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Das Adlerweib und der Horst

********lara Frau
7.114 Beiträge
Themenersteller 
Das Adlerweib und der Horst
Das Adlerweib lässt den Blick der scharfen Augen schweifen. Sie sitzt auf dem Aussichtspunkt, der ihr mittlerweile der liebste geworden ist - ein Felsvorsprung an einer Steilwand über weitläufigen Feuchtgebieten und Weiden.
Hier ist sie im Rücken geschützt und kann auch mal in aller Seelenruhe ein Nickerchen halten. Die aufsteigende warme Luft ist zuverlässig und trägt sie sicher, wenn sie sich von der Kante in die Tiefe fallen lässt. Mit weit gespreizten Flügeln gleitet sie dann über die Weiten ihres Reviers, missachtet oder verschiebt nur allzu gerne dessen Grenzen, die in der Luft ohnehin eher emotionaler Natur sind.
Aber sucht sie nach Beute? Das Adlerweib schüttelt den Kopf. Sie ist eine gute Jägerin und schlägt der Beute genug. Übersatt ist sie sogar und überlässt die Reste nur zu oft einem altersschwachen Fuchs, der das Revier mit ihr teilt. Fräße sie alles selbst, würde sie zu schwer und ihre Wendigkeit einbüßen, die einen nicht zu vernachlässigenden Anteil an der Erfolgsquote auf der Jagd ausmacht. Sie reißt der Beute nurmehr den Leib auf und labt sich am pulsierenden Herzen.

Dennoch ist die Jagd ihre Leidenschaft. Eine Leidenschaft, an der sie jemanden teilhaben lassen will. Einen Adlermann am besten, denn der Fuchs lebt nur deshalb noch, weil er zu leichte Beute ist. Ja - ein Adlermann. Einer, der weiß, wie es ist, mit den Aufwinden zu spielen und die Wolken zu berühren. Wie ein Stein vom Himmel zu stürzen, die messerscharfen Klauen in frisches Fleisch zu schlagen und den edlen Schnabel in das blutige Zucken zu graben. Leben in sich aufnehmen und Lust am Erfolg empfinden. Durch kräftige Flügelschläge mit der schweren Last vom Erdboden lösen, um sie an einem sicheren Platz zu verspeisen.

Genau da liegt der Knackpunkt - das Adlerweib hat Erfolg und einen sicheren Platz, aber sie ist damit allein. Sie sehnt sich nach einem ebenbürtigen Kumpan, dem sie ihre Jagderlebnisse schildern und am besten die Beute gemeinsam verzehren kann. Sie sucht keinen Begatter, keinen Vater für ungelegte Eier.
Sie sieht sich um und reckt die Flügel. Der Felsvorsprung böte genug Raum für einen Adlerhorst. Das Revier genug Beute für zwei.
Sie atmet tief durch. Der alte Fuchs würde des Hungers sterben, während sie sich mit dem Adlermann über die Opfer und deren Geschichten hermacht. Ohne Futterneid und voller Appetit.


Copyright by Regina_clara, Mai 2024
*****oyo Paar
2.002 Beiträge
„Auf eines bunten Vogels Schwingen“
Reinhard Mey
Irgendwie kam mir sofort der Gedanke an dieses Lied bei deinen Zeilen.

Etwas beängstigend deine Geschichte aber auch faszinierend. *spitze*
********ntin Frau
1.128 Beiträge
@*****oyo bei mir war es anfangs eher „Federkleid“ von Faun.

Sehr schön geschrieben 🥰
********lara Frau
7.114 Beiträge
Themenersteller 
Danke sehr! Ich kenne die Lieder nicht, werde aber mal nachhören.
Eigentlich will ich nur das Beziehungsmodell beschreiben, das mir vorschwebt.
*****oyo Paar
2.002 Beiträge
Das ist mir schon klar.
2 Adler auf Augenhöhe, gemeinsam auf Beutezug. Schön geschrieben
*****yni Frau
118 Beiträge
Irgendwie kommt mir das alles durchaus sehr bekannt vor... Sehr gut beschrieben, ich weiß was du meinst
********lara Frau
7.114 Beiträge
Themenersteller 
Mein Herz ist treu, meine Lust unersättlich!

Immer wieder habe ich das Bild des Adlerweibs vor Augen, wenn ich mein Liebesleben betrachte. Sie geht auf Jagd und erfüllt ihre Bedürfnisse - stets in dem Wissen, da geht noch mehr, das geht noch besser.
Ich sehne mich nach einer zentralen Person in meinem Leben, die meine Wünsche versteht, sie erfüllt und teilt. Eine Person, die an meine Liebe glaubt und meine Lust befeuert. Die immer noch an meine Liebe glaubt, vielleicht sogar daran teilhat, wenn ich mich einem anderen hingebe, in welcher Form auch immer. Denn ich habe viele Facetten und bin noch nicht satt vom Ausprobieren.
Ich will jemanden an meiner Seite, dem ich meine Abenteuer erzählen kann, ohne Angst, ihn damit zu verletzen oder neidisch zu machen. Ich will ihn miterleben lassen.

Einige Kandidaten haben sich als Adlermann bei mir beworben und als Horst herausgestellt. Ein Adlermann bedeutet Augenhöhe, Gleichberechtigung, Respekt, Akzeptanz.
Man schaue sich nur die Paarungsflüge dieser prächtigen Vögel an! Ein Tanz in der Weite der Luft. Mal ist der eine unten, mal der andere, ohne jemals unterlegen zu sein. Anschließend gemeinsam über die Felder segeln mit dem gleichen Ziel. Vielleicht stoßen wir auf Beute, die nur ihm schmeckt. Dann will ich diejenige sein, die gönnt. Möglicherweise werde ich zusehen, es kann aber auch sein, dass ich alleine weiterziehe, um einen Leckerbissen für mich zu finden. Wenn die Sonne den Horizont küsst, treffen wir uns im Horst. Wir begrüßen uns voller Zärtlichkeit und Innigkeit. Zeigen dem anderen Wertschätzung. Tauschen uns aus und verdoppeln so den Genuss.

Ein Horst ist mir zu statisch. Zu passiv. Natürlich hat auch der Horst seine Daseinsberechtigung. Er ist immer für einen da. Hingebungsvoll wartet er auf die Rückkehr seines Eigners oder Eignerin. Er sorgt dafür, dass man sich erholen kann, dass man Kraft schöpft. Er ist ein geduldiger Zuhörer bei der Schilderung der Abenteuer, stellt vielleicht auch Fragen. Ich will den Horst nicht schlecht reden, denn es gibt genügend Konstellationen, die so funktionieren.
Aber das ist eben meine Position im Machtgefälle - nämlich keine festgelegte. Ich will mal die Königin sein und mal die Sklavin. Ganz oft aber auch die Komplizin, mit der man bitte keine Pferde stiehlt - denn dafür ist mein Garten viel zu klein, außerdem sind die viel zu schwer - aber mit der man auf Jagd geht. Auf Entdeckungsjagd, denn die Welt ist so bunt. Da wäre ich doch blöd, mich auf fünfzig Schattierungen einzuschränken!

Seid mutig und benutzt den gesamten Farbkasten des Lebens, um Euer Bild zu malen. Mischt dabei fleißig, und wenn eine Palette nicht reicht, nehmt eine zweite.
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