Psychische Gefahren des Keuschheitsgürtels!

Noch einmal spielen, und aufpassen, was passiert.

In diesem Satz hast du dir vielleicht schon einen Teil an Antwort auf dein "Trauma" gegeben.

Manchmal, wenn man Neuland betritt und spürt, wie schön und paradisisch es dort ist, wird man melancholisch oder traurig oder...leicht entsetzt, weil man vielleicht innerlich genau weiß, dass es keinen Weg zurück gibt, bzw. man dort, wo man bisher nur Amerika, unbekanntes und vielleicht befremdliches, gar gefährliches Terrain sah, sich eigentlich sehr wohl und beheimatet fühlt auf andere, neue Art.

@**ni, da ist kein Trauma und keine psychologische Gefahr in dem, was ihr da getan habt...will ich gerade schreiben und...lasse das mal so stehen, weil ich meine zu lesen, dass ihr gerade eine Hürde genommen habt, die euch noch Angst macht, die aber trotzdem genau auf dem Weg liegt, den ihr zwei da zusammen gehen wollt.

Das wird schon...

bon voyage!

Sophia

Bei mir war dieses Trauma nicht der Keuschheitsgürtel, sondern der Tag, an dem ich zum ersten Mal eine Peitsche geführt habe, Angst vor mir selbst hatte, nicht mehr aufhören wollte, vor mir selbst erschrak, davor, dass mir seine Grenzen auf einmal scheißegal waren und ich trotzdem nicht aufhören konnte...

Dieses Erkennen, es ist nicht nur eine Rolle, sondern ein Teil von mir ist wirklich so...

Das macht tierisch Angst.

Und dann ist es auch ncoh ein Rausch und Höhenflug, und danach folgt irgendwann der Kater, genau wie nach einer durchgezechten Nacht. Kater ist nicht nur physisch, sondern auch ganz stark psychologisch bedingt. Der Sturz zurück in die reale Welt.

Irgendwann erkennt man dann auch, dass es tatsächlich ein realer Teil von einem Selbst ist, dieser ganze bösartige Kram, der einem solche Angst macht, aber man gewinnt die Sicherheit zurück, dass es eben nur ein Teil ist. Die ganzen anderen Persönlichkeitsaspekte hat man ja immer noch. Und die bleiben einem auch.

Der Rausch ist irgendwann nicht mehr ganz so wild, aber dafür der Absturz hinterher auch nicht mehr ganz so tief.

*

Ich hoffe, man steigt durch mein wirres Geschreibe hier halbwegs durch ^^. Für mich klingt euer "Problem" jedenfalls erst mal einfach nach "Absturz zurück in die Realität" und "Oh nein, ich dachte immer, ich bin gar nicht wirklich so". Das ist zwar immer ein blödes Gefühl, aber andererseits heißt das meist, dass man davor etwas wirklich saugeiles erlebt hat.

Sei froh, dass du einen Partner hast, von dem du dich in den Arm nehmen lassen kannst. Ich habe meinen ersten derartigen Absturz drei Tage nach meiner allerersten Session gehabt, und da es nur eine flüchtige Spielaffäre war, war ich ganz alleine, als es kam, und konnte damit überhaupt nicht umgehen; ich war so erschrocken, dass cih zwei Monate überhaupt kein SM wollte und danach ein halbes Jahr nur als Sub spielen wollte, bis ich mir langsam wieder erlaubte, auch die Bosheit und alles andere auszuleben.

Es ist normal, dass man ein bisschen vor sich selbst erschreckt. Aber es ist wunderschön, wenn man dann einen Partner hat, der das, was da aus einem herausbricht, liebt und verehrt...

Irgendeine Witzpille hatte an den Baum der Erkenntnis ein Schild getackert, darauf war zu lesen „Never touch a running system“. Dass das nichts brachte, wissen wir alle. Der Mensch ist schlicht zu sehr Mensch, um seine Phantasien und Träume links liegenzulassen und nicht darin herumzustochern.

Irgendwann geht wohl jeder einmal die Mauer seines kleinen Paradieses ab und findet dort Türchen. Und wenn er sie öffnet, dann steht er plötzlich vor einem weiten Horizont, so weit oder auch dunkel, dass einem schon mal Angst und Bange werden kann vor dem Ungewissen und auch vor der eigenen Courage. Ihr seid nun einen Schritt durch diese Tür gegangen und euch geht’s schlecht. Die gute Nachricht: Was soll´s. Wenn ihr euch anhaltend mies fühlt bei dem was ihr tut, dann lasst es sein und kehrt zurück in die heimelige Parzelle. Niemand zwingt euch seine Denke oder seine Gefühle auf. Es gibt keine Richtlinien diesbezüglich. Ihr hab stets die Freiheit zu sagen, die Suppe, die wir uns eingebrockt haben, müssen wir nicht auslöffeln, wenn sie denn zwar süß begann, aber zunehmend salziger wird. Es ist schlicht falsch zu sagen, wer A gesagt hat, muss auch B sagen. So zu denken macht grundsätzlich schon mal Mut.

