Um noch mal in Richtung Ausgangsfrage
zurückzukommen: es ist sicher keine Seltenheit, wenn ein Mann ernsthaft sagt, dass er, wenn er von einem Kerl angebaggert würde, Handgreiflichkeiten als Reaktion nicht ausschließen mag.
Das verwundert doch schon ein wenig. Denn von denen käme ja keiner auf die Idee, einer für sie absolut uninteressanten Frau gleich eine auf die Glocke zu schlagen, weil die ihnen im Gespräch auf einmal die Hand auf den Arm legt...
Mich hat das auch immer etwas erstaunt. Und ich bin nun einer, der es nicht so mit unerwünschten Berührungen hat. Ich kann mich erinnern, dass ich mal rel. angesäuert war, weil mir im Gedränge eines Festes eine mir völlig unbekannte (angeschickerte) Dame an meinem Hintermann vorbei den Rücken gekrault hat und ich nicht die Möglichkeit hatte, einen schnellen Schritt nach vorn zu tun. Da kam eben das Gefühl der Beengtheit zu der Grenzverletzung dazu. Trotzdem wär mir nicht eingefallen, dieser Frau einen Knoten in die frechen Finger zu machen, sie hat ja, als ihr fröhliches Grinsen meinen bösen Blick nicht beendet hat, auch sofort aufgehört.
Umgekehrt hatmal der Sprecher meiner Stip-Gruppe versucht, mich zu verführen. Und ich muss gestehen, dass der schon wusste, wie Mann gern angefasst wird. Warum hätte ich ihm demnach wegen eines zärtlichen Begrabbelns meines Rückens auf dem Sofa zum Dank die Nase verbiegen sollen?
Der hat relativ schockiert reagiert, als ich ihm klar machte, dass ich es mit Männern so gar nicht habe und wir haben uns noch wunderbar für den Rest des Abends über die Schwierigkeiten von schwulen und bisexuellen Männern bei der Suche nach Gleichgesinnten unterhalten.
Also: Wenn es doch möglich ist, ein Anbaggern durch eine unattraktive Frau unterm Strich immer auch als Kompliment zu sehen und ne höfliche Absage zu erteilen, warum geht das nicht, wenn ein Typ einen heiß genug findet, um einen Anlauf zu starten?