Co-Abhängigkeiten....
Ich finde das ganze Thema hoch interessant und nicht nur aus dem Grunde weil ich eine Betroffene bin.
Erstens arbeite ich in einem medizinischen Beruf und uns wird von Hause aus schon ein Helfersyndrom zugeschrieben.
Zweitens hatte ich einen Alkohlabhängigen Vater,der es aber geschafft hat seine Sucht zu bekämpfen und ein paar sehr schöne Jahre mit einer tollen Frau gelebt hat und sehr,sehr glücklich war(nicht mit meiner Mutter).
Und Drittens habe ich 30 Jahre mit einem Alkoholabhängigen gelebt und habe mich mal mehr mal weniger für seine Krankheit verantwortlich gefühlt,alles schön geredet und doch darunter gelitten...ein Symtom der Co-Abhängigkeit. Er hat immer Getrunken und er wurde von einem Spasstrinker und Problemtrinker zu einem Abhängigen.
Nun muß man wissen es gibt mehrere Formen des Alkoholismus.
Angefangen von einer Abhängigkeit die ihn noch halbwegs normal "Funtionieren" lassen,er seine Arbeit und seinen Führerschein noch hat,bis hin zu dem der einfach nur darum bemüht sein muß,seinen Pegel zu halten um nicht die Entzugssymptome zu spüren.
Mein Mann gehörte zu der Gruppe,die durchaus noch gut funktioniert haben. Es hat Niemand mitbekommen der nicht eng mit ihm zu tun hatte. Und auch Heute noch berichten mir entfernte Bekannte.
Hey,ich weiß garnicht was Du immer hast,er sah doch gepflegt aus.
Ich kann mir nicht vorstellen das er Abhängig ist.
Und bei Euch hatte man immer den Eindruck ihr seid ein Traumpaar".
Dann hab ich es doch gut vertuscht,nicht wahr?
Aber das Schlimmste an Allem war die Einsicht wirklich nicht´s tun zu können,er muß selbst erkennen das er ein Problem hat.
Und ich habe einen Schritt gemacht,der mir selbst sehr weh tat weil ich es eben so lange geleugnet habe das ich ja Mitbetroffen bin und mir die ganze Situation und die Umstände einfach nur geschadet haben,Gesundheitlich wie auch Psychisch.Ich habe mich getrennt mit dem Wissen,entweder er rutscht vollkommen ab,oder er schaffte es davon loszukommen. Und wenn er mich verliert wird ihm eventuell klar das er was tun muß,oder er verliert noch mehr als nur mich. Er bedauerte natürlich das ich gegangen bin und bekundete das auch,er wisse jetzt erst was ihm fehlt,nachdem ich weg bin.
Für mich hieß es mit Untergehen weil ich einfach keine Kraft mehr hatte und er auch keine Einsicht zeigte und er wehement leugnete ein Problem zu haben,oder eventuell selbst Abhängig zu werden. Ich fing an zu trinken,mehr als normal ist weil ich es oft einfach nicht mehr ertragen konnte,habe aber erkannt das es der falsche Weg ist und das mich die ganze Situation nur kaputt macht.
Ich habe mich viel Informiert über die Abhängigkeit und sehe fast Täglich wie sich die Sucht im negativen Sinne auf die Gesundheit auswirkt. Und oft ist es so,das Angehörige selbst wenn es nicht mehr von der Hand zu weisen ist,wehement leugnen das der Angehörige überhaupt Abhängig ist,oder man es überhaupt bemerkt hat. Verdrängungsmechanismus und sicher auch Eigenschutz.
Nun muß ich sagen,ich habe mich bisher nicht an eine Selbsthilfegruppe gewand,dennoch habe ich Angst das sich das Erlebte auf mein weiteres Leben auswirken kann. Diese Angst hat auch meine Tochter,es kreist immer Irgendwie der Gedanke es könne sich auswirken über Allem und es führt dazu das man teils Zwanghaft alles in Frage stellt.
Im Zuge der Beschäftigung mit diesem Thema aktuell,habe ich festgestellt das sich meine sogenannte Co-Abhängigkeit gebessert hat. Ich habe Konsequent den Kontakt abgebrochen,teils um mich zu schützen und ihm auch zu zeigen er muß alleine zurecht kommen,wir kommunizieren nur wenn es unbedingt nötig ist. Denn wenn ich ihn anrufen muß,höre ich sofort ob er was getrunken hat und ich stelle fest kurz nach meiner Trennung fühlte ich mich noch sehr schuldig und eventuell auch schuldig daran,das er eventuell vollkommen abrutscht. Das ist Heute nicht mehr ganz so,aber ich spüre natürlich das mich das doch noch irgendwie belastet,da ist noch eine Art schlechtes Gewissen.
Und ob mich das Beziehungunfähig macht kann ich nicht sagen,aber ich habe sicher einen geschärften Blick auf Abhängigkeiten.
sinnl-Luder