Schlechter Sex: Ursache für Beziehungsprobleme oder Symptom?
Hallo zusammen, ich habe vor kurzem einen Post von @******ool gelesen, in dem es um die Frage ging, welche Bedeutung guter Sex für eine Beziehung hat. In der Diskussion wurde auch die Frage gestellt, welchen Anteil der Sex (oder das Fehlen desselben) am Ende einer Beziehung hat.
Ich habe darüber eine ganze Weile nachgedacht und bin auf einen anderen Gedanken gekommen, der aus meiner Sicht einen eigenen Thread wert sein könnte: Was, wenn schlechter Sex nur ein Symptom ist und gar nicht die Ursache für das Scheitern einer (Langzeit-)Beziehung? Was, wenn das zugrunde liegende Problem, dass ein paar sich sexuell nicht versteht, ein Unvermögen ist, auf Augenhöhe miteinander zu kommunizieren und sich einander in allen möglichen Belangen offen mitzuteilen?
Bei mir war es so: Meine Frau und ich sind 2002 zusammengekommen, geheiratet haben wir einige Jahre später, irgendwann kamen dann auch die Kinder, das Haus und was man meint, so alles im Leben erreichen zu müssen. Dann, letztes Jahr, hatte ich eine für mich wirklich schlimme Zeit, ich habe nichts mehr in mir gespürt, mich total ausgehöhlt gefühlt und habe von einem Tag auf den anderen die Einsicht gewonnen, dass ich ganz, ganz dringend etwas in meinem Leben ändern muss.
Als erste und größte Baustelle hat sich da der Sex in den Vordergrund geschoben, beziehungsweise der Mangel daran, denn bei uns war zu dem Zeitpunkt schon seit Jahren nichts mehr los. Es gab so viele frustrierende Erlebnisse über die Jahre, dass wir, ohne es auszusprechen, irgendwann einfach aufgegeben hatten. Und ich dachte: Der fehlende Sex und die damit einhergehende Intimität und Nähe ist die Hauptursache, warum es mir so schlecht geht.
Inzwischen, nach vielen Gesprächen mit lieben Menschen, einige davon aus dem JC, aber auch dank professioneller Unterstützung, bin ich anderer Meinung: Der schlechte Sex ist nur die Spitze des Eisbergs, ein Symptom und keine Ursache. Das Grundproblem war ein ganz anderes, nämlich mangelhafte Kommunikation auf Augenhöhe, ein Hierarchiegefälle und damit einhergehend fehlender Respekt und Wertschätzung füreinander. Alles andere, bis hin zum schlechten Sex, hat sich aus dem Unvermögen ergeben, offen miteinander zu reden. Und einander so zu vertrauen, dass man sich auch mit Wünschen und Bedürfnissen an den Partner wendet und weiß, dass er weder lacht, noch sich abwertend verhält.
Das war für mich eine wirklich wichtige Einsicht, weil es mir dabei hilft, nicht an den offensichtlichen Symptomen erfolglos herumzuwerkeln, also der Frage "Wie mache ich meinen Sex besser", sondern stattdessen: "Wie kann ich mich meiner Partnerin auf Augenhöhe, respektvoll, angstfrei und offen kommunizieren". Ich glaube, dass der Sex sich dann automatisch verbessert, wenn diese Basis stimmt.
Wie seht ihr das? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Ganz andere Standpunkte?
Viele Grüße!