Ich will Dich

Mein Glas ist halbleer,
Die Kneipe voll Rauch.
Meine Knochen sind schwer,
Mein Kopf ist es auch.
Ich will nicht nach Hause.
Ich will heute Nacht nicht alleine sein.

Ich schau mich um.
Ich seh ein Gesicht.
Sie fragt mich lächelnd
Nach einem Gedicht,
An dem ich grad schreibe.
Drei Finger streifen dabei mein Hosenbein.

„Musst Du jetzt wirklich denken?
Ich würd Dir gern was schenken,
Was Dir bestimmt gefällt –
Komm mit in meine Welt.“

Was folgt:
Ein langer feuchter Kuss.
Alles was ich weiß:
Mit Schreiben ist heut Schluss,
Mir wird kalt und heiß.
Mein Mund ist ganz trocken.
Ich folge ihr.

Mein Kopf
Sucht nach einem Grund,
Doch irgendetwas sagt mir:
Halt einfach mal den Mund.
Genieß die warmen Lippen,
Genieß das weiche Wippen.
Sei ganz bei Dir.

„Lass Dein Beben mich fühlen!
Mit Deinen Lenden einfach spielen!
Schau nicht mehr zurück!
Genieß den Augenblick!“

Ich fang an zu verstehen:
Ich will nicht wirklich gehen,
Denn in meinem Blut
Glüht eine wilde Glut.

„Ich will Dich.
Heute Nacht –
Und zwar jetzt und hier.
Ich will Dich.
Spürst Du was ich spür?“


© Berglöwe, 18.05.2010