Hm, ich versuche das jetzt einmal sachlich zu betrachten, wenngleich mir das schwer fällt in dem Kontext.
Ich selbst kenne es als Dom durchaus auch, in einem "rausähnlichen Zustand" zu kommen, wenn ich eine Sub schlage. Allerdings verliere ich dabei NIEMALS die Kontrolle - nie! Ein Kontrollverlust gehört für mich zu den Dingen, die ich als Dom zu 100% ausschließen können MUSS, denn die Kontrolle zu behalten gehört absolut essentiell zu meinem "Job", wenn ich der Dom sein möchte...
Noch dazu ziehe ich meinen "rauschähnlichen Zustand" aus den Reaktionen meiner Sub. Soll heißen, ich weiß immer wie es ihr geht, ich habe sie im Blick, agiere mit ihr und meine Lust kommt daher, dass ich spüre, wie sie genießt, was ich mit ihr mache. Du hast es nicht genossen, liebe
@*******lou, also hätte ich definitiv mitbekommen, dass es dir nicht gut geht.
Ein Dom sollte niemand sein, der sein Ego durchdrückt und macht, was er will - sowas ist meiner Meinung nach völlig falsch verstandene Dominanz. Als Dom bin ich für meine Sub verantwortlich, heißt also, ich achte IMMER darauf, dass es ihr gut geht - immer...!
Ja, ich mag es, wenn sie für mich leidet - aber dann weiß ich auch vorab, dass sie dem etwas abgewinnen kann. Ich möchte nicht, dass jemand negativ für mich leidet, ich brauche eine Positivität. Und aus dem Grund würde ich niemals direkt in die Vollen gehen. Du hast gesagt, ihr habt euch intensiv kennengelernt und du hattest ein gutes Gefühl. Das ist auch erstmal gut - aber das Kennenlernen muss auch noch weiter gehen, also man muss sich auch im BDSM-Sinne "kennenlernen".
Denn jeder Mensch ist anders - wenn ich mit einer Sub noch nie (oder kaum) aktiv war, kann ich doch gar nicht einschätzen, wie sie etwas empfindet. Daher fange ich IMMER spielerisch an, d.h. mache bei den ersten Treffen nur kleine Dinge (ich nenne bewusst mehrere Treffen). BDSM ist nichts, was man übers Knie brechen sollte. Man muss sich Zeit lassen, sich kennenzulernen. Denn auch ein Dom ist nur ein Mensch und kein Hellseher, heißt also, ich muss erstmal ein Gefühl für meine Sub bekommen und das geht nicht von jetzt auf gleich (denn was für einen Menschen noch völlig ok sein kann von der Intensität her, ist für einen anderen möglicherweise maximal zu viel).
Würde eine Sub von mir verlangen, dass ich in den ersten paar Treffen direkt härter zur Sache gehe, würde ich es beenden. Das ist nicht meine Welt. Ich will selbst in den Spiegel schauen können und auch keinem Menschen negative Dinge antun. Ich fange ganz langsam an und wenn ich merke, es passt, dann steigere ich mich - langsam. Direkt losschlagen, dass meine Sub Tage später noch Schmerzen hatte, das gab es bei mir noch nie. Sowas finde ich unverantwortlich...
Ebenso unverantwortlich finde ich es, aufs Aftercare zu verzichten. Das ist für mich ein essentieller Bestandteil - direkt im Anschluss an die Session UND auch darüber hinaus. Heißt also, ich stehe immer im engen Kontakt mit meiner Sub. Ich will keine Session haben und dann tagelang nicht mit ihr sprechen. Was ich wichtig finde: man sollte sich meiner Meinung nach im ersten Schritt menschlich kennenlernen. BDSM ist für mich keine Spielerei, wo ich hier und da mal ein bisschen schlage und fessle und dann nach einer Session keinen Kontakt mehr habe. Habe ich eine Sub, ist es für mich etwas wie eine feste Beziehung (nur eben auf einer anderen Ebene), heißt also, die Frau ist mir wichtig und ich will den Kontakt zu ihr.
Somit liegt mir auch automatisch viel daran, dass es ihr gut geht. Für mich ist das die einzige Basis, worauf ich BDSM aufbauen könnte...
Und was auch ganz wichtig ist: meine Sub weiß, ich habe immer ein offenes Ohr für sie. Sie bekommt also immer ihren Raum, um Bedenken oder Probleme anzusprechen. Auch ich bin nicht unfehlbar - wenn ich etwas falsch gemacht habe, möchte ich, dass sie mir das mitteilen kann.
Offen zu sprechen zu können halte ich in beide Richtungen für wichtig: wenn er schon gemerkt hat, dass er die Kontrolle verlor, warum ist er dann nicht wenigstens im Nachgang auf dich zugekommen, hat es gesagt, mit dir gesprochen und sich entschuldigt? Das wäre doch das Mindeste gewesen... Denn wie sollst du denn in so einer Konstellation jemals nochmals ein gutes Gefühl bekommen?
Für mich klingt es so, dass er selbst noch keine wirkliche Erfahrung in Sachen BDSM hat oder BDSM nur als "Deckmantel" nutzt, um seinen Egoismus auszuleben. Dom sein heißt aber nicht, ich mache ohne Rücksicht auf Verluste alles was ich will... Natürlich gibt es nicht nur die eine Art von BDSM, aber für die meisten Menschen dürfte all das völlig falsch klingen, was abgelaufen ist.
Leider hört man ähnliche Dinge so oft - und ich kenne unzählige Subs, die leider ähnliche Erfahrungen machen mussten. Sie dachten anfangs immer, es muss ja so sein, immerhin sind sie die Sub und wenn es der Dom macht, muss es ja richtig sein - falsch! Anfangs ist es für mich absolut essentiell das ein/e Sub selbst auf sich achtet. Fühlt sich etwas falsch an, ist es auch falsch - Punkt!
Will der Dom dann überreden, dass es so sein muss, ist es noch "Falscher" und man sollte direkt die Füße in die Hand nehmen und gehen. Ja, es ist wunderschön, sich in die Hände eine Doms zu geben, den Kopf auszuschalten, sich fallen zu lassen und alles mit sich machen zu lassen. Aber bis es soweit kommt, MUSS erstmal ein bisschen Zeit ins Land zu gehen. Heißt also, man sollte sich menschlich kennenlernen und dann langsam und vorsichtig auch auf BDSM-Ebene. Und wenn sich das nach vielen Sessions über mehrere Wochen gut anfühlt, kann man sich immer noch fallen lassen...
Aber gerade am Anfang muss ein/e Sub auch sagen können, wenn sich etwas nicht gut anfühlt bzw. zu krass ist und der Dom muss sofort mindestens einen Gang zurückschalten oder auch die Session unterbrechen (je nach Situation). Wäre all das nicht gegeben, gäbe es kein Aftercare, keine vernünftigen Gespräche und all das, gingen bei mir sofort alle Alarmglocken an.
Ich kann nur jedem empfehlen: achtet auf euch selbst, traut euch etwas zu unterbrechen, es ist euer Leben - ihr müsst das Päckchen tragen, was Andere euch vielleicht zuführen. Und gebt auch als Sub erst dann in die Hände einer anderen Person, wenn ihr diese WIRKLICH kennt und ihr ihr vertrauen könnt. Dann kann BDSM wunderschön und absolut erfüllend sein.
Ich wünsche dir alles Gute
@*******lou und hoffe, du machst künftig schönere Erfahrungen.
