in Gedanken und in Wirklichkeit
ist das immer anders. Wenns letztendlich eintrifft ist es meist anders als man es sich vorgestellt hat.
aber, was ist denn eine offene Beziehung eigentlich?
man hat eine feste Beziehung und jagt mit Wissen des Partners auch mal in fremden Gefielden (1), oder
man hat keine Beziehung in dem Sinne, und trifft sich immer mit der gleichen Person für Sex und Zärtlichkeiten aber man liebt sich nicht (2)?
Welche der zwei Varianten ist das denn nun?
Wenn mir das vielleicht so nebenbei jemand beantworten möchte? Welches Kind trägt hier welchen Namen? =)
ich habe in beide Richtungen schon "reingeschnuppert". Deswegen schnuppern, weil wir jeweils nicht wirklich weit gekommen sind.
Variante (1), das Gedankenmodell.
Gott hatten wir eine schöne Beziehung. und ich plappere wie ein Äffchen, und sie auch, total freizügig, unverklemmt, offen und ehrlich. Weiß nicht mehr, wer auf dieses Gedankenspiel kam, dieses berühmte "was wäre wenn..?" Ihr kennt das sicher. Obwohl niemand von uns beiden irgendeine Erfahrung freizügigerseits gesammelt hatte, haben wir uns in diesem Gedankenmodell verrannt, wir waren irgendwie hellauf begeistert davon. Obwohl wir gemerkt haben, dass wir uns da recht schnell einig waren, und wir uns gleich an diesem Abend ins Getümmel stürzen wollten, dachten wir doch trotzdem, scheinbar alle relevanten Fragen geklärt zu haben. "Was wenn der andre niemand 'abkriegt'?", "Was, wenn einer doch plötzlich nicht will dass der andere was mit jemand andrem anstellt?", "Was wenn plötzlich Gefühle mitspielen?". Wir haben diese Fragen recht einfach und mit scheinbar viel Verständins dem anderen gegenüber geklärt; die Möglichkeit der Notbremse gäbs quasi immer, Gefühle bleiben draussen, etc. Sollte doch auf dieser Basis für beide ein vielversprechendes und ein beziehungsauffrischendes Abenteuer sein! Oder?
Variante (1), die Realität.
Der Abend war vielversprechend, spitz wie Schmidt's Katze haben wir uns unter die Leute einer Discothek gemischt, und so getan, als wären wir nicht zusammen, sondern freundschaftlich da. Anfangs war das noch super witzig, jemanden aus den Reihen des eigenen Geschlechtes dem Partner "vorzustellen" und mal zu sehen was denn passiert. Wie sich der Partner auf den "neuen" einlässt, wie er sich gibt, sich ablenken lässt. Bis wir beide (zufällig hatten wir beide grade jemand an der Strippe) uns etwas länger aus den Augen gelassen haben; und ganz ehrlich auch die Konzentration füreinander verloren haben. Dieses Szenario hatten wir in unseren Köpfen nicht durchgespielt: Die Möglichkeit dass beide am gleichen Ort was tun, ohne sich zu sehen in dem Sinne, haben wir nicht bedacht. Der Buhmann war an diesem Abend ich. Etwa eine Stunde war jeder ausser Sichtweite, ich für mich hatte meinen Spaß mit anfänglichen flüchtigen Berührungen etc, und ich schäm mich auch zu sagen, dass ich, wenn überhaupt, nur daran gedacht habe wie gut sie's grad haben könnte, und nicht was sie grade empfindet, über unsere Gefühlswelt. Die hab ich abgeschalten. Warum ich das so einfach konnte, kann ich nicht erklären. Sie konnte das nicht, aus diesem Grund hat sie mich nach langer Suche kurzerhand aus der Disco gezogen, und wir sind schweigend nach Haus gefahren. Ich habe nicht verstanden was los ist, auch sie konnte es nicht wirklich sagen. Die Klärung kam einen Tag später: "Schönes Szenario ja, aber ich konnte nicht sehen, ob deine Gefühle bei mir sind, oder ob du sie grade "weggeschalten" hast, und da dann vielleicht eine andere "liebe" platznimmt. ich konnte mich nicht konzentrieren und den andren Kerl genießen, ich war nur bei dir. so schön die bereicherung fürs bett und uns darin gewesen wär, ich kann das nicht."
Das war keine Eifersucht, das war Angst. Und ich fands toll, dass sie diese Notbremse gezogen hat. Klar haben wir darüber gesprochen, wie es bis dahin mit dem anderen war, und uns ausgemalt wie es wohl weitergegangen wäre, hätten wir diese Option mit durchdacht. Aber wiederholen wollten wir damals dieses Spiel nicht nochmal, das Risiko war uns dann doch zu groß.
Ich glaub man kann gar nicht alle Möglichkeiten vorher durchdenken und durchspielen. Es bleiben also nur die Möglichkeiten: Druff auf'd Mutti und die Chance zu scheitern, und man kann hier nur ohne Blessuren das Feld verlassen, wenn beide absolut mit offenen Karten spielen, und daraus lernen (es muss ja nicht scheitern :?) oder: Man lässt es bleiben...
Variante (2), das Gedankenmodell.
ist kurz erklärt. Man ist single, kennt jemand, oder ist mit ihm befreundet, man ist sich sympathisch aber liebt sich nicht ergo sind keine Gefühle mit im Spiel. Aber jeder hat sozusagen Spinnweben zwischen den Beinen, und man möchte doch auch mal wieder. Also warum nicht! =) Keiner macht einen auf Ego, sondern einfach nur schönen Sex und Zärtlichkeiten austauschen, ohne Verpflichtungen oder ähnliches, und vor allem: Nicht nur einmal, warum nicht regelmäßig? Mit der Klausel: Wenn jemand eine Liebe findet, werden diese Treffen (was ich persönlich jetzt als offene Beziehung definiert hätte) beendet.
Variante (2), die Realität.
Mensch toll, sowas gibts! und dann auch noch so schön, man redet ganz anders über Sex und sich selber, der Sex an sich ist ein anderer - interessante Erfahrung! Man genieße es solange man kann. da man ja befreundet ist trifft man sich ja auch für Kino etc, ohne dass am Abend gleich das bett warten muss.
Der Bruch war zu erwarten: "ich habe mich verliebt..." Nun gut, mit dem haben beide irgendwann gerechnet, vielleicht haben wir es deshalb so locker gesehn. Aber der Haken tauchte jetzt erst auf: Da sie zum Freundeskreis gehörte, und wir das mit unseren intimen Treffen für uns behalten haben, die neue Freundin nun auch mit in besagtem Freundeskreis war, war der Umgang mit der "Poppfreundin" plötzlich ein anderer. nicht weil wir wollten, sondern weil wir mussten. was wir sonst so unbefangen und gern gemacht haben wie flirten, sich anstacheln, etc gabs nicht mehr, man musste die freundschaft wieder relativieren. Das war nicht einfach, aber geschafft haben wir das.
Ob man nun die Frage "ist eine offene Beziehung was für mich?" besser beantworten kann, muss jeder für sich entscheiden. Man kann mit beiden Versionen scheitern, aber auch beiden Versionen etwas abgewinnen. Oder? Solang man nichts verschweigt und offen und ehrlich ist, vor allem zu sich selbst, und das vom Gegenüber auch zu erwarten ist, kann ja eigentlich nichts mehr wirklich schief gehen. Sofern es eine entscheidung gibt, denn für viele scheidet ja allein der Gedanke an eine offene Beziehung schon in der Vorrunde aus! =)