lust mit Fremden teilbar, ohne dass Eifersucht unsere Liebe zerreißt?"
"Braucht Liebe Distanz oder Nähe?"
So schnell findest du keine Antwort auf all meine Fragen. Wir suchen nach Worten und stottern, stehen auf und ziehen uns an. Marissa und Ruben rufen wir nicht an. Ist wohl besser so. Wir müssen schon das Hotelzimmer räumen. Unser Gepäck kommt in den roten Volvo. Jetzt kommt die Kultur zu ihrem Recht. Wir gehen zum Louvre und besichtigen die gläserne Pyramide. Wir sehen die Mona Lisa, die nach neuesten Untersuchungen zu 90% glücklich lächelt, zu 10% aber angewidert dreinschaut. Ging uns irgendwie ähnlich, gestern das war auch so eine Mischung aus Lust und Angewidertsein, nur mit anderen Prozenten. Vielleicht hat Mona Lisa kurz vor dem Gemaltwerden auch gerade bei Ruben und Marissa zugeschaut? Oder was anderes gesehen, was sie halb erfreute, halb entsetzte? Oder erlebte sie gerade vorher selbst etwas, was die Süße des Glücks mit einem Schmerz verband? Das würde ihr eigenartiges Lächeln erklären, an dem bislang alle Interpreten scheiterten. Wir beginnen, ihr Geheimnis zu ahnen. Aber wir werden es den Kunstkritikern nicht verraten, wir werden es für uns behalten, wie so vieles, was wir hier sahen.
VIII. Abschied in der Maison d´Arabe
Am Abend endlich kommt unsere Lust wieder. Wird auch Zeit. Schließlich ist Paris die Stadt der Verliebten und der Liebe. Und auch der Geilheit. Wir sind gerade auf dem Dach der Maison d´Arabe, einem Museum mit Bildern und Kunsthandwerk aus dem Maghreb, als es uns erwischt.
Trotzdem die Sonne schon ganz tief steht, ist immer noch warm, die von der Stadt aufgeheizte Abendluft umweht unsere Körper. Langsam sacken die Eindrücke dieses Wochenendes. Paris ist immer noch eine Sünde wert. Vieles haben wir gesehen, sind voll von Eindrücken, schönen und heftigen. Es war gut, all das zu erleben, aber nicht alles müssen wir selbst wiederholen. Manches wird Erinnerung bleiben, so wie nicht jede Fantasie Realität werden muss.
Jetzt, mit dieser Verarbeitung, wird der Kopf wieder frei. Frei, um wieder mit allen Sinnen zu leben. Frei, um zu lachen und sich am Leben zu freuen. Auf dem Dach stehen Kübel mit Palmen und Blumen. Es ist wie ein Garten. Der Geruch von starker arabischer Minze liegt in der Luft. Das Museum schließt gleich. Bald kommt sicher der Kontrolleur, der die letzten Gäste raus befördert.
Ich schiebe dir den Rock hoch, als du am Geländer stehst und auf die Seine mit ihren Schiffen hinunter schaust. In der Ferne starten silberne Flugzeuge ins Abendrot. Eine Melodie kommt mir in den Kopf und ich beginne sie zu summen, "la chancon des gens heureux", das Lied von den glücklichen Leuten. Meine Finger spielen unter dem Rock mit deinem Clit. Er ist dick und lang. Ich versuche, dich feucht zu machen. Du stöhnst leise, ich singe. "Et je chante la ballade, la ballade des gens heureux. Toi, qui a planté un arbe, dans un petit jardin du banlieu, pour toi je chante la ballade, la ballade des gens heureux »...Ich singe von den glücklichen Leuten, die heute noch einen Baum pflanzen, wenn morgen die Welt untergeht und obwohl sie nur einen winzig kleinen Garten in einer staubigen Vorstadt haben. Mein Singen wird lauter und übertönt dein Stöhnen. In der Nacht wirst du in deine Stadt zurückfliegen. Ich werde dich zum Flughafen bringen und dann in mein Auto steigen, auch heimfahren. Vielleicht werde ich mich auf dem Rückweg irgendwo in den Straßengraben zum Schlafen legen, wie in alten Zeiten. Die letzten Nächte waren zu kurz. Und für ein Hotel reicht das Geld nicht mehr.
Wir werden ein wenig wehmütig. Gemeinsam schauen wir in den Abendhimmel. Der erste Stern ist zu sehen. Du hast ihn entdeckt, ein Punkt für dich, unser altes Spiel. Ich stehe hinter dir und die Wärme unserer Körper fließt zusammen. Dann spürst, wie sich mein heißer Schwanz in deine Möse schiebt und meine Hände deine Hände am Geländer festhalten. Du weichst nicht aus. Du willst meinen Saft mitnehmen auf die Rückreise. Und unsere Erinnerungen...