Borderline, Depressionen, ...
Ich habe Anfang des Jahres einen Mann übers Internet kennengelernt, den ich nicht verstehe. Vielleicht weiss ja hier jemand Rat.Jede Verabredung, die wir bisher hatten, kam nicht auf Anhieb zustande. Jedes Mal ist irgendwas (krank, überarbeitet, termin verpeilt,...) los, weshalb er absagt. Selbst die erste. Dazwischen vergehen Wochen und Monate, in denen wir mal mehr mal weniger Chat/Mailkontakt haben. Er schreibt mir oft, dass er mich umarmt, dass er mich lieb hat und dass ihn seine Arbeit fertig macht.
Selten (wir telefonieren beide nicht gerne) schreibt er mir, dass er mich am nächsten Tag anrufen will und tut es dann nicht.
Jedes bisherige Treffen fand in seinem Urlaub oder an/nach Feiertagen statt. Sehen wir uns ist er unglaublich liebenswürdig, anhänglich, zärtlich. Hält mich ganze Nächte in seinen Armen und küsst meine Stirn, wenn er kurz erwacht. Ist so unglaublich "verkuschelt", wie ich das nie erlebt habe. Trotz eindeutiger Chats sind wir bislang real nicht über ausgiebiges Knutschen und Kuscheln hinaus gekommen. Er geht zwar immer ganz schön "ran" aber sobald ich das geringste Zögern zeige, weil mir das in dem Moment zu flott geht, schaut er mir tief in die Augen und verwandelt sich nach kurzem Innehalten in eine Schmusekatze... Ich möchte mich nicht beschweren, ich geniesse das sehr. Aber es irritiert mich.
Auch redet er, wenn wir uns sehen, sehr viel. Schreiben tut er meisstens wesentlich knapper.
Immer wieder gibt es auch Zeiten in denen er sich über Wochen kaum meldet. Dann antwortet er mit Glück auf Mails von mir. Und plötzlich kommt soetwas wie "ich habe dich lieb, auch wenn ich es nicht immer zeige." ... aus heiterem Himmel.
Auf dem Portal auf dem wir uns kennengelernt haben, hat er viele Frauenkontakte. Immer wieder sehe ich, wie seine Kontaktliste dort wächst, bis er sie plötzlich aus einem Impuls heraus genau wie sein Gästebuch löscht. Seine Bilder ändert er beinahe täglich. Immer wieder postet er Liedertexte, die ganz klar seine Gefühle ausdrücken und daher weiss ich, dass er sich einsam fühlt, dass er sich selbst ungenügend fühlt, Angst vor dem Versagen hat und dass er sich sehnt. Bei einem Gespräch über diese Liste meinte er, das sei nur ein oberflächliches Internetspielzeug. Das sehe ich anders, aber seither möchte ich dort nicht mehr vertreten sein.
Und klar, ich habe auch meine Kontakte auf diesem Portal. Allerdings nehme ich das etwas ernster, denn dort sind viele "reale" Freunde von mir vertreten.
Nach Gesprächen mit Freunden über die Persönlichkeitsstörung "Borderline" habe ich mich etwas eingehender informiert und finde manches, was ihn betrifft, darin. Auch weiss ich vom Verlust seiner Eltern in der frühen Kindheit bzw. zu Beginn der Pubertät. Und wie wenig er das bislang verwunden hat. Natürlich bin ich kein Psychologe.
Ich bin einfach nur ratlos.
Und weiss nicht recht, was ich denken soll. Es passt gar nichts zusammen.
Zuerst hatte ich auf erhebliche Depressionen getippt.
Ich würde ihn gerne darauf ansprechen, nur kann ich das nur dann tun, wenn ich ihn auch sehe. Und derzeit stecken sowohl er als auch ich dick im Weihanchtsgeschäft. Und die Gedanken kriege ich aus meinem Kopf nicht heraus.
Mir kam auch schon der Gedanke ich wäre blos eine von Vielen in seinem Leben. Dem wiederspricht, dass er quasi immer ausserhalb seiner Arbeitszeiten online ist.
Was denkt ihr dazu?
Ich weiss derzeit nicht, wie ich mich verhalten soll und versuche, wenn er sich mal wieder so wenig meldet, mich rar zu machen, ihm aber immer mal wieder zu zeigen, dass ich an ihn denke und nicht weggehe.
Ich habe versucht mich kurz zu fassen. An sich ist die Geschichte wesentlich komplexer und gibt auch der BPS-Idee mehr Futter......