Gibt es echte Strafen?
Nehmen wir einmal an, eine Katze pinkelt auf den Teppich und bekommt als Strafe dafür eins hinter die Ohren. Die Katze denkt nicht darüber nach, aber nach ein paar gleichartigen Strafen lernt sie vielleicht, dass das Auf-den-Teppich-Pinkeln unangenehme Folgen hat und lässt es sein, um die Strafe zu vermeiden. Das war also eine echte Strafe, die zu einer Änderung des Verhaltens geführt hat, was ja der eigentliche Sinn von Strafen ist.
(Oder das Kätzchen läuft weg und das Herrchen hat sich selbst bestraft.)
Was zwischen Herrchen und Kätzchen funktioniert, macht in einer BDSM-Beziehung aber keinen Sinn.
a) Will der zu Bestrafende vielleicht bestraft werden und verhält sich deshalb entsprechend?
b) Will der Strafende überhaupt eine Verhaltensänderung bewirken?
Nehmen wir mal diesen Fall: Es gibt ja nicht nur Männer, die Frauen schlagen, sondern auch Männer, die sich von Frauen schlagen lassen, die z.B. zu einer professionellen Domina gehen, viel Geld dafür bezahlen und sagen: Bestrafe mich! Sie tut es und fragt vielleicht nicht einmal warum. Der Sinn der Strafe bleibt ungeklärt.
(Und wenn sie es nicht gut macht, bestraft sie sich selbst, denn dann kommt der Herr nicht mehr wieder.)
Was zwischen der Domina und ihrem Gast funktioniert, wird in einer BDSM-Beziehung noch viel fraglicher.
a) Muss der zu Bestrafende einen Grund haben, um bestraft zu werden?
b) Muss der Strafende einen Grund haben für die Strafe?
Und noch ein Beispiel: Subbi hat versprochen, heute nicht mehr zu rauchen. Aber sie hält es nicht aus und will unbedingt Zigaretten kaufen. Ich schicke sie mit Klammern an den Schamlippen los und hänge noch ein paar Glöckchen dran. Es ist schmerzhaft, so zu gehen und demütigend, die Blicke der anderen zu ertragen wegen des breitbeinigen Gangs oder des Klingelns.
Aber ist es eine echte Strafe für sie? Im Rahmen des längst vereinbarten Spiels will sie ja Schmerz oder Demütigung ertragen. Empfinde ich es als eine echte Strafe? Ich könnte es ja auch ohne Grund einfach machen. Und ihr Verhalten ändert es sicher nicht, sie würde auch bei wiederholter Strafe rauchen. Strafe als Mittel zur Erziehung mag bei Katzen vielleicht funktionieren, aber nicht in einer Partnerschaft.
Ich meine, echte Strafen gibt es in einer BDSM-Beziehung nicht,
darf es nicht geben. Denn Strafen sind nur echt, wenn sie weh tun, körperlich oder psychisch - und zwar jenseits vorheriger Vereinbarungen, außerhalb des möglichen Spiels. Aber meiner Partnerin, die ich schätze und achte und liebe, werde ich nicht wirklich weh tun. Auch als Dom nicht.
(Noch eine Bemerkung: Ein Lob an alle Joyclubber, die diesen Thread, der mit ein paar seeeehr flachen Anfangspostings gestartet ist, doch zu einem lesenswerten Thema mit Tiefgang machten. Abstimmen kann ich leider hier nicht, die Frage ist ebenfalls zu flach.)