Und die an und für sich nicht schlechte Nachricht ist, dass Reisen bildet, was heißt, dieser neue Horizont wird (kann) Teil eures eigenen Erfahrungshorizontes werden. Sicher, es wird für zwei Switcher, wie ihr es seid, schwieriger sein längere Wegstrecken durchzuhalten ohne dass euch eure jeweilige zweite Seite querschießt, als für zwei eher deutlich gepoltere Partner, aber das sollte euch nicht daran hindern, zu gehen und die eigenen Regeln nach Bedarf zu modifizieren. Es ist niemals schlecht, Gefühle zuzulassen und auszuleben, wenn sie von beiden Seiten getragen werden können. Im Grunde ist es eine einfache Rechnung, wenn die Lust an etwas auf beiden Seiten die ´Nachteile´ daran überwiegt, dann seid ihr richtig. Überwiegen die miesen Gefühle und ist kein Ende derer in Sicht lässt man das Miese einfach wieder los. Shit happens.

Und es sollte euch keine Angst machen, wenn eure Sexualität eine neue Qualität erreicht. Was durchaus einschließt, dass man sich von bis dato kuscheligen Vorsätzen (wie No-Demütigung etc pp.) trennt, wenn das denn der beidseitigen Lust gut tut. Denn, in dieselbe Richtung blickend, mit der Lust zu spielen, ist nicht gleichbedeutend mit ´dem Anderen irgendein Wasser abzugraben´. Ruhig mehr Mut – dann klappt es schon.

van Bruns

ich verstehe nicht was Du erlebt hast..

Willst Du ihn nicht mehr berfreien?

Ich würde das gerne einschränken wollen.

Ihr habt es so erlebt und es scheint tatsächlich eine heftige psychischische Krise getriggert zu haben. Das ist sehr bedauerlich.

Ich habe das weder in meinem Leben noch jemals von anderen so gehört. Daher fand ich die Überschrift etwas sehr allgemein gehalten. Ich kenne wenig im einvernehmlichen SM was ich als lässiger und unkomplizierter erleben würde als ein Spiel mit Keuchhaltung. Das ist aber nur meine persönliche Erfahrung.

Das kann man sicher über den Weg der Demütigung laufen lassen, wenn das kickt. Muss man nicht.
Man kann es auch einfach im Sinne des Machtgefälles entspannt sehen, und im Sinne, dass es für einen Mann sehr reizvoll sein kann über lange Zeit sexuell erregt zu sein und nicht den schnellen Abfall seiner Erregung nach einem Orgasmus zu erleben.

Es gibt völlig unsmige Praktiken oder Möglichkeiten der Sexualität bei denen der Mann nicht zwingend ständig das Ziel verfolgt möglichst schnell und einfach einen Orgasmus zu erleben.
Das kann für die Sexualtiät eines Paares sehr bereichernd sein.

Ein Stichwort hier wäre Tantra - dann habt ihr die Demütigungsschiene auch ganz draußen.

Hach, das iss mal 'ne schöne Rückmeldung. Thanks fürs Teilhaben lassen und weiterhin...

bon voyage!

... und wie eurem Profil zu entnehmen ist, habt Ihr auf der gemeinsamen Reise auch mehr über Euch selbst erfahren ...

Viele unbetretene Pfade wünsche ich Euch zusammen!

domestike

Auch ich werde von meiner Herrin / Frau oft keusch gehalten. Manchmal mit KG, aber auch ohne. Ihr Wort genügt. Auch wir haben Grenzen überschritten, die wir nicht für möglich gehalten hätten. Egal wie weit wir gehen, Erniedrigung, Demütigung, Aufopferung usw, es ist nur möglich weil wir uns so sehr lieben, und der Respekt niemals verloren geht. Es kickt uns beide und wir stehen dazu.

wir als bekennende bdsm-ler schätzen genau diese momente wo einem das gefühl übermannt und sich ganz neue dimmensionen von empfindungen ergeben. diese gilt es dann, unverzüglich zu verarbeiten um den punkt zu finden wo man sich auch selber eingestehen kann, dass man nunmal so ist.
es ist schön, seine teufel ausleben zu können solange man es verantwortungsbewusst macht, den partner in solchen momenten nicht alleine zurücklässt und sich immer wieder gegenseitig auffangen kann.
uns ist auch aufgefallen, dass sich ein jahr mit einer sub im nachhinein wie mehrere jahre anfühlt. wieso wohl ?
sex ist geil, sex entspannt, sex ist intim.
bdsm-sex aber ist zumindest für uns viel intimer, viel tiefer und drum auch viel geiler weils es nicht nur den körper betrifft, sondern viel mehr noch den kopf, die seele.
zu spüren wie sich jemand schenkt, über sich hinauswächst, sich völlig fallen lässt, sich einfach hingibt ist für uns als dommes, wie auch für die oder den sub das grösste was man erleben kann.
wir denken, ihr habt ein extrem tolles erlebnis gehabt das einfach gewaltiger war als alle bisherigen gefühlsmomente und darum nicht so einfach weggesteckt werden konnte.
solange ihr über solche momente im nachhinein reden, diese gemeinsam analysieren könnt, kann eigentlich nichts passieren ausser das ihr euch noch viel näher kommt und seinen gefühlshorizont dabei erweitert.
in diesem sinne viel spass bei weiteren solchen momenten.