"Schwärmen, Stolpern, Küssen – und ein leuchtender Turnbeutel"
Ich erinnere mich noch gut – auch wenn es inzwischen eher Retro als Romantik ist.
Ich war 15, trug eine Frisur, die aussah wie eine Mischung aus Pilz und elektrischem Schock, und schwärmte hemmungslos für Nina, eine Klassenstufe über mir.
Sie hatte diese Mischung aus Lässigkeit, Zahnlücke und einem Rucksack voller Glitzeraufkleber, die mein pubertäres Herz schneller schlagen ließ.
Ich hab sie heimlich beobachtet, wie sie in der Cafeteria immer nur eine Laugenstange und Multivitaminsaft nahm. Also hab ich monatelang genau das bestellt – aus solidarischem Schwärmen heraus, versteht sich.
Sie hat mich nie wirklich beachtet. Ich war der „kleine Bruder von...“ oder „der, der nie Sportzeug dabei hat“. (Spoiler: Ich hatte Sportzeug. Es war einfach nur sehr gut versteckt, weil ich nie Sport mochte.)
Bis zu diesem einen Tag.
Sportfest. Ich stand da, in viel zu kurzen Hosen, völlig verschwitzt, und – aus Versehen – mit Ninas leuchtend pinkem Turnbeutel über der Schulter. (Die lagen alle in der Umkleide, ich war nervös, und – naja – es war rosa.)
Sie kam auf mich zu, lächelte, schaute auf den Beutel…
Ich wurde tomatenrot und wollte im Boden versinken. Sie sagte nur:
„Steht dir irgendwie. Bist du der Typ, der still schwärmt oder der, der sich auch mal traut?“
Ich hab in diesem Moment alle Logik verloren und sie gefragt, ob sie Lust auf eine Laugenstange hätte.
Sie hat ja gesagt.
Zwei Wochen später gab’s den ersten Kuss – zwischen Colaautomaten und Mathebuch. Kein Feuerwerk, aber ein sehr ehrliches Bämm.
Wir sind nie ein Paar geworden. Aber sie hat mir gezeigt, dass aus einer peinlichen Schwärmerei auch was Schönes wachsen kann – wenn man sich traut, mit einem pinken Beutel durch die Gegend zu rennen.
Seitdem schwärme ich nicht mehr heimlich.
Ich sag’s.
Oder ich schweige mit Stil.