Ist es das alles wert?
Eine sehr interessantes Thema, bei dem Du aber in der Fragestellung schon
eine Antwort, auf eine viel grundsätzlichere Frage, zu geben scheinst.
Ist es Euch das Alles wert, weil ihr trotzdem für Euch gesehen etwas Wertvolles macht, Euch selbst damit eine Freude macht und Spass damit habt ? Ohne einen Cent dafür zu sehen ?
Die grundsätzliche Frage würde lauten:
Handeln Menschen, die unbezahlte, ehrenamtliche, oder karitative Tätigkeiten
ausüben, selbstlos und uneigennützig?
Vorweg möchte ich festhalten, dass jede Tätigkeit, die für andere Menschen
eine Hilfe darstellt, ihr Wohlbefinden verbessert, oder auch nur zu ihrer
Unterhaltung beiträgt - die sozusagen einen Dienst am Mitmenschen darstellt -
bemerkenswert und zu respektieren ist, ungeachtet der Beweggründe.
Aber gibt es wirklich so etwas wie eine uneingeschränkt selbstlose Tätigkeit,
mit dem Ziel, nur dem anderen zu dienen, ohne eigene Interessen?
Ist der Mensch dazu überhaupt in der Lage?
Um etwas leisten zu können, um überhaupt eine Leistung erbringen zu wollen,
braucht der Mensch Motivation - sonst würden wir nur faul in der Gegend
herum sitzen und von der Hand in den Mund leben - und da das nicht geht,
würde uns zumindest unser Hunger motivieren, etwas Essbares zu besorgen.
Ich überspringe mal den Teil mit den weitern Grundbedürfnissen des Menschen
und komme gleich zur Konsumgesellschaft, in der Geld und damit etwas kaufen
zu können, die Motivation darstellt zur Arbeit zu gehen. Aber nicht das Geld
ist die eigentliche Antriebskraft, sondern die Möglichkeit, uns damit unsere
Wünsche zu erfüllen. Außer man ist Dagobert Duck, dann möchte man
vielleicht doch nur darin baden.
Worin liegt nun die Motivation, einer unbezahlten Tätigkeit nachzugehen, da
ja Geld ausscheidet, muss es noch andere Beweggründe geben.
Jetzt wäre natürlich eine Antwort schön, die sich ausschließlich auf
Nächstenliebe, Selbstlosigkeit und dem Wunsch anderen zu helfen stützt.
Ginge es nur um die Hilfe für einen geliebten Menschen, würde ich die
Antwort ohne Abstriche stehen lassen, wenn es jedoch um mehr oder weniger
fremde Menschen geht, hege ich den Verdacht, dass es noch weitere
Beweggründe geben muss, denn niemand liebt alle Menschen.
Ich würde fast soweit gehen zu sagen, dass selbst Mutter Theresa, neben ihrer
Nächstenliebe, den Ansporn hatte Gott zu Dienen, ein, aus ihrer Sicht, ihm
gefälliges Leben zu führen und sich damit einen Platz an seiner Seite zu sichern.
Da ich nicht annehme, dass sehr viele "Mutter Theresa" auf dieser Erde wandeln
und auch nicht jede ehrenamtliche Tätigkeit mit einem starken Gottesglauben
zu erklären ist, muss es noch weitere Gründe geben, etwas unentgeltlich für
andere Menschen zu tun.
Vielleicht ist es nur die Beruhigung eines schlechten Gewissens, weil man in
den Nachrichten ein hungerndes Kind zuviel gesehen hat, vielleicht holt
man sich so Beachtung und Anerkennung, die einem sonst verwehrt bliebe,
steht ein wenig im Mittelpunkt, hebt sich aus der Masse heraus.....
In jedem Fall ist es so, dass man damit auch versucht ein eigenes Bedürfnis
abzudecken - aber wie ich schon eingangs erwähnte, das "Warum" ist nicht
so wichtig, wichtig ist, was unterm Strich herauskommt.
Und daher meine ich, dass die ursprüngliche Frage, auch schon eine Antwort
enthält.
Denn eine ehrenamtliche Tätigkeit wird für jemanden so lange die Mühen wert
sein, so lange er Freude und Spaß daran hat, weil er damit auch ein eigenes
Bedürfnis zu befriedigen vermag.
lg raider (ehrenamtlicher Hofrat)