Wie ich das ganze sehe:
Das ganze vorweg mal in einfach und kurz:
Diskriminieren tue ich jemanden, wenn ich ihn z.B. aufgrund von körperlichen Merkmalen von etwas ausschließe, worauf er ein Anrecht hat. Es ist z.B. diskriminierend, wenn ich als Schiedsrichter jemandem die rote Karte zeige, weil mir seine Haut- oder Haarfarbe nicht passt, da jeder Spieler ein Anrecht darauf hat, gleichermaßen nach den Regeln des Spiels behandelt zu werden. Wovon schließe ich aber jemanden aus, wenn ich ihn als Sexualpartner ausschließe? Davon, Sex mit mir zu haben. Und für alle Menschen dieser Welt gilt: Niemand hat das Anrecht darauf, Sex mit einem zu haben.
Ausführlich:
Ich muss sagen, dass es mich teilweise wirklich schockiert hat und mich das Argumentieren mit Diskriminierung in Bezug auf Partnerwahl generell auch regelmäßig wütend macht. Denn damit impliziert man, dass man einen (rechtlichen) Anspruch auf Liebe und Sex hätte. Wozu solch ein Denken leider immer noch regelmäßig - in vielen Teilen der Welt leider sogar rechtlich abgesichert - führt, brauche ich hier wohl nicht weiter zu erläutern. Daher finde ich Aussagen, wie die folgende, äußerst kritisch:
"Das ist nicht dasselbe, weil du ja alle Männer ablehnst, da du sexuell nicht auf sie stehst. Lehnst du aber Frauen ab, nur weil sie körperliche Nachteile haben, dann kann das [als] diskriminierend gewertet werden."
(Als Antwort auf das Beispiel, dass man ja auch keine Männer diskriminiere, wenn man diese als heterosexueller Mann grundsätzlich als Sexualpartner ausschließt.)
Wenn man mich fragt, ist das schlichtweg falsch. Denn entweder wird hier der Begriff der Diskriminierung falsch verwendet, was bedeutet, dass man ein solch ernstes Thema leichtfertig für seine Argumentation instrumentalisiert, oder man impliziert tatsächlich ein Anrecht auf Sex, was absolut verwerflich wäre.
Und falls man mir nicht glauben will, weil ich mich bis hierher bloß auf meinen eigenen Kenntnisstand, meine Interpretation und mein Empfinden stütze und wir hier ja fundiert quatschen wollen, besorge ich uns mal ein paar gängige Definitionen:
Amnesty International definiert Diskriminierung wie folgt:
**************ational:
Diskriminierung ist eine grobe Verletzung der Menschenrechte. Diskriminierte Menschen werden aufgrund individueller oder gruppenspezifischer Merkmale systematisch an der Ausübung ihrer Menschenrechte gehindert.
Nach deutschem Recht ist Diskriminierung wie folgt definiert:
****************rechung:
Eine Diskriminierung im rechtlichen Sinne ist jede ungerechtfertigte Ungleichbehandlung aufgrund von „Rasse", ethnischer Herkunft, Geschlecht, Religion, Weltanschauung, Behinderung, Alter oder sexueller Orientierung.
Was direkt ins Auge springt, ist, dass es in beiden Definitionen um Rechte geht.
Wenn ich nun also sage, dass jemand einen anderen Menschen diskriminiere, weil er/sie ihn/sie als Sexualpartner ausschließt (aus welchen Gründen auch immer), sage ich damit also, dass damit jemand an der Ausübung eines Menschenrechts gehindert wird, was wiederum bedeuten würde, dass der Anspruch auf Sex ein Menschenrecht sei. Und das ist doch völlig absurd, weil das völlig im Widerspruch zum Recht auf sexuelle und körperliche Selbstbestimmung stünde.
Und falls jemand sich jetzt auf die deutsche rechtliche Definition bezieht und damit argumentieren will, dass solch ein Ausschluss ja gerechtfertigt sein müsse: Gerechtfertigt ist etwas, wenn für ein Handeln eine Rechtsgrundlage besteht. Diese ist allein mit der sexuellen Selbstbestimmung gegeben. Ob man die Begründung nun gut oder plausibel findet, ist dabei völlig irrelevant.