Kurz vor dem Fremdgehen......

"Wo du nicht mehr lieben kannst, da sollst du vorüber gehen."

F. Nietzsche

Habe diesen Thread überflogen, um mich mit einem "Leidensgenossen" in Sachen "Kurz vor dem Fremdgehen" auszutauschen. Deshalb wende ich mich hier mal direkt an Dreiklang. Wenn sich sonst jemand konstruktiv auf meinen Beitrag meldet, würde mich das natürlich auch freuen!

Wir sind mit Dreiklang wohl relativ gleich alt und ich bin seit 2 Jahren verheiratet. Zuvor war ich mit meiner jetzigen Frau schon viele Jahre fest zusammen. Und eine andere Frau gab es in meinem Leben bisher nicht. Nachdem in unserer Beziehung die gegenseitige sexuelle Anziehung schon seit einiger Zeit recht stark nachgelassen hat, habe ich einerseits angefangen, mir meine sexuelle Befriedigung selbst zu verschaffen, andererseits merke ich, dass ich jeder attraktiveren Frau auf der Strasse hinterherschaue.

Der vorläufige Höhepunkt meines manchmal bis zum wahnsinnig werden gesteigerten Verlangens nach Sex mit einer anderen Frau war bei mir vor einigen Tagen erreicht, als ich sogar drauf und dran war, eine 14 Jahre zurückliegende und von meiner Seite aus unfreiwillig platonische Freundschaft zu einer äußerst attraktiven ehemaligen Kommilitonin zu reaktivieren. Ich habe es fertiggebracht, Ihr in nicht ganz nüchternem Zustand (ich war keineswegs betrunken, sondern hatte mir lediglich Mut angetrunken!) eine Postkarte über's Internet zu schicken. Allerdings hatte ich vergessen, meine email Adresse im Grußtext mit anzugeben, da ich davon ausging, dass über den von mir gewählten Internetpostservice die email Adresse des Absenders automatisch mitgeteilt wird. Dies war jedoch nicht der Fall, und da der Kontakt zu dieser Kommilitonin über die Jahre nicht bestanden hat und ich mehrmals umgezogen bin, ist sie auch nicht im Besitz meiner Adresse.

Schon 2 Tage nach dem Absenden dieser Grußkarte habe ich befürchtet oder gemerkt, dass ich meiner Frau nicht mehr so wie vorher in die Augen schauen könnte, wenn ich das, was ich da angeleiert hatte, fortsetzen würde. Ich glaube auch, dass es mir in diesem Fall in Zukunft schwer gefallen wäre, künftig irgendwelche Komplimente oder Annäherungen meiner Frau anzunehmen, weil ich mir ständig selbst sagen müsste, dass ich das doch gar nicht verdiene! So nach dem Motto: "Wenn Du wüsstest ...!"

Der Zufall wollte es nun, dass meine email Adresse durch den Internetpostkartenversand dem Empfänger nicht mitgeteilt wird. Und so wäre ich nun gezwungen, eine zweite Grußkarte mit meiner email Adresse zu schicken, wenn ich wollte, dass sich diese damalige Freundin bei mir melden kann. Mit dem Abstand von 2 Tagen und zurück im nüchternen Zustand habe ich aber gemerkt, dass ich nicht der Typ für so ein Fremdgehen mit all seinen Konsequenzen wäre. Auch was ich darüber Abschreckendes an der sich daraus entwickelnden komplizierten Gefühlslage hier im Forum gelesen habe verhindert, dass ich diese Freundin ein zweites Mal kontaktiere. Somit habe ich eine Kontaktaufnahme in letzter Sekunde unterbunden. Was sich nun diese Freundin über die Grußkarte denkt, kann ich mir nur vorstellen. Ich denke aber, dass sie da doch einigermaßen cool bleiben dürfte, da sie es war, die mir damals klar gemacht hat, dass zwischen uns nie etwas anderes als Freundschaft sein könnte. Diese Freundschaft war ihr allerdings durchaus sehr wichtig, nur gab es Probleme mit meiner Erwartungshaltung, sodass ich es war, der die "Freundschaft" damals beendet hatte, das aber nur nebenbei.

Was ich sagen will ist, dass ich hier zum ersten Mal die Erfahrung mache, wie teuflisch dieses Gefühlsdilemma zwischen Treue und dem meiner Meinung nach angeborenen und natürlichen sexuellen Verlangen nach etwas Neuem sein kann.
Schreibt mir da jemand seine Meinung oder seine Erfahrung?

PS: Ich denke, das Dümmste ist sicherlich, eine ehemals unglückliche Liebe zu kontaktieren, da wäre wahrscheinlich jeder spontane Seitensprung mit einer schönen Unbekannten emotional weniger verfänglich und moralisch weniger verwerflich?

PS: Übrigens habe ich auf jeden Fall Gefühle zu meiner Frau, ich liebe sie. Aber die sexuelle Anziehungskraft hat nachgelassen. Ich habe mir vorgenommen, mit ihr demnächst ein ganz offenes Gespräch darüber zu führen und fühle mich übrigens seitdem wieder wesentlich besser und erleichtert, seitdem ich weiß, dass es bei dem eher halbherzigen und verkorksten Versuch einer Kontaktaufnahme zu dieser Kommilitonin geblieben ist!

PS: Folgenden Gedanken hab' ich gerade an anderer Stelle hier im Forum gepostet, aber es passt, wie ich finde hier besser her und es trifft den Nagel auf den Kopf:

Ein Dilemma, weil die Kombination aus verkrampfter und unerfüllter Sexualität in der Partnerschaft und der Wunsch nach dem Ausleben sexueller Begierden und nach sexuellen Abenteuern und etwas Neuem einem schlaflose Nächte bereiten kann! Offenbar umso mehr, je mehr man allmählich ein Alter erreicht, in dem die eigene Attraktivität nachläßt. Ich nehme das als eine Art Torschlusspanik bei mir wahr, die um die Frage kreist, was man im Leben alles erleben will, kann, darf und soll, damit man sich, wenn man eines Tages nicht mehr die Möglichkeit dazu hat, nicht den Vorwurf machen muss, etwas versäumt zu haben! Nur eben, dass der Preis für das Erlebte, wenn man es außerhalb einer bestehenden Parternschaft sucht und findet, zu hoch werden kann, und zwar höher als man vorher bereit war, dafür zu zahlen! Manchmal frage ich mich, ob man es seinem einzigartigen und nicht wiederholbaren Leben nicht schuldig ist, seine Bedürfnisse mehr auszuleben?! Das liegt vielleicht daran, dass ich bisher nur mit einer einzigen Frau Sex hatte?