'n bisschen Herzklopfen gehört doch dazu, oder?
Klar gibt es Situationen, in denen angeblich keine Gefühle im Spiel sind. Man nennt das "Business-Meetings" oder "Steuererklärung". Aber selbst da schleichen sich manchmal heimlich Gefühle ein, wie das tiefe Bedürfnis, einfach schreiend aus dem Raum zu laufen. Also: Ganz ohne Gefühle? Schwierig. Selbst wenn man’s nicht merkt, laufen die im Hintergrund immer mit und lassen sich nur schwer ignorieren. Manchmal kann man ihnen gut zureden. Aber ob man will oder nicht, sie sind eine bunte Mischung aus Körperchemie, Erinnerungen und spontanen Reaktionen auf die Welt um uns herum.
Und selbst wenn man sie unterdrücken will, fühlt es sich trotzdem nach etwas an. Bei mir ist es, als ob man einen Luftballon unter Wasser hält: Irgendwann platzt er hoch, und das mit ordentlich Wucht. Gefühle suchen sich immer einen Weg – sogar als unerwarteter Tränenausbruchs beim Film-Happyend. In der Wifesharer-Szene soll es ja Patentrezepte geben, aber ob's wirklich funktioniert, wenn man Küssen weglässt? Wenn Paare nur als Paar agieren? Dark Room, Gang Bang, Doggy-Style? Zusammenzeit und Kontakt reduziert?
Lohnt es sich, überhaupt Gefühle zu unterdrücken? Wahrscheinlich nicht. Man verpasst nämlich nicht nur die Gefühle, sondern auch sich selbst. Gefühle machen uns lebendig, auch wenn wir manchmal todunglücklich sind. Mit ein bisschen Geschick und Glück haben Freude, Kribbeln und Überraschungen sowieso die Oberhand. Es ist halt irgendwie chaotisch, unangenehm oder anstrengend. Aber unkompliziert bleibt es, wenn man den Spaß und die Lockerheit nicht verliert.
Wann wird es denn eigentlich kompliziert?
Beide verknallt? Das Feuerwerk im Kopf, alles verklärt und völlig losgelöst von der Erde. Viel aufs Spiel setzen. Passt manchmal, aber selten – natürliche Selektion. Aber herrliches Stadium. Nicht kompliziert.
Liebe? Das große L-Wort. Hat man Menschen gefunden, die diese Empfindung in einem reifen lassen, gibt es immer noch individuellen Austauschbedarf der Beteiligten. Der erfolgt in der Regel aber sehr zukunfts- und lösungsorientiert. Unkompliziert, man liebt ja den/die anderen, sich und die Verbindung.
Nur einer verknallt? Unkompliziert!
Ich genieße den Kreislauf: Flirten, verknallen, brennen, abkühlen – und das alles immer wieder. Und wenn jemand dabei ist, der mich wirklich will, der das Timing und den Mut hat, sich darauf einzulassen? Jackpot! Das ist dann pure Lebenslust.
Diese Schmetterlinge der (Sehn)sucht können auch Angst machen – vor allem, wenn man schon einen Hafen hat. Gut, wenn dann einer der Fels in der Brandung bleibt und die Hand nie loslässt. Meiner fand mich normal, und ich hielt mich für irre. Ich persönlich ziehe direkte Kommunikation und klare Ansagen vor, und das muss überhaupt nicht bedrohlich sein, auch wenn es im ersten Moment so wirkt. Mein Trick? Ich mag Intensität, aber ich gönne mir immer ein Cooling-Down. Danach bleibt mir ein Grinsen im Gesicht – bis zum nächsten Mal. Sind diejenigen, mit denen ich mich teile, nicht bereit, mich beim Erden zu begleiten – Pech. In dem Fall galoppiere ich weiter.
Ich stelle allerdings auch unmissverständlich klar, dass ich a) mich gerne teile, b) nie intim werde, wenn da nicht diese Schmetterlinge flattern, c) mir tatsächlich denjenigen oder diejenigen nur aus dem Alltag ausborge und wieder retour gebe – das allerdings mit einem emotionalen Grinsen. Wer damit cool bleibt und nicht direkt die Besitzurkunde beantragt, könnte tatsächlich den Schlüssel zu einer lockeren, aber tiefen Verbindung in der Hand halten, die lange währen kann.
Wer reflektiert und kommuniziert, sich nicht fürchtet und trotz rosaroter Brille, die Realität nicht aus den Augen lässt, sondern volle Pulle lebt und liebt und fickt und lacht, wenn wir zusammen sind und davon zehrt, wenn wir das nicht sind, hat einen Weg gefunden, die Leichtigkeit der Unbefangenheit mit der süßen Kraft der Anziehung und der energiegeladenen Dynamik zu verbinden ohne dabei die Quelle der Freiheit und Wildheit versiegen zu lassen.