Warum in drei Teufels Namen machen wir eigentlich so ein Riesenproblem daraus, mit dem anderen Geschlecht entspannt umzugehen?
Weil wir einfach immer noch in 'Geschlechtern' denken und der 'Kampf um sexuelle Anerkennung' mittlerweile schon ein regelrechter Konkurrenzkampf geworden ist. Solange die Menschen in 'Mann' und 'Frau' geteilt werden und beiden Begriffen pauschale Stereotype zugeschrieben werden, ob positiv oder negativ, und solange Männer Flirten zu einem Wettbewerb machen, bei dem die "Kerle" von den "Weicheiern" selektiert werden sollen und letztere diffamiert, nur weil sie keine 10 Frauen in der Woche ins Bett bekommen - solange wird auch dieser Druck auf Männern herrschen, möglichst schnell eine Frau kennen zu lernen. Zwischenmenschliche Sexualität ist mittlerweile schon zum Konkurrenzkampf geworden. Und die Medien heizen diesen Kampf so richtig schön an mit ihren widerlichen Umfragen und angeblich seriösen Studien, nach denen Frauen heute auf 'Weicheier' stehen und morgen auf 'Machos'. Kein Wunder, dass viele Männer total verkrampft sind - was auch wiederum negativ auf viele Frauen zurückfällt, da viele Männer durch diese ganzen idiotischen Flirttipps sich gar nicht auf die Individualität einstellen können.
Zudem kann man auch die generelle Vereinsamung der Menschen für diese Verkrampfung verantwortlich machen. Hinzu kommt eine Wünsch-dir-was-Sexualität, in der so manch ein Mann und eine Frau mediale pornographische Fantasien auf jede Frau oder jeden Mann projiziert - egal ob diese Person diese oder jene Sexualpraktik mag oder nicht. Es läuft einiges verkehrt in unseren heutigen menschlichen Beziehungen - und daran sind zum Großteil die Männer selbst schuld.
Viele Männer glauben, sie müssten 'harte Kerle' sein, und viele Frauen, sie müssten 'anspruchsvolle Prinzessinnen' sein. Beiden Geschlechtern wird ein Menschenbild eingeimpft, das nur auf Klischees und Vorurteilen basiert - und die Individualität des Menschen in keinster Weise berücksichtigt. Deshalb kommt es auch ständig zu Missverständnissen in Flirtsituationen. Mann lernt eine Frau kennen und macht einen auf 'alpha', weil ihm ständig erzählt wird, alle Frauen stünden darauf. Frau fühlt sich angewidert von der Macho-Posse und antwortet abwürgend. Mann deutet diesen Rückzug dann völlig falsch als Zustimmung zu seinem Verhalten, weil ihm das ja immer wieder gesagt wird. Frau zieht sich zurück und denkt 'Doofe Männer, wollen alle nur das Eine'. Sie selbst hätte zwar auch gerne Sex, aber ihr wird tagtäglich beigebracht, dass nur Männer wild rumpoppen dürfen, Frauen dagegen können der 'Schlamperei' bezichtigt werden. Mann dagegen geht frustriert nach Hause und denkt sich 'Blöde Tussi, arrogante' und nimmt sich in Zukunft vor, Gefühle nicht mehr zuzulassen, sondern nur noch härter vorzugehen. Und so weiter.
Das ist nur eine von vielen Flirtsituationen. Aber viele Flirts scheitern bereits von vorneherein, weil mindestens einer der Beiden mit Klischeedenken in einen Flirt geht, mit festen Absichten und den Flirt nur als Mittel zum Zweck sieht, um den oder die andere ins Bett oder in eine Beziehung zu bekommen.