Ich habe früher eine Reihe von Fragen nicht gestellt bzw. eine Reihe von Dingen aus "Takt" oder wie immer du es nennen willst, nicht gesagt oder nicht getan. Das waren nicht nur Beziehungsfragen, das betraf jede Lebenssituation. Die Zeiten sind vorbei.
Bei mir hatte das wenig mit "Takt" zu tun. Es war vielmehr das klassische Motiv: Angst vor der Reaktion meines Gegenübers, insb. meiner Partnerin. Angst davor, die dann entstehende Situation nicht handhaben zu können, z.B. Angst vor einer heftigen emotionalen Reaktion. Angst davor, als Person verurteilt und abgelehnt zu werden. Angst davor, etwas über mich zu hören, was ich nicht hören will; d.h., Angst vor dem Blick in den Spiegel.
Meist ging es um das Mitteilen meiner Bedürfnisse. Z.B.: Ich will meinen Kink leben. Ich habe z.B. (vor 35 Jahren) eine Beziehung nicht beendet, obwohl der Sex schlecht war und auch andere Inkompatibilitäten gegeben waren. Ich habe mich gar nicht getraut, meine sexuellen Wünsche und Vorstellungen zu äußern und zu fragen, wie meine Partnerin das sieht. Zu fragen, wie eine Lösung aussehen kann, wenn mir meine Partnerin bzw. mein Gegenüber nicht entgegen kommen kann.
Eine andere Frage war: Tust du das, weil du das willst, oder weil du glaubst, dass ich das will?
Wir müssen mit zwei Dingen leben: Mit den Konsequenzen aus unseren Entscheidungen und Handlungen, also aus dem, was wir tun. Und damit, was uns angetan wurde. - Damals habe ich nicht darüber nachgedacht, damals war ich nicht bereit, damit zu leben. Heute kann und tue ich das. Wenn die Konsequenz ist, dass ich verurteilt oder abgelehnt werde, gilt: Dann muss die fragliche Person ohne mich leben.
Heute denke ich mir, dass ich niemandem etwas antue, wenn ich meine Bedürfnisse mitteile oder eine Frage stelle. Ich kann anderen Menschen und insb. meiner Partnerin oder meinem Partner auch etwas zumuten; eine Weisheit, die eine Joyclub-Bekanntschaft kürzlich mit mir geteilt hat. Das bringt es auf den Punkt, wenn es darum geht, meine Bedürfnisse auszudrücken. Niemand ist verpflichtet, eine Frage zu beantworten. Aber (zumindest einmal) anhören muss jede(r) alles können.