Kennt ihr Sophie schon?
Sophie, 28 Jahre alt Übersetzerin und Journalistin, also Jobs welche nur wenig Geld in die Haushaltskasse spülen. Sie lebt und wohnt in Frankfurt, ist single und ein wenig auf der Suche nach sich selbst. Lasse dich auf sie ein, sie ist besonders.Sophie zog die elegante Maske über, deren filigranes Spitzenmuster einen Hauch von Geheimnis um ihre Gesichtszüge legte. Ihre Bewegungen waren bedacht, fast andächtig, als sie vor dem Spiegel stand und die Wirkung des Bodystockings zusammen mit der Maske betrachtete. Ungesehen, unbekannt und fast unbekleidet. Gedanken tanzten in ihrem Kopf, wie das weiche Licht, das durch die Vorhänge fiel. Heute Abend wollte sie der Kunst etwas Neues bieten: sich selbst, roh und unverfälscht.
Ihr Ziel war klar – eine private Ausstellung in einem kleinen, exklusiven Atelier in Frankfurt, versteckt in den verwinkelten Gassen Sachsenhausens. Ein Ort, bekannt dafür, Grenzen zu verschieben, ein Zufluchtsort für avantgardistische Künstler und ihre Musen. Sophies Auftritt heute Abend sollte mehr sein als nur ein Statement; er sollte eine Frage aufwerfen. Was passiert, wenn die Grenze zwischen Subjekt und Betrachter verschwimmt?
Als sie die letzten Knöpfe ihres Mantels schloss – ihr einziger Schutz vor den neugierigen Blicken der Stadt –, spürte sie ein Kribbeln der Vorfreude in sich aufsteigen. Die Luft draußen war kühl, trug jedoch das zarte Versprechen des Frühlings in sich, vermischt mit dem Summen des städtischen Lebens. Jeder Schritt, den sie in Richtung des Ateliers machte, fühlte sich geladen an, als ginge sie nicht nur zu einer Ausstellung, sondern in ein unbekanntes Terrain ihrer eigenen Selbstentdeckung.
Die Straßen von Sachsenhausen waren still um diese Uhrzeit, das Pflaster reflektierte das sanfte Licht der Straßenlaternen. Sophies Schritte hallten leise, ihre Absätze klickten rhythmisch auf den Steinen. Mit jedem Schritt spürte sie die Schwere ihrer Entscheidung. Bin ich mutig – oder einfach nur töricht? Der Gedanke flackerte kurz auf, wurde jedoch sofort von einem stärkeren verdrängt. Nein, das hier bin ich. Ich nehme meinen Raum ein, meine Macht.
Das Atelier war unscheinbar, ohne großes Schild. Nur eine dunkle Holztür, daneben ein kleiner handgeschriebener Zettel: Private Viewing. Nur für Gäste. Sophie hielt kurz inne, ihr Atem formte kleine Wölkchen in der kühlen Luft. Was, wenn sie mich durchschauen? Nicht nur dieses Outfit, sondern alles, was ich bin?
Ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen. Genau darum geht es doch, oder? Dass sie mich sehen – und dass es mir egal ist. Mit diesem Gedanken öffnete sie die Tür und trat in den warm erleuchteten Raum.
Drinnen summte der Raum leise vor Gesprächen und gelegentlichem Lachen. An den Wänden hingen Gemälde und Skulpturen, die in kräftigen Farben und markanten Formen die Blicke der Gäste herausforderten. Doch es war nicht die Kunst, die sie ansahen, als Sophie den Raum betrat. Köpfe drehten sich, Gespräche verstummten. Für einen Augenblick spürte sie das Gewicht der Blicke – manche bewundernd, andere neugierig, wenige kritisch.
Los geht’s, dachte sie und hob das Kinn leicht an. Sie ließ den Mantel von ihren Schultern gleiten, offenbarte das durchsichtige, kompromisslose Outfit darunter. Die Maske verlieh ihr eine geheimnisvolle Aura, eine Distanz zu den Menschen im Raum.
Als sie sich durch die Menge bewegte, beobachtete Sophie deren Reaktionen. Der ältere Herr in der Ecke – ein bekannter Bildhauer, wenn sie sich recht erinnerte – nickte ihr fast unmerklich zu, seine Augen verweilten einen Moment länger als nötig. Eine junge Frau mit auffallend blauem Haar flüsterte ihrem Begleiter etwas zu, während sie immer wieder zwischen Sophie und ihrem Weinglas hin und her sah.
Sie versuchen, mich zu durchschauen, dachte Sophie, und ein leichter Schauer lief ihr über den Rücken. Bin ich hier ein Kunstwerk oder doch eine Beobachterin? Bewundern sie mich, oder beneiden sie mich?
Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als eine Männerstimme hinter ihr ertönte. „Gewagte Wahl“, sagte er, mit einem Ton, der mehr Interesse als Kritik verriet. Sie drehte sich um und sah einen Mann, vielleicht Anfang dreißig, leger gekleidet in ein Leinenhemd und dunkle Jeans. Sein Blick war sowohl amüsiert als auch anerkennend.
„Es geht nicht um Wagemut,“ erwiderte Sophie ruhig. „Es geht darum, unverfälscht zu sein.“
Der Mann lächelte. „Dann ist Ihnen das definitiv gelungen.“
Sie hielt seinem Blick einen Moment stand, bevor sie weiterging, ihre Aufmerksamkeit zurück auf den Raum gerichtet. Sie können schauen, so viel sie wollen, dachte sie mit einem Anflug von Trotz. Aber ich bin nicht für sie hier. Ich bin hier für mich.
Je länger der Abend dauerte, desto mehr fand Sophie sich dabei wieder, die Zuschauer zu beobachten. Wie sie sich verlagerten, wenn sie glaubten, unbeobachtet zu sein. Wie ihre Blicke wanderten, ihre Gesichter ein Wechselspiel aus Faszination, Unbehagen und Bewunderung. Jede Reaktion fühlte sich an wie ein Pinselstrich auf einer größeren Leinwand – einer, die sie gerade in Echtzeit schuf.
Vielleicht bin ich heute Abend wirklich die Kunst, dachte sie, während ein leises, verschmitztes Lächeln ihre Lippen umspielte. Und genau das war wohl mein Plan.
Wenn ihr mögt, kommt mehr von Sophie. LG