zugegeben, bei nochmaligem lesen klingt mein text irgendwie bürokratisch, beamtenbeziehung nach dienstplan. um der sache einen anderen dreh zu geben, lasst es mich nochmal anders formulieren. frei leben zu wollen und keine barrieren zu ziehen ist ja eigentlich der sinn der sache. die einzige "regel" nach der wir uns richten lautet "offenheit und ehrlichkeit", und zwar von anfang an (sorry, ich klinge gerade wie ein prediger der sekte "glück und ewiges leben durch offene beziehung". wollte so einen ähnlichen text eigentlich eh für den entsprechenden thread verfassen. naja, ick mach ma eenfach weiter). ich nehme mal meine jetzige beziehung als beispiel. ich kann nichtmal sagen, wie lange wir zusammen sind, das hat sich einfach so ergeben. wir haben uns offen über alles mögliche unterhalten, über unsere freundschaft, dann über unsere affäre, über unsere verliebtheit und die ahnung, dass mehr daraus entstehen könnte. wir wollten uns nie gegenseitig weissmachen, dass wir für immer zusammenleben oder uns niemals nach anderen menschen umdrehen. dafür sind wir zu jung und hängen zu sehr an unser individuellen freiheit. wir verstehen uns, teilen hobbies und leidenschaften, verbringen unseren urlaub miteinander und lieben uns. trotzdem versuchen wir der pärchenlogik zu entkommen und unser jeweils individuelles leben zu führen, das sich halt in großen teilen überschneidet. wenn ich gerade keine lust auf gemeinsame abendgestaltung habe, dann kann ich das genau so sagen, ohne nach ausreden suchen zu müssen und ohne dass sie sich sorgen machen muss, ob ich ihr irgendetwas verschweige. wenn ich mich mit einer anderen frau treffe, erzähle ich ihr das ebenfalls. genau das ist auch unsere definition von treue. treue im rein körperlichen sinn ist immer verlogen und/oder verkrampft. es gibt immer wieder andere leute, die mich interessieren, in die ich mich vergucke, verliebe, mit denen ich auf einer party rumknutsche oder mit denen ich sex haben möchte. das wird vermutlich den meisten von uns so gehen. es wäre für mich ziemlich einengend diese möglichkeiten nicht haben zu dürfen; es wäre ihr gegenüber mies, diese möglichkeiten zu nutzen, ohne dass sie davon erfährt. wir nehmen und gewähren uns eben all diese freiheiten. ein flirt ist eben nur ein flirt, sex ist nur sex, warum kriegen sich menschen deshalb so oft in die haare? unsere beziehung und unsere gefühle füreinander werden doch nicht dadurch beeinträchtigt, dass sie irgendwann mal einen anderen typen geküsst hat.
es ist durchaus möglich, dass wir irgendwann das interesse aneinander verlieren oder uns auseinanderentwickeln. aber wir teilen uns solche tendenzen eben frühzeitig mit und verdrängen keine problemchen bis sie irgendwann zu großen problemen werden. wir würden uns voneinander lösen, so wie wir zusammengekommen sind: schrittweise, ohne zerschlagenes porzellan. und sollten sich unsere wege irgendwann gänzlich verlieren, so werden sie nicht einfach zugeschüttet sondern eher langsam verweht.
p.s.: mannmannmann, das klingt ja bei nochmaliger betrachtung übelst schwülstig. eigentlich sind wir ganz nette, lockere und offene menschen. obwohl der text tatsächlich eher nach sekte oder therapienotwendigkeit aussieht.