Beide wollen - aber ich erschrecke vor mir selbst
Die Überschrift beschreibt mein Problem. Mein Freund und ich leben in einer glücklichen Beziehung, lieben uns und kommen gut miteinander klar. Als wir nach dem Kennenlernen und Verliebenlernen merkten, dass wir auch BDSM-mäßig gut harmonieren, war das für beide ein Geschenk des Himmels. Beide sind wir ein bisschen switchig, aber meistens bin ich die Domme und er ist Sub und wir haben einen Haufen Spaß dabei.Hatten jedenfalls mal.
Irgendwie habe ich es nämlich immer noch nicht hinbekommen, mich mit meiner sadistischen Veranlagung auszusöhnen, und in 90% der Fälle, wenn die Lust hochkocht, ich meine Fingernägel in seine Haut schlage oder die Hände um seinen Hals lege, erschrecke ich vor mir - es macht ping - und dann stürze ich ab. Mein Freund muss trösten und erlebt Tränen statt gutem Sex, ist total lieb und verständnisvoll - und trotzdem ist das natürlich scheiße.
Inzwischen habe ich richtig Angst davor, dass es wieder passiert. Ich traue mich kaum noch zu kuscheln, weil ich bei wachsender Lust auch wieder sadistische Impulse verspüre. Wenn ich die unterdrücke, unterdrücke ich auch die Libido und mein Freund ist enttäuscht (ich auch!) weil wir dann keinen Sex haben können. Wenn ich den Impulsen nachgebe, habe ich mich selbst nicht genug unter Kontrolle... Dann will ich sehen, wie er leidet, und bin viel zu schnell viel zu gemein, und der nächste Absturz auf meiner Seite ist vorprogrammiert, weil er mir dann ja zu Recht irgendwann zu verstehen gibt, dass ich gerade seine Schmerzgrenze überschreite.
Dieses Gefühl, mit diesem verfluchten Sadismus meinem Schatz TATSÄCHLICH wehgetan zu haben ist so ziemlich das furchtbarste, was es gibt. Natürlich könnte man es einfach lassen! Aber dann trenne ich 80 oder 90% meiner Libido von mir ab und habe wie zu früheren Zeiten kaum noch Lust auf Sex - und das sehe ich irgendwie auch nciht ein, wenn mein Schatz und ich doch von der Veranlagung her zusammenpassen und nur diese doofen Abstürze von mir so viele Male schöne Situationen verhindern!
Ich habe das Gefühl, dass zwischen mir und meiner sadistisch motivierten Libido eine richtig feste Wand in meinem Kopf existiert. Das ist sicher auch ganz sinnvoll, ich kann ja nicht einfach hingehen und irgendeinen Stino in meinem Bett ohrfeigen, nur weil ich das gerade geil finde, aber ich erlebe das inzwischen doch als deutliche Einschränkung meiner Libido. Und wenn wir gemeinsam spielen und ich an dieser Wand kratze, dann brauche ich so viel Selbstbeherrschung und habe tierische Angst vor dem, was passiert, wenn die Wand bricht...
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Zum Dommesein gehört nach meinem eigenen Anspruch an mich selbst auch Souveränität und die Bereitschaft, Sub durch die Hölle zu führen, die ich ihm bereiten möchte. Einige Male hat das auch schon geklappt und es war wunderschön für beide.
Aber wenn ich dann doch mal zu doll zuschlage oder kneife - und es vielleicht sogar tue, weil es mir mehr Spaß macht, wenn es ihm wirklich wehtut - dann erschrecke ich so sehr vor mir selbst, dass ich am liebsten nie wieder SM machen möchte.
Und da diese Labilität bei mir da ist und ich das jetzt schon ein paar Mal erlebt habe, traue ich mir selbst nicht mehr zu, eine Session richtig zu leiten und zu führen, ich kriege Anfälle von Selbsthass... Ich sehne mich nach Sex, ich fange damit an, ich sehne mich nach SM, ich fange damit an - und dann breche ich ab, weil ich vor mir selbst erschrecke...
Mein Freund ist geduldig, aber ich bin es nicht, und bei aller Geduld ist es ganz schön hart für ihn, ständig heißgemacht zu werden und dann ein heulendes Bündel Frau im Arm zu halten. Ich habe Angst, ihn damit zu verprellen, und je mehr ich mich unter Druck setze, desto schlimmer wird es.
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Wer hat Tipps für mich, wie ich diesen Teufelskreis durchbrechen kann?
Wenn wir beide SM wollen, und beide auch SM mit dem anderen wollen - wie kriegen wir es hin, meine Abstürze zu umgehen?
Denn inzwischen ist es fast ein Selbstläufer in mir geworden...