Beziehungsweise
Ich wollte nie in einer Beziehung leben.
Eine Beziehung kann ich
pflegen, wie die zu meinem Yoga-Lehrer. Es herrscht ein vertrauensvoller, fast freundschaftlicher Umgangston und man tauscht Neuigkeiten, Eindrücke und Artigkeiten aus. Man schätzt und achtet sich. Auch zum Inhaber der Autowerkstatt, die mein Fahrzeug wartet, habe ich eine Beziehung. Sogar mit einer soliden Vertrauensbasis. Immerhin verlässt er sich darauf, dass ich die Rechnungen bezahle, und ich vertraue darauf, dass auf der Autobahn meine Bremsen funktionieren. Einer Werkstatt, die von mir Geld will, bevor ich losfahre, vertraue ich doch nicht mein Leben an.
Es gibt auch Freundschaften. Ich habe eine Handvoll Freunde, die ich als solche bezeichne, und denen ich auch ein Freund bin. Wir sind seit Jahrzehnten miteinander befreundet, kennen uns sehr genau, können uns aufeinander verlassen und uns gegenseitig vertrauen, haben ein offenes Ohr für unsere Problem und Sorgen - und
empfinden Freundschaft für einander.
Mit meiner Freundin bin ich seinerzeit zusammengezogen, weil ich sie
liebte. Keine Freundschaft, keine Beziehung, keine Bekanntschaft, sondern aufrichtige, tief empfundene Liebe brachte mich dazu, Wohnung und Arbeitsplatz zu wechseln.